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Seite erstellt am 23.4.24 um 12:55 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Montag, den 19. Juli 2010, um 18:57 Uhr
Betrifft: Schulterfreie Sommerkleider

> Ich denke, dass es genügen würde, bestehende Aufzeichnungen in den Archiven der Kirche zu durchleuchten und dann Schlüsse zu ziehen. Ein neutraler Historiker hat das meines Wissens nach noch nicht gemacht, wahrscheinlich wegen Irrelevanz. Aber nur weil es noch keiner getan hat, kann die Akte "Mormonismus"  nicht einfach geschlossen werden.

Jan Shipps ist sicher eine der weltweit angesehendsten Persönlichkeiten im Hinblick auf die Geschichte des Mormonismus. Sie ist Geschichtsprofessorin und praktizierende Methodistin. Lange Zeit hat sie in den Archiven der HLT-Kirche gearbeitet. Also ist sie einer der Menschen, von denen Du bisher nicht gedacht hattest, dass es sie geben würde. Nach einer Phase monatelanger Arbeit in den Archiven freute sie sich, dass es offenkundig niemandem aufgefallen war, dass sie gar keine Mormonin ist. Sie äußerte diese Freude gegenüber einem Bekannten, der sie dann darauf hinwies, dass sie den ganzen Sommer lang mit schulterfreien Kleidern herumgelaufen war. Wie dem auch sei, im Jahr 1974 veröffentlichte sie einen sehr provokativen Aufsatz mit dem Titel „The Prophet Puzzle“. Darin plädierte sie dafür, Joseph Smith endlich als ganzen Menschen mit seinen Licht- und Schattenseiten zu sehen, anstatt ihn entweder als Halbgott zu verehren oder ihn als Scharlatan zu verteufeln. Richard Bushman hat mit seinem tollen Buch „Rough Stone Rolling“ in diesem Zusammenhang meiner Meinung nach einen wichtigen und großen Schritt in die richtige Richtung gemacht.

> Nur weil ich keine Lust habe zu erfahren, ob ich als DDR Bürger bespitzelt wurde, heißt das nicht, dass es nicht so war. Wer sich objektiv ein Bild machen will, der gehe bitte ins Stasi-Archiv und suche...

Gut, die Möglichkeiten, Originaldokumente aus der Frühzeit des Mormonismus in den Archiven der HLT-Kirche oder in anderen Archiven durchzuschauen, sind für uns hier in Europa begrenzt. Aber wer versuchen möchte, Joseph Smith als „ganzen Menschen“ zu begreifen (wie es Jan Shipps propagiert), ist zum Glück nicht ausschließlich auf stark wertende Literatur angewiesen. Die redaktionell im Grunde nicht überarbeitete „History of the Church“ ist ebenso verfügbar wie Originalbriefe und Tagebucheintragungen (z.B. in „The Words of Joseph Smith“, „Personal Writings of Joseph Smith“ oder „The Joseph Smith Papers“). Fawn Brodie ist anzukreiden, dass sie in weiten Teilen ihres Buches darüber spekuliert, was Joseph Smith ihrer Ansicht nach in verschiedenen Situationen gedacht und im Sinn gehabt hatte. Sie hat sich wohl die „History of the Church“ angeschaut (darauf basiert ihr Buch ja auch im Wesentlichen), aber sie hat Joseph Smith nicht für sich selber sprechen lassen. Die Beschreibungen des Übersetzungsprozesses des Buches Mormon stammen z.B. nicht von ihm, sondern von Leuten, die ihn beobachtet und dann spekuliert haben. Deswegen stimme ich Dir im Grunde zu. Ich bin auch dafür, sich um ein objektives Bild zu bemühen. Und das geht meiner Ansicht nach am besten, wenn man es nicht in erster Linie durch die Brille der Tanners oder sonstwem tut. Das ist natürlich schwer, weil Menschen ständig urteilen und Objektivität eine Illusion ist.

> Allein diese offiziellen Websites sind eine Beleidigung für jeden Menschen, der sich etwas mit der Kirchengeschichte auskennt.

Naja gut, was erwartest Du auch von offiziellen Internetseiten? Meinst Du, auf der Homepage des Vatikan findest Du ausgewogene Darstellungen der katholischen Kirchengeschichte?

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