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Verfasser: JesseX
Datum: Montag, den 11. Januar 2010, um 13:45 Uhr
Betrifft: War J.S. wirklich psychotisch erkrankt?

> >Was aber, wenn man meint, tatsächlich einen Engel gesehen zu haben? Dies ist bei seltenem Auftreten noch kein Grund zur Beunruhigung oder Euphorie. Dazu muss man wissen, dass die menschliche Warnehmung nicht so fehlerfrei funktioniert, wie viele meinen. [...] Wenn Sie aber wiederholt konkrete Personen sehen, die gar nicht anwesend sind, oder Stimmen hören, sollten Sie dringend psychatrischen Rat suchen. Dies kann der Beginn einer Psychose sein, und je schneller die behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
> Litt Joseph Smith unter einer Psychose? Nach der obigen Erklärung scheint mir das der Fall zu sein.

Hinsichtlch der These, daß Joseph Smith an einer Psychose litt, möchte ich anmerken: es gibt, hinsichtlich ihrer Entstehung, endogen oder exogen induzierte Psychosen. Die Klassifikation der Psychosen sowie deren symptomatische Abgrenzung zueinander erfolgt gemäß DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) der American Psychiatric Assossiation bzw. ICD 10 (International Classification of Diseases) der WHO (kann sein, daß es schon einen Nachfolge-ICD gibt, habe noch nicht nachgeschaut).

Bei dem Phänomen im Kirtland-Tempel etwa mag es sich um eine exogen induzierte  Massenpsychose gehandelt haben, die durch Vergabe eines Halluzinogens (vermutlich im Wein beigemengt) verursacht wurde. Die Frage ist natürlich, ob Joseph Smith selbst überhaupt zu Halluzinogenen gegriffen hat bzw. seine scheinbaren Visionen darauf zurückzuführen waren. Betrachtet man seine Lebensgeschichte, und berücksichtigt man, daß man zu seiner Zeit und in seiner Region um die Existenz und das Wirken von bewußtseinsverändernden Drogen wußte (Indianerkulte, Schamanismus), ist dies womöglich nicht auszuschließen.

Daß Joseph Smith hingegen an einer endogenen Psychoseform litt ("Leiden" ist hier auch immer relativ), die halluzinatorische Komponenten wie Trugbilder oder das Hören von Stimmen beinhaltete, möchte ich aus meiner Sicht ausschließen. Der desolate Verlauf einer sich chronifizierenden Psychose widerspricht seinem Lebensweg. Desolat auch (oder gerade) aus dem Grunde, weil (medikamentös unbehandelte) (schizophrenforme) Psychosen stets zur sozialen Isolation bzw. Ausgrenzung führen, was insbesonders  auf das nicht mehr als sozial adäquat empfunde Verhalten der Betroffenen zurückzuführen ist. Selbst bei lediglich intervallweise auftretenen Formen (Zyklothymie), wie etwa beim manisch-depressiven Verlauf, stellt sich ein starker Kontrast zu anderen ein. Resümee: J.S. war wahrscheinlich nicht psychotisch erkrankt.

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