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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Donnerstag, den 7. Oktober 2010, um 10:42 Uhr
Betrifft: Beispiele für den Einfluss von Kritikern

> >Gleichzeitig glaube ich, dass die Skeptiker für die HLT-Kirche absolut notwendig sind. Sie verhindern ein Abdriften in extremere Sphären und sind eine wichtige Voraussetzung für Fortschritt.
> Kannst du Beispiele nennen aus der Kirchengeschichte, wo das so war?

In der Hochphase des „Civil Rights Movements“ in den USA (1965 bis 1970) wurde die HLT-Kirche sowohl von Teilen ihrer eigenen Mitglieder als auch von vielen Nicht-Mitgliedern besonders scharf dafür kritisiert, Männern mit schwarzer Hautfarbe kein Priestertum zu übertragen. Präsident David O. McKay war gesundheitlich eingeschränkt, so dass Hugh B. Brown dessen Aufgaben kommissarisch übernahm. Hugh B. Brown war für die Kritik sehr offen und ließ sich davon überzeugen, dass die Verweigerung des Priestertums für Männer mit schwarzer Hautfarbe keine Grundlage in den heiligen Schriften hatte. Er beriet sich deswegen 1969 mit N. Eldon Tanner und holte die Zustimmung von 11 der 12 damaligen Apostel ein (u.a. Howard W. Hunter, Ezra Taft Benson, Thomas S. Monson, Spencer W. Kimball und Gordon B. Hinckley), um diese Regelung endlich aufzuheben. Ein Apostel war genau zu diesem Zeitpunkt auf Reisen und nicht greifbar: Harold B. Lee. Nach seiner Rückkehr sprach er sich vehement gegen das Ansinnen der Mehrheit aus. Der Plan von Hugh B. Brown scheiterte. Dennoch glaube ich, dass derartige innerkirchliche Bestrebungen einen Einfluss auf die Entscheidung hatten, das Priestertum 1978 endlich gegenüber allen „würdigen“ Männern zu öffnen. Außerdem denke ich, dass die Vielehe ohne die vehemente Kritik wohl auch nicht so schnell abgeschafft worden wäre.

Gleiches trifft meiner subjektiven Einschätzung nach auf ganz, ganz viele andere Entscheidungen zu. Mitte der 90er Jahre bat die Familienberaterin Dianne Edwards um Gespräch mit Gordon B. Hinckley. Sie hatte im Vorfeld oft kritisiert, dass Missionare beim Tod eines nahen Familienangehörigen dazu angehalten wurden, im Missionsfeld zu bleiben, anstatt der Beerdigung beizuwohnen. Dies sei nach Einschätzung von Edwards sehr schlecht für eine gesunde Verarbeitung der Trauer. Präsident Hinckley hörte sich die Kritik von Edwards an und änderte die Vorgabe. Ich bin mir sicher, dass wir bei vielen Entwicklungen gar nicht mitkriegen, dass hier irgendwelche kritischen Stimmen im Vorfeld eine wesentliche Rolle gespielt haben.

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