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Seite erstellt am 29.3.24 um 15:21 Uhr
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Verfasser: Rainer
Datum: Sonntag, den 21. Februar 2010, um 11:24 Uhr
Betrifft: Das kannst du nur selber herausfinden

... aber ich kann dir meine Meinung dazu sagen.

Die HLT-Sekte vertritt zahlreiche gute Standpunkte, versucht aber, diese mit unterschwelligem Zwang und mit Kontrollmechanismen durchzusetzen. Ich glaube, ich habe das hier schon mehrfach gesagt, aber in meinen Augen tut die HLT genau das, was sie selbst als den Plan Satans beschreibt, nämlich die Menschen mit Zwang zu erlösen. Natürlich geschieht das nicht offen, aber Tempelbündnisse, Tempelinterviews, Anwesenheitskontrollen, u. a. erfüllen genau diesen Zweck.

Meiner Meinung nach dürfte das Tempelinterview nur aus einer einzigen Frage bestehen, nämlich aus der Letzten: "Halten Sie sich für würdig, in das Haus des Herrn zu gehen und dort an den heiligen Handlungen teilzunehmen?". Für jeden erwachsenen mündigen Menschen reicht diese eine Frage vollkommen aus. Ich habe diese Ansicht auch damals vertreten und Tempelscheine ausgestellt für Mitglieder, die das eine oder andere Gebot (z. B. Zehntenzahlen) nicht gehalten haben. Der Pfahlpräsident war da aber anderer Meinung, denn all diese Gesetze kommen ja angeblich von Gott - da ist man dann schnell mit seinen Argumenten am Ende.

Wenn du der Meinung bist, dass ein Glas Wein beim Essen nicht schaden kann, wenn du finanziell nicht in der Lage bist, 10% deines Einkommens an die Kirche abzugeben oder wenn du Raucher bist, oder, oder, oder - in der HLT-Sekte wirst du damit automatisch zu einem Sünder, der sich selbst die Möglichkeit verwehrt, einmal "erlöst" zu werden. Viele Lehren der HLT sind zwar gut, aber m. E. steht im Leben der Mitglieder nicht wirklich Christus im Mittelpunkt, sondern die Gebote, Verrichtungen und Verordnungen, die befolgt werden müssen, um zu Gott zu kommen.

Möglicherweise sind andere Kirche da besser. Aber um das herauszufinden, müsstest du dich für einen längeren Zeitraum aus den Sonntagsversammlungen der HLT verabschieden und z. B. mal die Adventisten oder die NAK "untersuchen". Aber auch das wird schwierig, da du dann ja auf den Anwesenheitslisten fehlst und dann Rechenschaft ablegen musst, warum du nicht mehr kommst.

Eine Kirche, die "besser" ist, würde also meiner Meinung nach ihren Mitgliedern mehr Freiraum geben zur persönlichen Entfaltung. Als ich die evangelische Kirche verlassen habe, um zu den Mormonen zu wechseln, bin ich zu meinem damaligen Pastor gegangen, um ihm meinen Entschluss mitzuteilen. Seine Reaktion darauf war anders, als ich mir vorgestellt hatte: kein Versuch, es mir auszureden oder mir ewige Verdammnis einzureden, sondern nur ein einziger Satz: "Rainer, wenn du meinst, dass das das Richtige für dich ist, dann solltest du das tun". An unserem persönlichen Verhältnis hat sich durch meine Entscheidung nichts geändert; wir sind uns danach des öfteren begegnet und es war alles ganz wie vor meinem Austritt aus der Kirche. Ich weiß heute, dass es ihm in erster Linie um meine Person ging und nicht um die Kirche.

Der Austritt aus der HLT (der von mir noch nicht abschließen vollzogen ist) war da für mich wesentlich schwieriger und emotional belastender - viele haben versucht, es mir auszureden, weil sie der Überzeugung waren, dass es für mich einem Schritt in den Abgrund gleichkäme. Viele Mitglieder betrachten es offenbar als einen persönlichen Angriff, wenn man sich gegen einen Verbleib in ihrer Kirche entscheidet. Oft wird man dann automatisch als Gegner der Kirche betrachtet, was du ja auch an einigen Äußerungen hier im Forum sehen kannst. Viele werden dich danach meiden - auch das ist ein Zeichen dafür, dass diese Kirche ein viel zu enges Korsett für ihre Anhänger schnürt.

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