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Seite erstellt am 18.4.24 um 21:45 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 27. August 2010, um 20:45 Uhr
Betrifft: Menschen sind kein Puzzlespiel

> Sprichwort: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht."

Wenn Du in dieser Hinsicht einigermaßen im Durchschnitt liegst, dann hast Du heute, bevor Du zum Schlafen die Augen zumachst, etwa 200 Mal gelogen. Falls Du das von Dir zitierte Sprichwort ernst meinst, dann dürftest Du niemandem, aber auch gar niemandem auf dieser Welt mehr irgendetwas glauben. Und Du könntest nicht erwarten, dass Dir irgendjemand auch nur eine einzige Deiner Aussagen abnimmt.

> Jede andere Theorie ist wahrscheinlicher als die vielen Märchen, die Joseph Smith in die Welt gesetzt hat, und jeder andere Halunke hätte einen besseren Propheten abgegeben als er.

Was macht denn einen guten Propheten aus? Während der Phase des „Second Great Awakening“ gab es im so genannten „Burn-Over District“ viele „Propheten“. Erinnert sei an dieser Stelle nur an Isaac Bullard oder Jemima Wilkinson. Sie sind alle ganz, ganz schnell von der Bildfläche verschwunden. Joseph Smith sah hingegen ein unglaubliches Wachstum der durch ihn angestoßenen Bewegung voraus und lies das Buch Mormon in einer Erstauflage von 5000 Exemplaren drucken. Angesichts der damals sehr geringen Auflagen von Büchern war das ein Wahnsinn. Heute ist das Buch Mormon zweifellos eines der einflussreichsten religiösen Werke, die es jemals gegeben hat. Es gehört zu den zehn verbreitetsten Büchern der Menschheitsgeschichte. Die Aussage, dass dies jeder Halunke besser hinbekommen hätte als Joseph Smith, muss in Anbetracht derartiger Gegebenheiten nicht weiter kommentiert werden.

> Es passt einfach alles ins Bild, das Puzzle ist fast komplett, und es gibt keine Chance mit einigen Puzzlesteinen das Bild noch herumzureißen.

Ich will an dieser Stelle mal etwas offener sein, als ich es normalerweise bin: Meinem Eindruck nach begehst Du den gleichen Fehler wie manche Menschen in verschiedenen Glaubensgemeinschaften – Du glaubst, dass man ein stimmiges Puzzle komplettieren kann und bemühst Dich, dies auch zu tun. Alles soll zusammen passen. Jeder Widerspruch muss sich auflösen. Irgendwann gelangt man zur absoluten Wahrheit. Du hattest vor einiger Zeit mal Michael Ash erwähnt. Im Bücherregal eines Bekannten habe ich eines seiner Werke entdeckt und es mir ausgeliehen. Es heißt „80 Evidences supporting the Prophet Joseph Smith“. Sei mir nicht böse, aber die Art der Argumentation bei Michael Ash erinnert mich sehr stark an Deine. Ich habe fast den Eindruck, als seid Ihr aus demselben Holz geschnitzt. Michael Ash wirkt sehr gut informiert, schleppt haufenweise irgendwelche Belege an, proklamiert Objektivität und weiß auf jede Frage eine Antwort. Alles muss ins Bild passen. Ich habe das Buch irgendwann zur Seite gelegt. Es war für mich unerträglich. Für mich gehören Widersprüche und Menschlichkeit zum Leben. Wir machen ständig Fehler, sind egoistisch, übervorteilen Andere, lügen hier und da und fallen andauernd auf die Schnauze. So ist das nun mal. Und so genannte Propheten unterscheiden sich hier auch nicht unbedingt von ihren Mitmenschen.

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