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zum Thema Die Medaille hat eine Kehrseite
Seite erstellt am 20.4.24 um 10:29 Uhr
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Verfasser: Holger
Datum: Freitag, den 8. Februar 2002, um 17:37 Uhr
Betrifft: Die Medaille hat eine Kehrseite

Hallo,

aufgrund der vielen Zeitungsberichte, die in letzter Zeit zu lesen waren, habe ich mich entschlossen, einen offenen Brief an diverse Zeitungen zu mailen.

Die Medaille hat eine Kehrseite

Seit einigen Wochen steigt merklich das Olympiafieber und damit auch die Berichterstattung über ein seltsames Bergvölkchen, allgemein als Mormonen bekannt. Während der deutsche Journalismus, wie bei jeder größeren sportlichern Veranstaltung, akribisch und detailgetreu seine Arbeit verrichtet, scheint etwas in den Artikeln über die „Heiligen der Letzten Tage“ auffällig: Man bewegt sich offensichtlich unvorbereitet auf Neuland. Noch nie wie war das Interesse an den Mormonen so groß und die Unsicherheit mit dem Umgang dieser eigenartigen Menschen so gegenwärtig. Da wackelt die Kür und der Rittberger wird nicht so recht gestanden. Sportjournalisten wissen genau, dass jede Medaille eine Kehrseite hat aber bei den Mormonen traut man sich scheinbar nicht, die glänzende Seite einmal zu wenden und dahinter zu blicken. Lieber bedient man bewusst oder unbewusst das seit Monaten durch die mormonischen PR-Agenturen geschürte Bild der heilen Welt. Es kommt der Verdacht auf, als ob der Glanz von Olympia direkt mit dem Glanz der heimlichen Gastgeber assoziiert wird.
Da wird über ein stolzes, arbeitsames und sittsames Volk gesprochen, das hohe moralische Grundsätze verfolgt, welches prosperiert und mit einem auf ewig gebuchten Lächeln der Freundlichkeit kein Wässerchen zu trüben vermag. Man wagt sich kaum das Wort „Sekte“ zu verwenden, der Olympiaskandal rückt in den Hintergrund, eine unversierte evangelische Pfarrerin stuft die Mormonen als „harmlos“ ein und wir werden mit einer „charmanten“ deutschen Missionarin bekannt gemacht, die auf dem Tempelplatz in Salt Lake City ihren aufopferungsvollen Dienst verrichtet und sich als weltoffen und tolerant präsentiert. Ist es Unfähigkeit, mangelnder Wille, Desinteresse oder bloß vorsichtige Neutralität, die den Journalisten davor abhält, seine Recherchen tiefer in das theologische Imperium der Mormonen blicken zu lassen? Wir wissen es nicht. Oder wollen wir vielleicht zu Zeiten des olympischen Zaubers gar nichts über eine Religion erfahren, dessen Gründer Minderjährige ehelichte und per göttlichem Dekret auch die Frauen seiner Mitstreiter einforderte? Sehen wir Brigham Young lieber als historischen Pionier, anstelle eines nicht ganz zurechnungsfähigen Religionsfanatikers, der neben zahlreichen theologischen Hirngespinsten auch mitverantwortlich war, für das drittgrößte Massaker in der amerikanischen Geschichte, auf Utahs Bergwiesen? Interessiert uns der rassenfeindliche mormonische Glaube nicht, der beinhaltet, dass die dunkle Hautfarbe aufgrund eines göttlichen Fluchs entstanden ist? Wollen wir nichts davon wissen, wie Mitglieder ihrem Propheten bedingungslos und kritiklos folgen, durch die permanente Indoktrination einen Persönlichkeitsverlust erleiden und bis 1990 in den Kultbehafteten Tempelritualen die Freigabe bestimmter Geheimzeichen mit der symbolischen Androhung der Todesstrafe verbunden war? In Utah melden mehr Familien – aufgrund von zunehmender familiärer und finanzieller Belastungen (Zehnten) – Zahlungsunfähigkeit an, als in jedem anderen US-Staat und das ach so glückliche Volk liegt mit der Einnahme von Antidepressiva 60% über dem amerikanischen Durchschnitt.
Wie gesagt, jede Medaille hat ihre Kehrseiten. Die Frage ist nur, ob wir sie sehen wollen – oder wenn es nach den Mormonen geht – sollen.

Holger Rudolph

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