Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 22 von 29 Beiträgen.
Seite erstellt am 23.4.24 um 17:44 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: JesseX
Datum: Freitag, den 22. Januar 2010, um 10:48 Uhr
Betrifft: MMM und der drohende Sezessionskrieg

> Mir scheint aber John D. Lees Aussage glaubwürdiger als die aller damaligen Mormonenführer zusammen, da er ...

Auch mir erscheint John D. Lees Aussage glaubwürdig und am meisten gewichtig, keine Frage. Meine momentane Sichtweise ist die, daß Brigham Young nicht direkt in der Sache involviert war bzw. keine Order von ihm existierte, die darauf gerichtet war, den Fencher-Treck anzugreifen. Ferner sollte hier meiner Meinung nach auch Betrachtung finden, daß, selbst bei dem hohen Organisationsgrad der Mormonen im Utah (Deseret) der damaligen Zeit, die räumliche Distanz (etwa von Salt Lake-City bis Cedar City) derart groß war, daß ich persönlich eher dazu neige, hier unter lokalen Aspekten (also im Sinne einer Fraktion der Mormonenmiliz) die Dinge zu sehen.

Als der Treck an Salt Lake-City vorbeizog, wurde er boykottiert und gemäß Order seitens der Mormonenführung jeglicher Handel untersagt. Das führte zwangsläufig zu einer Haltung gegenüber den ansässigen Mormonen, die man als feindlich gestimmt bezeichnen könnte. Seitens der Fencher-Leute wurde nun das sprichwörtliche Öl ins Feuer gegossen. Sie beschimpften und beleidigten die mormonischen Siedler, sofern sie auf welche trafen, und drohten mit der Entsendung einer Miliz aus Kalifornien, um den Mormonen Manieren beizubringen.

All dies muß auch vor dem Hintergrund des herannahenden amerikanischen Bürgerkriegs gesehen werden. US-Präsident Buichanan wollte die Aufmerksamkeit  in Richtung Westen verlagern, um den sich entfachenden Nord-Süd-Konflikt zu entschärfen. In Utah war man deshalb entsprechend sensibilisiert und fürchtete eine Invasion durch ein US-Truppenkontingent. In diese Grundstimmung hinein erschien nun der Fencher-Treck, also Leute aus Arkansas / Missouri, nämlich jener Gegend, aus der die Mormonen vorher gewaltsam vertrieben worden waren.

Meine Sichtweise ist somit folgende: dies, und der Umstand, daß sich der Fencher-Treck (zumindest einige davon) dazu hinließ, einige Mormonensiedler zu terrorisieren (man ging ja davon aus, daß dies fromme Menschen seien, die sich nicht wehren) und mit massiver Vergeltung drohte, sei man denn erst in Kalifornien, führte meiner Meinung nach zu einer Entscheidung der lokal vorhandenen Führungsebene der Mormonenmiliz, den Treck anzugreifen. Ich denke aber, daß sich hierbei einige sehr fanatisierte Milizionäre zusammengetan hatten, die sich von der Mehrheit unterschieden und eine Art Fraktion darstellten.

Das besonders perfide an der Sache war, daß man dem Treck freies Geleit zugesichert hatte und ihn angeblich vor den Indianern schützen wollte, sofern dieser sich der Mormonenmiliz ergab. Es war aber bereits geplant, daß die beteiligten Milizionäre auf Kommando die Männer erschießen sollten, wohingegen die Indianer den Rest "erledigen" sollten. Der übrige Verlauf der Geschichte ist hier hinreichend bekannt. Daß dann später niemand außer John D. Lee zur Verantwortung gezogen wurde, mag vor dem Hintergrund des Machtgefüges innerhalb der mormonischen Gesellschaft jener Zeit nicht verwundern.

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de