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Verfasser: Misery
Datum: Donnerstag, den 21. März 2013, um 12:21 Uhr
Betrifft: Antworten darauf

> 1. Wie geht Ihr heute mit eurer mormonischen Vergangenheit um?

Die Mormonen spielen in meinem Leben keine große Rolle mehr, das Thema kommt im Prinzip auch nur auf, wenn die ganze Familie zusammen ist (z.B. Weihnachten). Das Thema wird dann aber auch jedesmal schnell wieder abgebrochen, da die Meinungen zum Mormonismus natürlich ziemlich auseinandergehen. Meine Familie akzeptiert meine Entscheidung, und ich akzeptiere ihre.

> 2. Welche eurer mormonischen Freunde ist euch geblieben? Und warum?

Wenn ich meine Familie rausnehme, sind es 2-3 aktive Mormonen, mit denen ich gelegentlich noch über Facebook schreibe. Allerdings sind sie alle nicht zu 100% von ihrer Kirche überzeugt, und sehen vieles fast genauso krtisch wie ich. Es gibt ja auch sehr liberale Mormonen, mit viel Toleranz. Viele andere meiner Freunde sind ebenfalls ausgetreten, dort ist reger Kontakt.
Die meisten "Freunde" von damals haben den Kontakt zu mir abgebrochen, nachdem ich "inaktiv" wurde. Scheinbar war ich nur solange von interesse, wie meine Ansichten den ihren glichen.

> 3. Wurdet ihr ausgeschlossen oder gingt ihr selbst? Wie waren die Reaktionen der Mormonen?

Seit 2001 war ich "inaktiv" und schrieb zwischen 2004 und 2009 insgesamt 4 Austrittserklärungen, mit Einschreiben. Erst 2009, nach einem Bischofswechsel, bekam ich eine Antwort und mein Austritt wurde schließlich akzeptiert.
Die Reaktionen waren vielfältig. Natürlich gab es in der Familie viel Streit, das war eigentlich die größte Belastung. Ich war damals 18 Jahre alt, als ich für mich damit abschloss und nicht mehr zur Kirche ging. Es tut schon weh, wenn die eigenen Eltern vor einem weinen, weil sie glauben, sie hätten mich für immer verloren und könnten im Himmel nicht bei mir sein. Es dauerte sehr lange, bis meine Eltern und Geschwister sich mit dieser Situation anfreundeten und akzeptierten.
In den ersten Jahre meiner Inaktivität kam noch viel Resonanz von Mitgliedern, die glaubten mich "zurückholen" zu können. So standen z.B. die Heimlehrer oder auch die Missionare gelegentlich vor meiner Tür, manchmal auch unangekündigt. Auch als ich von zuhause auszog, waren solche unerwarteten Besuche nicht selten, scheinbar hatte meine Familie meine neue Adresse weitergeleitet. Ich bin aber nie auf ein Gespräch lange eingegangen, habe sie jedesmal abgewimmelt und irgendwann gar nichtmehr die Tür aufgemacht. Dann gab es eine Menge Gruß-und Einladungskarten von den "JAE’s" zu denen ich ja dann angeblich gehörte. Aber auch das verebbte nach und nach.

4. Welches positiven oder negativen Dinge habt ihr durch die Mormonen gelernt?

Ich glaube, dass ich sicher ein paar positive Eigenschaften habe, die aus meiner Kindheit bzw. der mormonischen Erziehung heraus resultieren z.B. grundsätzlich anderen Menschen freundlich zu begegnen, zu helfen oder zu verstehen. Eine gewisse Empathie habe ich dort erlernt. Natürlich möchte ich nicht abstreiten, dass dies auch ohne Religion möglich ist.
Negatives.. tja, das hat natürlich deutlich überwogen, weshalb ich schließlich auch ging. Die Mormonen waren mir zu engstirnig und verbohrt in ihren Ansichten, zuviel Falschheit, zuviel Intoleranz. Es gab sicher einige Schlüsselmomente, die mir bestätigten, dass dies nicht die richtige Kirche ist, z.B. wurde einem MS-kranken Mann per Krankensegen vorrausgesagt, er würde innerhalb von 6 Monaten wieder gesund. Nur 3 Monate nach dem Segen starb er - für mich der Beweis, dass es nicht funktioniert hatte, doch die anderen Mitglieder sahen dies als Bestätigung "Sein Leiden ist doch nun beendet". Die Dinge wurden so hingedreht, dass es irgendwie passte. Und dann war da natürlich die Frage, wie es sein konnte, dass ein Bischof, angeblich durch Gott dazu berufen, sich an Jugendlichen der Kirche vergangen hatte. Es gab diverse Gründe, viele negative Ereignisse, und schließlich meine Recherche im Internet über die Hintergründe des Mormonismus, die mir aufzeigten, dass dies nicht mein Weg sein konnte.

> 5. Was vermisst ihr seit dem Ausschluss/Weggang am meisten/wenigsten?

Ich vermisse nichts. Ich bin glücklich und zufrieden mit meiner Entscheidung.

Frage 6. entspricht Frage 2, also lass ich sie aus.

> 7. Was würdet ihr jemanden raten, der sich für die Mormonen interessiert?

Ich würde ganz klar die Punkte ansprechen, die von Missionaren zunächst gern weggelassen werden, z.B. die damalige Poligamie, der Rassismus, die Ausgrenzung und politische Einstellung gegenüber Homosexuellen, das Wort der Keuschheit und den Zehnten. Auch über die Figur Joseph Smith würde ich ein paar Worte verlieren, die vielleicht ein Missionar nicht ansprechen würde, weil er selbst darüber gar nichts weiß, außer eben das, was man ihm von der Kirche gesagt hat und was in seinem Leitfaden steht.

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