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zum Thema Gedanken zur Eröffnungsfeier
Seite erstellt am 19.4.24 um 7:46 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 10. Februar 2002, um 9:56 Uhr
Betrifft: Gedanken zur Eröffnungsfeier

So was war zu sehen und zu erleben? Eine phantastische Eröffnungsfeier. Wohl die beste Eröffnungsfeier für Winterspiele. Lillehammer war schon schwer zu toppen. Mußte man befürchten sie könnte zu US-patriotisch oder mormonisch ausfallen? Eigentlich kaum, den das IOC würde und hatte sein strenges Auge auf dem Programm.

So konnte man bewegende Bilder zu Beginn erleben (die (inkl. dem Bild der die Fahne hissenden Feuerwehrleute vom WTC am 11.9.) zerfetzte US-Fahne, die nun wohl den gleichen Status erlangt hat, wie die berühmste Iwo Jima Hissung duch die US-Marines im 2. WK), einer phantastischen Botschaft die als roter Faden durch den ganzen Abend durchschimmerte, Gegensätze, Verschiedenartigkeit, das Licht im Innern, Feuer und Eis, Licht und Dunkelheit. Ein Höhepunkt, eines endlich mal charismatischen IOC-Führers Jaques Rogge (Samaranch war ja nun wirklich Marke Schlafpille und Funktionär), könnte die Worte gewesen sein: "Jeder von ihnen kann ein Champion sein." Jeder gewinnt seinen ureigenen, persönlichen Kampf.

Phantastische Bilder, Farben und Musik. Die US-Elite der Musik, Show und Choreographie war zu stellen (hey ... und sogar ein Brit namens Sting). Mehrfacher Oskarpreisträger (waren es 5?) John Williams dirigierte den Tabernakel Chor zum "Olympia Song." Anflüge seiner Topmusik waren heraushörbar (der Mensch hat z.B. die Filmmusik dieser Filme geschrieben: Star Wars, Jurassic Park, Jaws, Indiana Jones, Schindler’s Liste, Hook, Amistad, Saving Private Ryan, ET, Harry Potter, Herr der Ringe und ich glaube Superman auch, oder? Um nur einige zu nennen). Wer einen Gag mag, siehe sich seine Homepage kurz an: http://www.johnwilliams.org/ und versuche aus dem originellen Geburtstagsständchen einige seiner Hits zu erhören. Williams wurde am Tag der Eröffnungsfeier 70 Jahre!).

Wohltuend die Tatsache, daß wer eigentlich keine Kenntnisse über die Mormonen hatte, inkl. ihrer beglückenden, einzig wahren und errettenden Botschaft, nachher auch nicht mehr wußte. Einiges über die "Eroberung des Westens" und der Geschichte Utahs. Die fünf Indianerstämme des US-Bundesstaates Utah hießen die Athleten mit traditionellen Tänzen willkommen und tausende Helfer stellten in einem prächtigen Musik- und Farbenspiel die Siedlungsgeschichte Utahs nach. Der IOC-Präsident sagte richtig: "Fantastisch, eine wundervolle Feier des amerikanischen Westens und der olympischen Werte." Und die olympischen Werte sind eine Botschaft der Menschheit, die keine religiösen Untertöne braucht, egal welcher Art.

Die "native Americans" (die Uramerikaner) bestimmten das Programm für 15 (?) Minuten nach der Einführung. Großartig. Bemerkenswert aud die Begrüßung durch die Stammesoberhäupter bzw. Repräsentanten (in einem Fall eine Frau!). Interessant einige Sätze der Navajos mit ihrem unglaublichen Dialekt (der der US-Armee im 2.WK dazu diente per Funk diente unverschlüsselte (!) Botschaft an ihre Einheiten im Pazifik zu senden, 20 Navajos wurden darin ausgebildet. Die Japaner konnten den Code, der gar keiner war, nie knacken.

Am interessanten der Teil der "Eroberung, Besiedlung des Westens." Mußte man spästens hier befürchten jetzt gäbe es eine verklärte Botschaft des Mormonismus, Fehlanzeige. Im "Zug gen Westen" tauchten zuerst ... die "Indianer" auf. Historisch richtig, dann katholische Mönche, Trapper, dann Siedler und Soldaten. Bemerkenswert das Kavalleristen dargestellt wurden, wenn ich es richtig sehen konnte, zwei, wovon einer eine schwarze Hautfarbe hatte. Mein geschichtsbewußtes Herz (gibt es sowas?;-) ... man merkt die alte HLT-Prägung ... hüpfte vor Freude. Es waren zu einem großen Teil eben nicht die "weißen John Wayne" Blauröcke die sich mit den westlichen Indianerstämme bekämpten, sondern Einheiten der 9. bzw. 10. Kavallerieregimenter, samt und sonders schwarze Soldaten ... außer die Offiziere natürlich. Von den Weissen wie Dreck behandelt, von den Indianern anerkennend als "Buffalo Soldiers" bezeichnet. Der "Weiße" kennt i.a.R. nur die John Ford Blauröcke und, wenn es hoch kommt, Custers 7. Kavallerie ... die zudem von den Indianern komplett vernicht wurde.

Die Trecksiedler, per Fuß, Pferd, Wagen und einige Handkarren, waren nicht sonderlich als Mormonen zu erkennen. Sie konnten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, als "normale Amerikaner" bzw. frische Immigranten (z.T. mit Merkmalen ihrer ursprünglichen Herkunft) wahrgenommen werden. Phantastische Darstellungen der Träume und Erlebnisse der Siedler, insb. der Kinder. Phantastische Musik und Darbietungen.

Ein Supergag natürlich beim Einmarsch der Nationen unser Freund und Fahnenträger aus den Bahamas (der Wintersportnation par excellence) in ... natürlich Bahamashorts (man merkt den Einfluß der bekloppten Briten, nehmen die irgendetwas ernst?).

Ein phantastische Idee das Einbringen der Olympiafahne, mit ihren symbolischen Trägern Desmond Tutu, Jean-Claude Killy, Steven Spielberg, dem Sohn von Jaque Cousteau, Lech Walesa etc. Grandios.

Für Sportbegeisterte natürlich phantastisch das Einbringen des oylmpischen Feuers bzw. Fackel. US-Olympiageschichte im Schnellverfahren.

Es ließ mehr wie hoffen ... und die Hoffnung wurde nicht betrogen. Der Sport fing gleich mit einem Paukenschlag an: In den 15 km Langlauf der Damen (Massenstart) gewann die Italienerin Belmondo (der Skiflo) ... nach 11,5 km Nr. 1, dann brach ihr Skistock, mußte zweimal ersetzt werden, fiel auf Platz 10 zurück ... und kämpfte sich bis ins Ziel ... auf Platz Nr. 1. Ja, der pure Wahnsinn. Und beim (sieht irgendwie verrückt aus, und nicht gerade schonend für Banden, Sehnen und Rücken) Buckelski lagen die Amis bei der vorletzten Teilnehmerin, wohl sich recht sicher fühlend, an Platz 1, bis die Norwegerin kam und sich Gold schnappte. Herrlich. Sorry USA.

Rundum: Gelungen.

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