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zum Thema Ephraim Kishons „Der Vaterschaftsprozess des Zimmermanns Joseph“
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Verfasser: Gunar
Datum: Montag, den 4. Februar 2002, um 0:34 Uhr
Betrifft: Ephraim Kishons „Der Vaterschaftsprozess des Zimmermanns Joseph“

Augsburger Allgemeine
04.02.2002

Gott tritt vor Gericht
Parktheater lässt’s mit Kishons „Vaterschaftsprozess“ krachen

Von unserem Redaktionsmitglied Alois Knoller

So war’s auch auf der Hochzeit von Kana: Lustig ist es von Anfang an, aber richtig gut wird die Sache erst nach der Hälfte. Satiriker Ephraim Kishon muss in seinem Stück „Der Vaterschaftsprozess des Zimmermanns Joseph“ erst einmal alles fromme Beiwerk der Weihnachtsgeschichte der Lächerlichkeit preisgeben, ehe er den eigentlichen Kern erreicht, den er erstaunlich ernsthaft anfasst. Zuletzt lacht sich’s in der neuen Komödie im Gögginger Parktheater am besten.

Kein geringerer als Herr Imhimmel wird vor die Schranken des Bezirksgerichts zitiert, angeklagt von dem tölpelhaften, dennoch heißspornigen Joseph von Nazareth. Er möchte Unterhalt von dem sauberen Herrn, der seiner Maria - womöglich freiwillig - das Kind angehängt hat. Natürlich fehlt es an eindeutigen Beweismitteln, also müssen Zeugen ran.

Kishon fährt ein Arsenal urkomischer Typen auf. Respektlos krempelt er die neutestamentlich-kirchliche Ãœberlieferung um. Erzengel Gabriel ist ein kindlicher Naivling mit Fistelstimme, die Heiligen Drei Könige entpuppen sich als dösköpfige, furchtsame Hirten, die Evangelist Matthäus dann ein wenig dem Upgrading unterzogen hat. Der Heilige Geist tritt als Tattergreis auf, der sich vom Chef hintergangen fühlt, der eine „abgekartete Dreiecksgeschichte“ erfunden habe. Evangelist Johannes zeigt sich als lispelnder, jugendlicher Enthusiast, während Kollege Lukas als wohlbeleibter, würdiger Experte erscheint, der keinen Widerspruch duldet.

Die interessanteste Figur in diesem Hexenkessel ist der liebe Gott, den Gerhard Friedrich in einer Mischung aus ironischer Brechung und seriöser Reflexion zu verkörpern versteht. Im Kostüm des Alten von der Wolke verbirgt sich einer, der mit den Menschen lieber nicht so viel zu tun haben möchte. Es genügt schon, dass er die ganze Welt erschaffen hat - und immer noch zu Einigem in der Lage ist, wie er mit kraftvollen Liegestützen beweist. Fast scheint es, als wäre auch er der raffinierten Maria (Britta Kleineheer) im kessen roten Kleid mit verführerischem blauen Umhang erlegen sei, die die Karriere ihres Söhnchens Jesus schon perfekt organisiert hat. Die wiederholte Beteuerung, er habe ihr nie einen Heiratsantrag gemacht, wirkt immer drolliger.

Autor führt Regie

Geschickt nehmen die beiden Anwälte Gott in die Zange. Kishon lässt einen orthodoxen Juden und einen schwarzen Mormonen aufeinanderprallen, beides Eiferer mit eigentümlichen Ansichten über die Religion. Der eigentliche Anwalt Gottes ist, wie sollte es anders sein, seine „loyale Opposition“, der Teufel. Gert Klotzek spielt einen geschmeidigen Mephisto, der mit dem Herrn gemeinsame Sache macht. Klamauk, den es im Stück fast übersatt gibt, ist an dieser Stelle längst der hintergründigen Satire gewichen, die Wahres zu sagen.

Kishon führte für diese Inszenierung selbst Regie, unterstützt von Renate Baumiller-Guggenberger aus Augsburg. Der Satiriker lässt es ordentlich krachen - eine Truppe aus spielfreudigen, vorwiegend jüngeren Schauspielern folgt gerne seinem derben Witz - und es wird viel gelacht über die Doofen und die Durchtriebenen, das fromme Frisieren und das Allzumenschliche. Aufführungen bis Dienstag, 5. Februar, jeweils um 19.30 Uhr.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Portal/start?pagename=AZZ/article/print&arid=1012727674352

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