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zum Thema Totentaufe
Seite erstellt am 18.4.24 um 5:23 Uhr
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Verfasser: locutus
Datum: Mittwoch, den 30. Januar 2002, um 1:20 Uhr
Betrifft: kritische Auseinandersetzung

Liebe Elvira,
bevor ich Dir antworte, möchte ich nur darauf aufmerksam machen, dass ich nicht hier bin um für die katholische Kirche zu werben, geschweige denn zu missionieren. Dazu habe ich nicht das Recht. Gerade nicht in diesem Forum. Aber Du hast mich nach meiner kritischen Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche gefragt, und die Antwort kann nur meine Sicht der Dinge, also mein Glaube, sein.

Da ich mindestens zwei kirchliche Systeme kennengelernt habe, blieb mir nichts anderes übrig, als mich und meinen Glauben zu hinterfragen. Ich habe mich freien Herzens und im Bewusstsein der römisch-katholischen Kirchengeschichte für den Katholizismus entschieden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der einfachste und profanste ist, dass ich in diesem System groß geworden bin und mich dort zu Hause fühle. Dies ist aber noch kein kritisches Hinterfragen. Dies ist erst einmal Gewohnheit.

Das Hinterfragen begann für mich in der Zeit, als ich auf dem Katholischen Priesterseminar war. Ich lernte dieses System in all seiner Menschlichkeit, also auch in seiner Fehlerhaftigkeit, aufs intimste kennen. Denn ich war ein Teil dieses Systems.
Natürlich lernte ich über die Vergangenheit der katholischen Kirche. Da sind gravierende Fehler. Hexenverfolgung, Kreuzzüge, Zwangsmissionierung, Völkervernichtung, oder das Schweigen Roms zum Holocaust in der Zeit des Nationalsozialismus. Dies sind nur einige, die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.
Doch um auf den Anfang meiner Ausführungen zurückzukommen. Ich lernte die Menschlichkeit der Kirche kennen. Die katholische Kirche und auch jede andere Kirche wird von Menschen bevölkert. Menschen sind fehlbar. Jeder Mensch ist fehlbar. So sind es auch die Menschen in der katholischen Kirche. Mein Glaube ist, dass Jesus zu Petrus gesagt hat "Du bist Petrus, der Fels, und auf diesem Fels werde ich meine Kirche bauen." Mein Glaube ist auch, dass die katholische Kirche sich auf diese Beauftragung von Petrus über Linus, Kletus, etc. bis zu Johannes Paul II. berufen kann. Auch die Zeit der Gegenpäpste ändert nichts an der Beauftrageung. Dies ist nur ein weiteres Zeichen dafür, dass die Kirche aus Menschen besteht. Alle Mitglieder in der kath. Kirche sind dazu berufen, es besser zu machen. Die Kirche hat gelernt. Im Rahmen des Heiligen Jahres 2000 hat es einen großen Bußgottesdienst gegeben, indem Papst Johanes Paul II. sich bei Gott und den Menschen für diese Sünden um Vergebung und um Entschuldigung gebeten hat. Die Kirche ist auf dem Weg, aber noch lange nicht am Ziel. Es gibt heute noch Fehler, vor Allem in der Morallehre, die revidiert werden müssen. Aber diese Fehler sind für mich nicht gravierend. Es gibt wichtigere Dinge, als die Frage ob ich vor der Ehe Sex haben darf, oder ob ich Männer oder Frauen bevorzuge. Wichtig ist der Glaube, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, uns dadurch erlöst hat. Wir haben dadurch eine unschätzbare Hoffnung geschenkt bekommen. Das ist das, was zählt. Für mich zumindest.

Ich differenziere also bewusst zwischen Glaue und menschlichem System. Das System katholische Kirche, wie es von den Menschen gelebt wird, ist genauso von Neid, Missgunst, Herrschsucht, etc. durchdrungen, wie jedes andere System auch. Das ändert aber nichts für mich an dem Glauben, den ich angenommen habe und auch lebe.

So einfach ist das. Für mich zumindest. *g*
Ich hoffe, Deine Frage hiermit ausreichend beantwortet zu haben.

Liebe Grüße
Gero

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