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Verfasser: Erwin
Datum: Dienstag, den 9. Dezember 2014, um 14:11 Uhr
Betrifft: "Endogenes Morphin"

Endorphin ist übrigens das Kurzwort für endogenes Morphin, und der in unserem Kontext wichtigste Neurotransmitter dieser Art ist das Dopamin, das man volkstümlich auch als "Gückshormon" bezeichnet, und das bei allen Suchterkrankungen eine Rolle spielt.

Und dass es nicht immer direkt die Substanzen sind, die bei einer Sucht zur Dopaminausschüttung führen, zeigt das folgende Phänomen: es besteht nämlich darin, dass, noch bevor z.B. der nikotinhaltige Rauch auf die Bronchien und Rezeptoren in der Lunge trifft, bereits eine Reaktion in der Ereigniskette der Neurotransmitterausschüttung zu verzeichnen ist. Das heißt, dass bereits die bloße Vorstellung, das Nikotin inhaliert zu haben, zu einer Reaktion führt. Die eigentliche Substanz, das Nikotin, braucht nämlich einige Sekunden, um über den Pulmonarkreislauf und die Blutbahn ins Gehirn transportiert zu werden. Die Endorphinausschüttung bzw. Dopaminproduktion tritt aber bereits davor ein.

Dieses Phänomen zeigt, wie die menschliche Psyche durch neurophysiologische Prozesse bereits eine bestimmte Formation (ich nenne es einmal so) einnimmt, ohne dass eine endogene Substanz direkt daran beteiligt  ist. Da sich  Religion auf der affektiven Ebene abspielt, und niemand wird hier in diesem Forum behaupten wollen, dass Religion bzw. dass das Mormonentum eine vernunftorientierte Sache sei, kommt es zu vergleichbaren Reaktionen bei bestimmten rituellen Handlungen. Warum das so ist, kann ich aber nicht genau sagen.

Wahrscheinlich verbindet man eine rituelle oder zeremonielle Handlung mit einer zu erwartenden Belohnung. Im konkreten Fall mit einem Segen einer höheren Macht. Und das ist von scheinbarem Vorteil, so dass unsere kulturelle Evolution, um es einmal so zu formulieren, uns dahingehend geprägt haben mag, dass wir bei einer solchen Erwartungshaltung mit Dopamin belohnt werden. Ob die Belohnung wirklich eintritt, und ob wirklich ein Segen zu erwarten ist, und ob man tatsächlich in ein Celestiales Reich gelangen kann, steht dabei nicht zur Disposition. Der Selbstbetrug könnte so weit gehen, dass man eben süchtig nach diesem subjektiven Glücksgefühl wird, und man deshalb den Ritus weiterhin praktiziert, der mit der Überzeugung verbunden ist, dass man eben nur fest genug glauben muss, damit das Erhoffte eintritt.

In Amerika sagt man "tit for tat", was so viel heißt wie "dies für das" oder man bekommt nicht das eine ohne das Andere. Ich gebe etwas (z.B. den Zehnten, oder nehme am Abendmahl teil, muss dort also hinfahren und Zeit aufwenden, und befolge somit ein scheinbares Gebot einer höheren Macht) also kann ich dafür auch etwas erwarten. Und gerade darin besteht das Prinzip: man erwartet etwas von Gott, man nimmt Gott sozusagen in Regress, weil man ja etwas gegeben hat. Und die subjektive Gewissheit, die durch diese Doktrin und Konditionierung entsteht, führt zu einem Zustand, den man vielleicht als glücklich bezeichnen kann, oder zumindest als relativ glücklich. Immerhin, somit sind die Mormonen wahrscheinlich relativ glücklich - auch ohne Kaffee, was bei mir undenkbar erscheint.;-)

PS ... Alkohol macht übrigens nicht glücklich, so meine Auffassung, denn da wirken andere Mechanismen. Nikotin übrigens auch nicht. Aber Kaffee...? Naja, wahrscheinlich ist das auch nur ein weiterer Selbstbetrug, und meine Konditionierung diesbezüglich ist schon sehr weit fortgeschritten.

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