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Beitrag 4 von 10
zum Thema Mormonen & Indianer
Seite erstellt am 28.3.24 um 22:15 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Gunar
Datum: Donnerstag, den 14. Februar 2002, um 19:53 Uhr
Betrifft: Da gaben die Mormonen Feuer auf sie, und beinahe alle wurden getödtet.

Als Beispiel möchte ich eine wohlwollende, aber recht objektive frühe Quelle zitieren:

Moritz Busch: Die Mormonen, S.53:
    Mit ihren Nachbarn, den Utahs und anderen Stämmen des Gebirgs, vertragen sich die Mormonen gegenwärtig ziemlich gut. Anfangs indeß war dem nicht so. Der Punkt, wo sie sich zuerst ansiedelten, liegt auf den „Kriegsgründen“ der Schlangengräber und der Utah-Indianer, also auf neutralem oder Niemand gehörigem Boden. Als die Mormonen sich aber nach Süden und Norden ausbreiteten, kamen sie auf Stellen, welche die Indianer als ihr Eigenthum betrachten, wo sie allein fischen und jagen zu dürfen glauben. Sie klagten, daß man ihnen ihre Winterlagerplätze wegnähme und ihnen das Wild verscheuche. Die Schoschones drohten mit einem Angriffe, überlegten sich’s aber eines Bessern und hielten Frieden. Nicht so die Utahs. Im Winter 1849 begannen sie allerlei Neckereien, erschossen mehrere Stücke Vieh, welche den Mormonen gehörten, und rühmten sich dessen, drangen in einzeln gelegene Farmhäuser, um die Frauen zu erschrecken und Lebensmittel zu rauben und zwangen endlich die Colonisten, sich in das Fort des Utahthales zurückzuziehen. Im Hauptquartiere der Secte versuchte man zuerst gütliche Mittel, und als tiefe bei den Rothhäuten nicht anschlugen, wurde der Krieg beschlossen.
    Zu der waffenfähigen Mannschaft des Utahthales stießen zwei Compagnien der Legion von Zion, und sofort wurden die Indianer angegriffen. Sie hatten sich in den ausgetrockneten Canälen des Timpanogaflusses aufgestellt, wo sie von den Cottonwoodbüschen und Weidenstümpfen, die dort wuchsen, gedeckt waren. Nichtsdestoweniger wurden sie nach einem dreitägigen Scharmützel, bei welchem die Angreifer sich des Abends immer in das Fort zurückzogen, durch die Büchsen und die Kanone, [S.54] welche die Mormonen bei sich hatten, aus ihrem Verstecke verjagt. Die Mormonen hatten dabei nur einen Todten und mehrere Verwundete. Die Rothhäute dagegen verloren, da gerade die Masern unter ihnen grassirten, während ihres Rückzugs nach den kalten Schluchten des höhern Berglandes sehr viele Leute und unter andern auch den „Alten Riesenhirsch“, einen Häuptling, der lange Zeit der Schrecken des Utahthales gewesen war. Ein Theil der Geschlagenen wurde den Tafelberg hinaufgetrieben. Man vermochte sie aber durch Zureden, herabzukommen und sich zu ergeben. Man bewachte sie die Nacht über und befahI ihnen am Morgen die Waffen niederzulegen. Sie weigerten sich dessen, und stießen Drohungen aus. Da gaben die Mormonen Feuer auf sie, und beinahe alle wurden getödtet. Der Rest versuchte, nachdem er die Vorpostenkette durchbrochen, sich über die Eisdecke des Sees zu retten. Sie wurden jedoch von Reitern verfolgt und sämmtlich niedergemacht.
    Im nächsten Jahre erhielten die Utahs eine abermalige Züchtigung und ihr Häuptling, Patsowits mit Namen, wurde gefangen genommen und aufgeknüpft. Dieses summarische Verfahren aber hat einen solchen Eindruck auf sie gemacht, daß sie sich seitdem ruhig verhielten. Sie hatten im Ganzen etwa vierzig Todte, und die Kriegsbande des alten „Stick in the head,“ eines berühmten Häuptlings, war so geschwächt, daß er sich um Frieden zu bitten genöthigt sah. Eine große Menge Gefangene wurden gemacht, meist Frauen und Kinder. Man brachte sie unter den Kanonen des Forts Utah in Zelten unter, bis sie unter die Familien im Thale vertheilt werden konnten. Man reichte ihnen reichliche Lebensmittel, und es war eine Freude , sie, die Halbverhungerten, schmausen zu sehen. Der Versuch aber, sie in die Familien aufzunehmen und sie dort an ein civilisirtes Leben zu gewöhnen, schlug gänzlich fehl; denn sobald her Sommer [S.55] kam, verließen sie die Farmen und flohen in die schneeige Heimat im Gebirge zurück.
(Dr. Moritz Busch: Die Mormonen. Ihr Prophet, ihr Staat und ihr Glaube. Leipzig, 1855, S.53ff.)

Zumindest bietet dieser Bericht ein unverklärtes Bild der Realitäten: Die Mormonen erschossen die Indianer, wenn diese nicht taten, was man von ihnen verlangte, und ansonsten ging man sich weitgehend aus dem Weg. Und so war das damals eben, jeder sah den Indianer als minderwertigen Menschen an, den man aber auch nur dann erschoss, wenn er die eigenen Pläne durchkreuzte. Die Mormonen waren also weder besser noch schlechter als ihre (weißen) Mitmenschen.

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