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Verfasser: Sappho
Datum: Samstag, den 19. Februar 2011, um 14:38 Uhr
Betrifft: OT  Gedanken über Bibel, Buch Mormon und Religion

Vor langer Zeit las ich sowohl die Bibel als auch das Buch Mormon. Vor nicht ganz so langer Zeit war ich Mitglied bei den Mormonen, und besuchte christliche Kirchen. Je mehr ich an diese Zeit zurückdenke, desto verwunderlicher scheint es mir, warum Menschen, die ansonsten rational und logisch denken und argumentieren können, ihr Herz an Mythen und Legenden binden, die, selbst wenn sie eines Tages als „Fakten“ bewiesen werden sollten, viel über Grausamkeit, Sexualfeindlichkeit und Intoleranz Andersgläubiger gegenüber verrät.
Laut Levitikus sind beispielsweise folgende Menschen mit dem Tod zu bestrafen:

# Menschen, die Mischgewebe tragen
# Menschen, die bestimmte Fischsorten essen
# Menschen, die homosexuell sind
# Menschen, die anderen Göttern dienen
# Frauen, die menstruierend in den Tempel gehen wollen

Diese Liste ließe sich beliebig weiter führen. Und im Neuen Testament? Gab es da Verbesserungen? Nicht im Geringsten, denn auch hier verlangte, vor allem Paulus, Konformität statt Individualität, und erklärte alle, die nicht seiner Meinung waren, zu Abtrünnigen.
Und was ist mit dem Buch Mormon, diesem Buch, dass angeblich mit der Hilfe Gottes durch Joseph Smith übersetzt wurde; jedoch, wie moderne Forschungen belegten, von Salomon Spaulding geschrieben, und von Smith und Rigdon (der das Manuskript beim Drucker gestohlen hatte, wie vermutet wurde) „bearbeitet wurde?
Hier kommen Frauen so gut wie nie vor (ebenso in der Bibel), und Schwarze werden als durch einen Fluch bestraft hingestellt, die nur dadurch „weiß und angenehm“ werden können, wenn sie das (mormonische) Evangelium annehmen.
Religion hat manchmal viel Gutes, meist aber viel Schlechtes hervorgebracht. Hier die Erfahrungen dreier Menschen, von mir zusammengefasst:

1.      Mel White, Pastor der MCC (Metropolitan Community Church), schwul:

Mel White war zu einer Talk Show in Washington eingeladen, zu der als weiterer Gast ein fundamentalistischer Geistlicher (ich glaube, er war Baptist) eingeladen war. Als Herr White ihm erzählte, dass er schwul sei, und mit seinem Partner Gary seit 20 Jahren zusammen war (inzwischen sind beide in Kalifornien verheiratet), meinte der Geistliche zu ihm, dass er den Tod verdient hätte, weil er schwul sei. (White erzählte in seinem Heft „What the Bible say and doesn’t say – about homosexuality“, darüber)

2.      Kris Morton, Hausfrau und damals Mormonin, heterosexuell:

Sie wuchs in einer gläubigen Mormonenfamilie mit Bewusstsein ihres Pioniererbes auf. Ihr eigener Vater war Hohe Priester, und ihr ganzes Familienleben drehte sich um die Kirche. Während ihrer Kindheit wurde sie von einigen Familienmitgliedern missbraucht, darunter ihr Großonkel, der als Gemeindepräsident (Leiter einer Mormonengemeinde, die nicht zu einem Pfahl gehört) arbeitete, also eine „kirchliche Respektsperson“.  Als Begründung sagte er, dass er ihr „helfen“ würde, ihr „etwas Gutes tun“ würde, und als sie versuchte, sich gegen ihn zu verteidigen, meinte er, dass sie dazu „kein recht“ hätte, weil „die Schriften“ es erlauben würden. Sie litt, und erzählte niemanden in der Kirche davon. Ihrer Therapeutin sagte sie:

„In der Kirche ermahnen sie uns Jungen Damen (Organisation der Mormonen für junge Frauen von 12-17 Jahren), moralisch rein zu sein, und mit Gleichaltrigen oder Erwachsenen  nichts Unmoralisches zu tun, oder uns von ihnen zu etwas Sexuellem zwingen zu lassen. Aber sie warnen uns nicht vor den Priestertumsführern oder Familienmitgliedern, die genau dasselbe tun. Sie lehren uns, die männlichen Priestertumsträger zu ehren, weil diese im Namen Gottes auf Erden handeln würden. Sie sagen uns, dass wir unseren Führern folgen sollen, egal, was sie auch sagen, und alles würde in Ordnung sein. Nun, es war nicht in Ordnung, und es macht mich wütend“ (Gefunden in: Blame the Victim – Hushing Mormon sexual abuse, von Marion Smith, http://www.affirmation.org/news/1996_05.shtml

3.      Gerlinde Kenkel, Wicca, damals religionslos:

Ich besuchte eine protestantische Kirche in Lübeck, womit ich der Einladung einer Arbeitskollegin folgte. Ich hatte gerade zwei Artikel über die Mormonen geschrieben, die in der „Brücke zum Menschen“ (Ausgaben 115-117) veröffentlicht wurden. Während der der Recherche hatte ich einige Bücher über das Frauenbild der Kirchen und Wicca gefunden, die ich studierte und die mich gedanklich beschäftigten.
In der Kirche gab es nach dem Gottesdienst noch ein zwangloses Beisammensein, indem ich sowohl den Pastor als auch einige Mitglieder auf mein Wissen aus den Büchern aufmerksam machte.
Daraufhin wurde mir mit Hilfe der Bibel gezeigt, was ich als Kritisierende ihres Glaubens, als Lesbe (so wurde ich von meiner „netten“ Kollegin geoutet) und als jemand, die sich für Magie und Hexen interessierte, verdient hätte: Den Tod!
Auf meinen Einwand hin, dass das Alte Testament (auf den sie sich dabei vor allen bezogen hatten) für Christen wegen des Sühnopfers Christi nicht mehr gültig sei, meinten sie, dass die GANZE BIBEL wortwörtlich gültig sei, woraufhin ich, sarkastisch, wie ich nun einmal bin, sie fragte, wer denn nun an mir das Todesurteil vollstrecken würde? Ihre Antwort war mein Rauswurf.

Drei Geschichten. Drei Beispiele davon, wie die Bibel und das Buch Mormon, ja, wie monotheistische Religionen, die sich als „christlich“ bezeichnen, ihren Glauben sehen.
Was ist eure Meinung dazu?

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