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Seite erstellt am 26.4.24 um 1:37 Uhr |
Verfasser: svenx Datum: Montag, den 19. Juli 2010, um 10:03 Uhr Betrifft: Auswerten von historischen Fakten ist komplex und nicht zweifelsfrei
>Du weiÃt selber sehr gut, dass ich selbstverständlich von niemandem verlangt habe, mir alles vorzukauen. Ich habe nur höflich nach einer seriösen Quelle gefragt, die von einem der vielen âneutralenâ Experten stammt. Die Tanners gehören hier natürlich nicht dazu.
Zunächst einmal ist es sehr schwer, jemanden eine vorsätzliche Lüge nachzuweisen. Keiner kann in einen Menschen hineinschauen. Deshalb können auch Gerichte nicht immer Vorsätzlichkeit nachweisen, aber zumindest den Sachverhalt beweisen.
Wenn du nun einen neutralen Experten suchst, ist das nicht so einfach. Denn selbst Wissenschaftler suchen sich in der Regel Themen, die sie interessieren - und da ist Neutralität auch nicht immer gewährleistet. Es ging einmal das Gerücht herum, dass das Smithsonian Institute Belege für das Buch Mormon gefunden hätte, dies stellte sich als Nonsens heraus. Welche neutrale Person soll sich denn so intensiv mit den Mormonen beschäftigen? Es gibt eine Menge Quellenmaterial und selbst wenn man den Tanners unterstellt, sie würden ihren Lebensunterhalt mit Anti-Mormonen-Literatur bestreiten, so ist das Quellenmaterial nun mal vorhanden. Wie man es nun interpretiert ist eine andere Geschichte. Ich empfehle immer sich Literatur von Michael D. Quinn vorzunehmen, denn als er mit den recherchen startete, war er noch recht gläubig. Insofern zeugen seine Bücher von einer sachlichen Kompetenz, auÃerdem hat er Unmengen von Quellenmaterial zusammengetragen. Es gibt auch einige Bücher in deutsch, die ich aber für qualitativ nicht sehr wertig halte, die sich mit dem Thema beschäftigen, da musst du nur mal in Amazon schauen, diese Autoren bezichtigen Smith der Lüge und man kann ein paar davon als neutral bezeichnen - wenn du auf amazon.com gehst findest du vielleicht sogar noch ein paar "qualifizierte Historiker" aber hilft dir das weiter? natürlich nicht.
Ob Joseph Smith nun bewusst unaufrichtig war, kann ja nur anhand von Indizien belegt werden. Wenn ich alle meine 3 Aktenordner, die ich bei meinem Ausstieg angelegt habe zusammennehme, diese beinhalten Zeugenaussagen vor Gericht, historische Dokumente, Aussagen von Kirchenführern etc. dann komme ich zu dem Ergebnis, dass Joseph Smith anfänglich noch seine eigenen Erlebnisse und seine Interpretation geglaubt hat, als die Nummer aber zu groà wurde (und das begann mit der Ãbersetzung des Buches Mormon), musste er zwangsläufig lügen, es sein denn er war schizophren...
Nochmal: keiner kann in einen anderen Menschen hineinschauen - es ist aber durchaus möglich, dass Joseph Smith in einem Bedürfnis nach göttlicher Erleuchtung die Geschichte seines Vaters (mit dem Baum des Lebens) als Einstieg in die amerikanische Bibel genutzt hat und dachte es sei eine Offenbarung von Gott ... viele Menschen haben Visionen. Alles weitere dazu hatte B. H. Roberts herausgefunden http://www.cephas-library.com/mormon/mormon_b.h.roberts_disappointments.html
Es mag ja sein, dass Joseph Smith wirklich an seine eigene Inspiration geglaubt hat, trotz allem bleibt das Fakt, dass Joseph sich mit der Zeit in immer mehr Lügen verstricken musste, er führte ja wirklich ein abenteuerliches Leben in dem er eine neue Bibel schuf, das Buch Abraham übersetzte, eine Kirche- und eine Stadt gründete, die Tempelarbeit- und die Vielehe einführte - er eine Armee gründete und sich als Präsidenschaftskandidat aufstelllen lieà - er war zig mal vor Gericht und starb dann noch als Martyrer. Dieser Mann lieà nichts aus, dafür gebührt ihm meine Bewunderung - ein ähnlich abenteuerliches Leben haben allerdings auch die Drogenbarone in Kolumbien!