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Seite erstellt am 25.4.24 um 13:52 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Samstag, den 23. Januar 2010, um 9:49 Uhr
Betrifft: Späte Rückmeldung

Hallo JesseX,

Du schreibst:

> Was ist eigentlich an authentisch Belegbarem vorhanden, das über solche Sachen wie MMM hinausgeht?

Es ist mir persönlich unmöglich, im Zusammenhang mit derart strittigen Themen wie dem Mountain Meadows Massaker zu beurteilen, inwieweit die in verschiedenen Quellen beschriebenen Ereignisse „authentisch belegbar“ sind. Mich erschüttert diese furchtbare Tragödie und ich habe für sie keine umfassende Erklärung. Normalerweise eskortierten Mormonen die Wagenzüge auf der Durchreise durch verschiedene Gefahrenzonen. Denn das Verhältnis von Indianern zu Weißen betrug im Gebiet des heutigen Bundesstaates Utah damals 4 zu 1. Über die Konflikte zwischen den mormonischen Siedlern und den Menschen im Baker-Fancher-Train gibt es Aufzeichnungen von Angehörigen eines unbeteiligten Wagenzuges, der unmittelbar danach durch die entsprechenden Ortschaften in Utah zog. Sie verdeutlichen, warum es in diesem Fall zu Konflikten gekommen war, aber rechtfertigen keinesfalls das schlimme Drama vom 11.9.1857.

Wenn die Geschehnisse aufgearbeitet werden, beruft man sich oft auf Aussagen von John D. Lee. Allerdings sprach dieser in dieser Angelegenheit zuweilen die Unwahrheit. Die Darstellungen in seinen Tagebüchern, die ja eigentlich nur für ihn selbst bestimmt waren, weisen in diesem Zusammenhang vielleicht die größte Glaubwürdigkeit auf. In einem Eintrag vom 20.7.1871 (also nachdem er von Brigham Young exkommuniziert worden war), berichtete er beispielsweise von einem Besuch eines Mitglieds der RLDS Church. Der Mann wollte Lee zum Übertritt zu dieser Glaubensgemeinschaft überreden. Er versprach, dass sich die RLDS Church um ihn kümmern würde, wenn er die Verantwortung für das Mountain Meadows Massaker Brigham Young anlasten würde. Lee regte sich darüber sehr auf und stellte die Geschehnisse in seinem Tagebuch richtig. Demnach hatte Young mit dem Massaker gar nichts zu tun. Im Gegenteil. Er schickte ja sogar noch eine Anweisung, dass man den „Baker-Fancher Train“ ungehindert passieren lassen sollte. Die Nachricht erreichte ihren Bestimmungsort allerdings zu spät. Das besagte Mitglied der RLDS Church schrieb nach dem Besuch mit dem gescheiterten Überredungsversuch bei Lee einen Brief an die Zeitschrift Mormon Tribune, in der der Inhalt des Gesprächs mit Lee völlig verdreht wiedergegeben wurde. Lee regte sich in seinem Tagebuch darüber noch mehr auf. Lee‘s Anwalt, dessen Aufgabe es war, Lee auf Teufel komm raus gut dastehen zu lassen, setzte nach dessen Tod zwar andere Versionen in die Welt. Aber ich denke, dass die Aussagen von Lee selber in einem persönlichen Tagebuch glaubwürdiger sind als die einer nicht direkt beteiligten Person mit einem bestimmten Anliegen. Trotzdem kann ich im Falle des Mountain Meadows Massakers und vieler anderer Ereignisse in der Geschichte der HLT-Kirche nicht kompetent beurteilen, was „authentisch belegbar“ ist. Ich habe hier viel mehr Fragen als Antworten.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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