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Verfasser: JesseX Datum: Mittwoch, den 6. Januar 2010, um 10:23 Uhr Betrifft: Geschichte und -zwangsläufiger- Gegenwartsbezug
> Die Frage ist nun allerdings die folgende: Inwieweit darf ein âumstrittener Ursprungâ einer als heilig angesehenen Schrift als Begründung dafür herangezogen werden, eine Religion als Ganzes zu verurteilen? Was ist, wenn ich feststelle, dass der Koran nicht auf die Weise zustande gekommen sein konnte, wie es sowohl von Shiiten als auch von Sunniten geglaubt wird? Was ist, wenn mir die verschiedenen Manipulationen in der Bibel klar werden, die z.B. von Bart Ehrman in seinem Buch âAbgeschrieben, falsch zitiert und missverstandenâ aufgeführt sind? Welche Schlussfolgerungen darf ich auf dieser Grundlage im Hinblick auf die Beweggründe der Repräsentanten einer Religion in ganz anderen Situationen und zu ganz anderen Zeiten ziehen? Inwieweit weià ich dann, wie sich bestimmte Ereignisse zugetragen haben, die mit der Entstehung der fraglichen heiligen Schriften in keinem unmittelbaren Zusammenhang stehen? Hier gehen die Meinungen offenbar auseinander. Ich vertrete die Position, dass die Sachverhalte einzeln zu betrachten sind.
Also gut, da gebe ich dir in weiten Teilen Recht. Allerdings sehe ich in Trzoskas Diktion auch eine gewisse Motivlage, die aber vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrungen und - letztendlich - Frustrationen im Kontext mit seinem vormaligen Religionsbekenntnis sowie in Verbindung mit seinen äuÃerst weitreichenden Recherchen zu sehen ist. Ihm scheint es, wenn ich es einmal so interpretieren darf, darauf anzukommen, hier auf die bewuÃte Täuschungsintention der Religionsgründer (und Joseph Smith ist die wohl zentralste Figur in diesem ProzeÃ) hinzuweisen bzw. diese (Täuschungsintention) anhand historischer Dokumente zu belegen. Meiner Sichtweise nach ist die Dichte der von Trzoska herangeführten Indizien, und natürlich auch deren Qualität, bereits so groÃ, daà sie eine Gesamtwertung in Bezug auf die Religion der Mormonen zuläÃt. AuÃerdem steht er mit seiner Bewertung bei Weitem nicht alleine dar.
Für mithin zuverlässigste Indizien aus der Vergangenheit halte ich gerichtliche Aufzeichnungen (Protokolle, Urteile, Verfügungen, eidesstattliche Versicherungen), wovon Trzoska eigentlich alles Greifbare ausgelotet hat. Angefangen mit Joseph Smiths erster Begegnung mit der Justiz (wegen seiner "Sehersteine" und seinem Blick in den Hut und daraus resultierender "Weissagungen") bis hin zum Kirtland-Bankrott. Und dann natürlich seine äuÃerst vielzähligen liaisons, gerade auch mit verheirateten Frauen, was in einer christlichen Gemeinschaft doch besonders gravierend sein sollte...
Es ist also nicht nur der umstrittene Ursprung des Buches Mormon, es ist die Vielzahl und Dichte der bekanntgewordenen Fakten, durch welche der gesamte Gründungsprozeà dieser Religion, die sich als christlich bezeichnet, an Seriosität verliert. Dies kann nicht ohne Gesamtbewertung in Bezug auf diese Religion bleiben, also auch nicht ohne entsprechende Bewertung in gegenwärtiger Sicht. Im Gegensatz etwa zur Bibel bzw. den Evangeliumsschriften und deren Ursprung usw. fand die mormonische Kirchengründung in einer Zeit statt, aus der unermeÃlich viele Aufzeichnungen existieren; sie dokumentieren, was wirklich geschah.
> P.S.: Bist Du eigentlich wirklich ThePassenger?
Sind wir denn nicht alle "passengers"? Sind wir denn nicht alle Reisende im Zyklus des Kommen und Gehens? Je früher wir es erkennen, desto leichter wird es für uns. Und wer ist denn schon "ThePassenger"? Vielleicht gibt der gleichnamige Musiktitel mehr Auskunft (z.B.von Iggi Pop, oder Siouxie and the Banshees, bei You Tube kann man sehr gute Versionen laden)? Ich höre dieses Lied immer noch gerne, es ist in meinem Dasein gewissermaÃen eine Konstante.
Bin ich JesseX?