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Seite erstellt am 28.3.24 um 15:38 Uhr
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Verfasser: Trzoska
Datum: Samstag, den 18. September 2010, um 6:51 Uhr
Betrifft: Nenne es wie du willst.

>> Also dann, liebe Mormonen, träumt süß weiter bis zum Tag des schrecklichen Erwachens!
>> Und... die Wahrheit ist extrem und kompromisslos, sie lässt sich nicht relativieren. Glücklich derjenige, der sich früh geübt hat, ihr offen ins Gesicht zu sehen.
>Wer bereitet uns denn dieses schreckliche Erwachen? Gott?<
Nenne es wie du willst. Logischerweise wird das Ein und Alles der Ewigkeit auch eine Person darstellen können, wenn es das will; und wenn es das will, kann es auch einen Bart haben und sich weiß kleiden. Unwahrheiten können sich eine Weile am Rande verbergen, müssen dann aber verschwinden. Menschen können so viele Knoten machen wie sie wollen, sie werden dann doch von einem, der Spaß daran findet, wieder aufgelöst. Unwahrheiten sind das, was man sich einbildet, Wahrheiten sind das, was tatsächlich vorhanden ist.
Eigentlich bereiten wir uns selbst das Schreckliche an dem Erwachen! Einige Menschen treiben das Versteckspiel mit sich selbst so weit, dass sie am Ende nicht mehr wissen, wo ihre Ängste herrühren. Die meisten lassen sich aber von anderen die Ängste einreden, weil sie selbst nicht im Blick ins Licht gefestigt sind.

>Und wann passiert es?<

Die Uhrzeit kann ich dir leider nicht sagen, aber es passiert spätestens mit dem Tod. Dann werden wir mit all dem konfrontiert, was wir gelebt haben, und ernten einfach das, was wir gesät haben.

>Glaubst Du wirklich an einen Schöpfer, der uns ein schreckliches Erwachen bereitet<

O ja; Hawkins nennt ihn „Gravitation“, stand gestern (vorgestern) in der Zeitung. Ich glaube aber nicht, dass er dabei weit genug zurückdenkt; er sieht es vielleicht nur mathematisch/physikalisch.
Aber so viel sei gesagt: Wir selbst sind der Schöpfer unserer Welt, der gegenwärtigen und der zukünftigen, zumindest was unsere Position in ihr betrifft. Ob wir dabei in dieselbe oder in eine andere Welt geraten, weiß ich nicht.

>obwohl wir uns nach bestem Gewissen und aus Liebe zu ihm darum bemüht haben, seinen Willen zu tun?<

Wenn wir einer Illusion gedient haben, wird es uns nicht viel nützen. Dann greifen wir nach Seifenblasen; denn jede Religion definiert „Seinen Willen“ auf sich selbst bezogen, so wie behauptet wird, dass der Wille Gottes sich durch Joseph Smith, Brigham Young, John Taylor… Thomas S. Monson kundtat und tut, und jede Religion ihre Jünger in eine eigene Richtung konditioniert, die von der Wahrheit wegführt.

>Hast Du selber Kinder?<

>Würdest Du ihnen ihr Weihnachtsgeschenk an Dich auf den Kopf schlagen, wenn es Dir nicht gefällt? Und würdest Du es auch dann tun, wenn sie große Opfer gebracht haben, um Dir eine Freude zu machen? Nein, das ist nicht mein Verständnis eines liebenden himmlischen Vaters. Das wirkt auf mich überhaupt nicht attraktiv.<

Ich wollte Weihnachten schon immer abschaffen, seit ich Exmormone bin; aber ich konnte mich gegen meine Familie nicht durchsetzen. So haben wir jedes Jahr immer noch den Geschenkeauspackrausch mit vorhergehendem Festessen, ohne ihn mit Religion in Verbindung zu bringen.

>Was Deine Interpretation der Ereignisse in der Geschichte meiner Glaubensgemeinschaft angeht, so erstaunt es mich nach wie vor, dass ich keinen (nichtmormonischen) Historiker kenne, der Deine Auffassung teilt. Es stimmt, Deine „Wahrheit“ ist extrem und kompromisslos. Die „Wahrheiten“ professioneller Historiker sind hingegen ausgewogen, differenziert und kompetent. <

Historiker sind eben nur Historiker und keine Psychologen, keine Menschenkundler, keine Archäologen, keine Paläontologen, keine Linguisten, keine DNA-Experten und keine Drogenexperten. Sie haben eigentlich nur den Auftrag, gesicherte Fakten zu verwenden oder hinzuzufinden. Ich hingegen bin frei und kann mir aus allen Faktoren ein eigenes Bild machen. Ich bin z. B. Drogenexperte aus eigener Erfahrung und kann mir daher vieles mit halluzinogenen Drogen erklären, was Joseph Smith behauptet oder bewerkstelligt hatte. Ein Historiker würde nicht historische Fakten für die Erste Vision anführen können. Wohl könnte er, wenn er es sich zur Aufgabe machen würde, etliche zeitgenössische Artikel aus Zeitungen und Kirchenblättchen finden, die von ähnlichen Visionen mit oder ohne Drogeneinfluss berichten, und zwar lange bevor Smith seine angebliche Vision hatte. Ich sage nicht, dass Joseph Smith selbst unter Fliegenpilzeinfluss die Erste Vision hatte, sondern ich denke eben eher an eine geklaute Geschichte von anderen, die er ab 1834 versuchte in seine Geschichte einzubauen. In Moronis Erscheinung finden wir viele Ähnlichkeiten mit den Geisterbeschwörungsgeschichten aus seiner Jugendzeit. Joseph Smith nannte diesen Engel übrigens Nephi, während die Kirche ihn später auf Moroni umänderte, um die Geschichte logischer erscheinen zu lassen.
Wenn die Mormonen die Freiheit haben, solche nicht belegbaren Märchen als wahr vorauszusetzen, dann habe ich auch die Freiheit, bei der Untersuchung der Joseph-Smith-Geschichte alle Aussagen von Zeitzeugen in Erwägung zu ziehen, die vielleicht in verleumderischer Absicht getätigt wurden. Aber das Übergewicht liegt eben mehr (für mich zu 100 %) auf meiner Version von der Geschichte Joseph Smiths als auf der nebulösen mormonischen.

>Mormon 9:3 und andere Schriftstellen scheinen diese Position klar zu stützen<

Wenn du das Buch Mormon zitierst, solltest du dir bewusst sein, dass du, wenn du religiöse Teile verwendest, Sidney Rigdons erweiterte campbellitische (reformiert-baptistische) Gedanken weitergibst. Nimmst du hingegen nur den historischen Ablauf im Buch Mormon, hast du es mit Solomon Spauldings Roman zu tun. Nimmt man allerdings den Teil, der die 144 verlorengegangenen Seiten ersetzt, stößt man partiell sogar auf Joseph Smiths Urheberschaft. Ich denke da u. a. an die Vision vom Baum des Lebens, die der Traum ist, den sein Vater hatte und so oft in der Familie erzählte.
Das sind jetzt analytische Untersuchungen, die Historiker nicht machen, aber wohl Professoren an der Stanford-Universität, von denen 2 neutral sind und 1 Exmormone ist. Auch beschäftigen sich Historiker nicht mit der Richtigkeit von Joseph Smiths Übersetzung des Buches Abrahams und der Faksimiles und ihrer Auslegung, wohl aber Ägyptologen, zumindest so lange, bis sie merken, dass es Zeitverschwendung ist, sich Josephs Smiths Unsinn zu Gemüte zu führen .

>Robert Remini schreibt in seiner Biographie über Joseph Smith beispielsweise: „He was obviously a remarkable man who accomplished something truly exceptional. He faltered at times in carrying out his mission, but he held to his course until the very end (S. 181).“<

Ich übersetze: “Er war offensichtlich ein bemerkenswerter Mann, der etwas wahrhaft Außergewöhnliches zustande brachte. Er schwankte manchmal darin, sein Mission zu erfüllen, aber er hielt bis zum tatsächlichen Ende an seinem Kurs fest.“
Dies sagt natürlich überhaupt nichts aus. Dies kann auch die Geschichte eines Hexen-Großmeisters in spe sein, der sein höchstes Ziel „das Erfinden einer Religion und Verführen Tausender“ mit dem Jupiter-Talisman in der Tasche bis zuletzt im Auge behielt.
Man vergesse nicht, dass es auch mormonische Historiker (zwei wurden sogar zu Kirchengeschichtsschreibern berufen) gab und gibt, die man aufs Abstellgleis gebracht hat, weil sie zu viel aus dem Nähkästchen plauderten, bzw. eine ausgiebige, wahrheitsgetreue Kirchengeschichte in 5 Bänden veröffentlichen wollten. Einen bekannten Historiker gibt es auch in der Exmormonengemeinde – Will Bagley, der auf Exmormonen-Konferenzen regelmäßig seine Vorträge hält.

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