Beitrag 6 von 10 zum Thema Tempelschein |
Seite erstellt am 20.4.24 um 4:21 Uhr |
Verfasser: James Datum: Samstag, den 26. Januar 2002, um 10:13 Uhr Betrifft: Nicht ganz
Stefan schrieb:
>Er wird ja wohl kaum dem Bischof erzählen, daà er mit seiner "kleinen Fabrik" gespielt hat. Der Bischof seinerseits wird wohl kaum direkt danach gefragt haben. Allerdings sollte man nie von sich selbst auf Mormonen schlieÃen.
Nun, wir werden es nie wissen, auÃer unser "Hardcore" Mormone ist wirklich offen und ehrlich mit Dir. Aber wir ja nicht zu viel erwarten ...
Muà Dir leider widersprechen. Auà über 20-jähriger HLT Erfahrung, als "Interviewte" und "Interviewender" ist es Fakt, daà so manches Mitglied seinen kirchlichen Führungsfunktionären (Bischof, Pfahlpräsident etc.) die "Seele" auskotzt, freiwillig, oft genug sogar ohne Aufforderung. Dem Bekenntnis z.B. einer einmaligen "Notlüge", bis hin zur über Jahre, dreimaltäglichen Selbstbefriedigung. Die gesamte Bandbreite. Deine Phantasie reicht dazu nicht aus ... vermute ich mal. Und gelegentlich, ich denke durchaus, in der Minderheit, meint so manche Führungsmarionette "genauer" nachfragen zu müssen. Was grundsätzlich nicht erwünscht ist ("Wenn Sie jemanden für den Tempelschein interviewen, dürfen Sie nicht auf persönliche, intime Angelegenheiten eingehen, die mit der ehelichen Beziehung zwischen den Ehepartnern zu tun haben. Im allgemeinen dürfen Sie von den hier aufgeführten Fragen nicht abweichen." Man beachte: Es redet von "Ehepartnern" und "im allgemeinen") ... wenn der Interviewende vom "Geist" berührt wird ... anything goes. Es handelt sich hierbei um eine Dynamik, die der, der es selbst nie erlebt hat, nicht empfinden und verstehen kann. Es wird von vornherein eine gewisse "Atmosphäre" geschaffen. So heiÃt es ja z.B. in den offiziellen Anweisungen für den Interviewenden:
"Wenn Sie ein Mitglied interviewen, müssen Sie mit groÃer Sorgfalt vorgehen. Machhen Sie klar, daà Sie den Herrn vertreten, wenn Sie zu entscheiden haben, ob ein Mitglied würdig ist, sein heiliges Haus zu betreten."
Comprende? Es ist eine psychologisch, sehr feine, Falle.
Die Methode viele zum "Reden" zu kriegen ist recht einfach ("Aus der zufriedenstellenden Beantwortung der Fragen ergibt sich im allgemeinen, daà der Betreffende für einen Tempelschein würdig ist." Plus: Der Interviewende kann jederzeit auf den "Geist" zurückfallen ... "Der Geist sagt mir ..."). Von sich aus, sogar ohne viel Fragen, man beachte jedoch die folgende "Anweisung" (das Ding und die dahinter stehende Logik (huh???) muà man sich wirklich mal vergegenwärtigen: "<bFalls jemand im Lauf des Interviews fragt, ob ein bestimmtes Verhalten einwandfrei ist, gehen Sie nicht näher darauf ein; sagen Sie einfach, wenn er sich über die Zulässigkeit seines Verhaltens so viele Gedanken macht, daà er Fragen stellt, wäre es wohl am besten, damit aufzuhören. Mit Einfühlungsvermögen und Weisheit können Sie erreichen, daà solch eingehende Fragen beim Interview gar nicht erst gestellt werden."
Oder man fragt, ohne wirklich zu fragen (inspiriert natürlich):
"Leben Sie das Gesetz der Keuschheit?" Antwort: Ja.
"Könnten sie aus ihrem Verständnis heraus erklären, was sie unter dem Gesetz der Keuschheit verstehen ... " Etc. etc. etc. Man vergesse dabei nie die hohe Kunst des " Mutes zur Pause". Warten, warten, warten (bis Entsatz kommt?), fokusieren ohne Ende. Sehr wirksam .... 9 von 10 plaudern.
Vor fast zwanzig Jahren gab die Kirche sogar die zusätzliche Anweisung heraus, es sollte explizit nachgefragt werden, ob Mitglieder "oralen Sex" betrieben. Kein Witz. Verschwand jedoch sehr schnell wieder aus den Anweisungen. Erinnert mich an zwei Begebenheiten:
Bischof stellt genau die Frage nach dem O-Sex: Ich muÃte nur grinsen und dem Bischof sagen (guter Freund von mir) "Nächste Frage Bischof ..." Er stellte die nächste Frage. Wobei ich damals offen und ehrlich hätte sagen können: Njet. Nur ... hat die Kirche in meinen Schlafzimmer nix zu suchen.
Am folgenden Wochenende, Sonntag nach der Versammlung. Familienessen inkl. der Oma, war Oma äuÃerst schweigsam, griesgrämig dreinschauend. Mitten beim Essen platzt es aus ihr heraus "Was fällt dem Bischof ein, diesem jungen, frechen Schnösel ..." Schweigen im Walde ... ich dachte mir schon was kommt, denn Oma war beim Bischof wegen Interview. Oma seit Jahrzehnten nicht verheiratet, wird von Bischof gehorsamt gefragt, ob sie "oralen Sex" hätte. Oma keinen blassen Schimmer was das ist und fragt treudoof nach ... ein Drama nimmt seinen Anfang. Piss mir vor lachen noch heute fast in die Hosen. Sie war pikiert ohne Ende. Es gibt auch wirklich schöne Erinnerungen ...
Ach ... Bischof stellt daraufhin seine Zusatzfrage ein ... Oma kam im Laufe der Zeit wieder von der Palme ... nur den "Schnösel" nahm sie nie wieder ernst.
Cheers, James