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Seite erstellt am 19.4.24 um 20:10 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Montag, den 19. Juli 2010, um 13:17 Uhr
Betrifft: Ich mag Sandra Tanner

> Ein Historiker fügt Fakten zusammen, die Schlussfolgerungen zulassen. Er muss nicht immer die Keule herausholen und Lügen entlarven.

Das ist nicht richtig. Die Interpretation historischer Quellen nach den methodischen Regeln des Faches stellt eine zentrale Aufgabe der Geschichtswissenschaft dar. Die Arbeit beschränkt sich in der Regel sicher nicht nur auf das Zusammenfügen von Fakten. Abgesehen davon hat man es eben normalerweise wie gesagt mit historischen Quellen zu tun, nicht mit „Fakten“. Sind ausgegrabene antike Metallgegenstände oder alte Aufzeichnungen „Fakten“? Natürlich nicht. Es handelt sich um historische Quellen, die eingeordnet, bewertet, verglichen, analysiert … werden müssen. Ohne Interpretation geht’s nicht.

> Außerdem kommen historische Errungenschaften von sogenannten Laien.

Was meinst Du damit?

> Du und deine Kirche stellst ja in auch Abrede, dass ein Theologie-Studium einen Priester qualifiziert.

Um die Qualifikation zu erwerben, die für die Arbeit eines katholischen Priesters nötig ist, braucht man ein Theologie-Studium. Um ein mormonischer Priester zu werden, ist dies nicht nötig.

> Jeder Wissenschaftler wird sich hüten, schnell von irgendwelchen Lügen zu sprechen. Nur weil die DNA der Indianer nicht mit der DNA der Menschen im Nahen Osten gleichzusetzen ist, muss doch kein Wissenschaftler behaupten, dass Joseph ein Lügner ist.

Eben. Denn ein Wissenschaftler weiß vermutlich, dass die DNA einer kleinen Volksgruppe in einem riesigen Genpool nach Tausenden von Jahren nicht mehr nachweisbar ist.

> Und, was willst du denn überhaupt sagen? Was nutzt es dir denn, dass kein "neutraler" Wissenschaftler Joseph Smith als Lügner entlarvt hat?

Ich will gar nichts sagen. Mir geht es um Folgendes: Wenn ich Bücher von Shipps, Remini, Davies u.a. lese, dann kann ich dabei oft so richtig durchatmen. Es tut total gut, bei Abhandlungen über meine Religion nicht ständig mit Voreingenommenheit konfrontiert zu werden. Mir macht es Spaß, Texte von richtig gut qualifizierten Leuten zu lesen, die in der Lage sind, vorliegende Quellen im Lichte der damaligen Zeit fachkundig zu interpretieren. Apologetische und sehr kirchenkritische Literatur finde ich hingegen oft recht nervig. Diese emotionsgeladene Propaganda geht mir auf den Keks. Bei den mir bekannten „neutralen“ Experten fällt mir nun wie gesagt auf, dass sie z.B. Fehltritte von Joseph Smith meist stark relativieren. Er war geprägt von seiner Zeit, hatte viele Flausen im Kopf, hat sich immer wieder mal geirrt, aber hat doch Erstaunliches zustande gebracht. Das Buch Mormon mit seinen 150 Millionen Exemplaren gehört immerhin zu den 10 erfolgreichsten Büchern der Menschheitsgeschichte. Dass Joseph Smith auch viel Blödsinn verzapft hat, sehen die mir bekannten „neutralen“ Experten in der Regel recht locker. Vieles muss man eben einfach wirklich im Kontext der damaligen Zeit betrachten. Mich hat eben einfach nur interessiert, ob hier irgendwer auch einen „neutralen“ Experten kennt, der eine relativ deutliche Sprache spricht und Joseph Smith als Betrüger o.ä. bezeichnet. Ich hätte diesen Text einfach gerne gelesen.

> Die Wissenschaftler hüten sich generell, zu spitze Bewertungen und Schlussfolgerungen in  ihren Arbeiten zu veröffentlichen.

Das ist richtig und auch vernünftig. Man gibt solche Bewertungen und Schlussfolgerungen nur von sich, wenn man sich sicher sein kann. Im Hinblick auf diese gebotene Zurückhaltung unterscheiden sich die meisten dieser Leute z.B. von Manfred.

> Ich kann die nur raten, weniger im Vorfeld zu bewerten, sondern Ergebnisoffen die historischen Belege, die da sind zu untersuchen und dann deine Schlussfolgerungen zu ziehen. Man muss die Tanners & Co. nicht mögen, aber man kann die Quellen prüfen.

Diesen Rat befolge ich schon seit vielen Jahren. Und ich mag Sandra Tanner sogar. Ich habe alle Folgen mit ihr in der Sendung „The Ancient Paths“ gesehen (http://www.ancientpaths.tv/search/label/sandra%20tanner). Sie ist eine sympathische Frau, die eine andere Position vertritt als ich.

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