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der Beitrag:
Verfasser: Rainer
Datum: Sonntag, den 30. Mai 2010, um 12:25 Uhr
Betrifft: Christus lehrte Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue

>Sie berufen sich hierbei u.a. auf Matthäus 23:23, wo Jesus den Zehnten explizit als Gebot bestätigt.

Mit der Auslegung der Bibel ist das ja so eine Sache. Wenn Kirchen sich allein auf diese Schrifstelle stützen, um den Zehnten als Gebot Christi hinzustellen, steht dieses Gesetz aber auf ziemlich wackligen Füßen.Ich lese jedenfalls keine "explizite Bestätigung" des Zehnten da heraus.

>>Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz außer acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muß das eine tun, ohne das andere zu lassen. Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele.

Nach meinem Verständnis wir hier den Schriftgelehrten ein Beispiel für ihr Heuchlertum gegeben, weil sie sich auf einen Aspekt IHRER (nicht der christlichen) Lehre konzentrieren und dabei das WICHTIGSTE außer acht lassen: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. DAS ist doch der Punkt, der hier im Vordergrund steht. Im Grunde wird in dieser Schriftstelle genau das kritisiert, was ich heute an der HLT kritisiere.

Du sagst, dass in vielen christlichen Glaubensgemeinschften der Zehnte gelehrt und praktiziert wird. Interessanterweise wird aber z. B. bei Wikipedia hier ein deutlicher Unterschied gemacht (Hervorhebung von mir):

>>"Viele Freikirchen erwarten von ihren Mitgliedern in der Regel einen Zehnten als freiwillige Abgabe, wobei der tatsächlich gespendete Betrag normalerweise dem Einzelnen überlassen ist. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) verlangt dagegen den vollen Zehnten vom Ertrag ihrer Mitglieder. (http://de.wikipedia.org/wiki/Zehnt)

Im 2. Korinther 9:7 heißt es:
>>Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat, nicht verdrossen und nicht unter Zwang; denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.

Nun kann man argumentieren, dass der Zehnte in der HLT natürlich nicht unter Zwang erhoben wird. Unterschwellig ist dieser Zwang aber sehr wohl vorhanden. In zahlreichen Ansprachen der Kirchenführer wird gelehrt, dass jeder, der den vollen Zehnten nicht zahlt, sich ewige Segnungen vorenthält. Daneben hat ein Nichtzahlen des Zehnten auch ganz unmittelbare Auswirkungen auf den Betroffenen, die seinen Stand in der Gemeinde betreffen (Berufungen dürfen nicht mehr ausgeübt werden, Tempelbesuch verboten, u.a.).

In der HLT wird Druck auf die Mitglieder ausgeübt, damit sie einen vollen Zehnten zahlen und zwar möglichst vom Bruttoeinkommen. Über dieses Thema haben wir hier schon unzählige Diskussionen geführt. Jeses Mitglied wird am Jahresende vom Gemeindebischof einbestellt und muss eine Erklärung unterschreiben, dass es seinen "vollen Zehnten" gezahlt hat. Diese "Zehnteninterviews" finden alljährlich im Dezember statt. Vorher sind die Bischöfe noch angehalten, in der Abendmahlsversammlung eine Ansprache über dieses Thema zu halten. Der Bischof trägt in einer Liste beim Namen jedes Mitglieds ein, ob es sich um einen "Vollzehntenzahler", "Teilzehntenzahler", oder Nichtzahler handelt und gibt die Liste an die Pfahlpräsidentschaft weiter, denn auch dort ist diese Information über die Mitglieder ja wichtig.

Der Zehnte ist in der HLT nur vordergründig eine freiwillige Abgabe. Zu meiner aktiven Zeit wurde er sogar von Sozialhilfeempfängern gefordert - "niemand ist vom Gesetz des Zehnten ausgenommen" hieß es damals. Wenn jemand also so knapp dran war, dass er das nicht aufbringen konnte, blieb ihm die Tempeltür verschlossen. In einigen Fällen hat das z. B. zur Folge gehabt, dass Eltern an der Hochzeitszeremonie ihrer eigenen Kinder nicht teilnehmen durften, obwohl sie allesamt treugläubige Mormonen waren. Der nötige Obulus wurde halt nicht entrichtet.

Und nun noch einmal die Schriftstelle, die Christus zugeschrieben wird, vielleicht verstehst du meinen Standpunkt dann besser:
>>Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz außer acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muß das eine tun, ohne das andere zu lassen. Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele.

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