Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 7 von 42 Beiträgen.
Seite erstellt am 28.3.24 um 17:04 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Mittwoch, den 30. Dezember 2009, um 11:37 Uhr
Betrifft: Fundamentalismus und Rechtssituation in Illinois und Missouri

Lieber svenx,

ich hoffe, Du hattest ein paar schöne Weihnachtsfeiertage. Zu Deinen nicht mehr ganz aktuellen Äußerungen möchte ich noch ein paar Bemerkungen machen. Du schreibst:

> Die Grundlage der heutigen LDS ist beinharter Fundamentalismus!

Ich sehe das genauso. So wie viele andere Glaubensgemeinschaften kann man auch den Mormonismus zur Anfangszeit nach heutigen Kriterien als fundamentalistisch bezeichnen. Als geeignete Merkmale zur Beurteilung sehe ich in diesem Zusammenhang z. B. die Vorschläge des Theologen Andreas Grünschloß an. Von den Äußerungen, die Manfred in diesem Zusammenhang macht, distanziere ich mich hingegen. Ich halte es für unpassend, eine sehr problematische Rechtssituation heranzuziehen, um zu beurteilen, was als Verfehlung gilt und was nicht. Er schreibt: „Wer nichts auf dem Kerbholz hatte, brauchte nicht zu fliehen.“ Sklavenhaltung war in weiten Teilen der USA damals völlig legal. Die Missouri Executive Order 44 schrieb vor, alle Mormonen auszulöschen, sollten sie den Bundesstaat nicht verlassen. Nur wenige Tage nach der Bekanntgabe des Dokuments fand in Missouri das Massaker von Haun‘s Mill statt. Allerdings musste man damals nicht in einen Betrug mit Falschgeld oder in Plünderungen verwickelt gewesen sein. Allein das Bekenntnis zur Mormonen-Kirche genügte, um zum Ziel des Ausrottungsbefehls zu werden. Das ist ein Faktum. Eine gesetzliche Basis, die Sklavenhaltung legitimiert und die Vertreibung bzw. Auslöschung einer ganzen Glaubensgemeinschaft anordnet, ist ethisch nicht zu rechtfertigen. Man könnte Manfreds Argumentation auf andere Situationen übertragen und etwa feststellen: „Wer politisch nichts auf dem Kerbholz hatte, brauchte nicht aus Nazi-Deutschland zu fliehen.“ Ich distanziere mich von einer solchen Denkweise ganz entschieden. Ja, der Mormonimus war in seiner Anfangszeit nach heutigen Kriterien eine fundamentalistische Glaubensgemeinschaft und ja, die von Mormonen praktizierte Polygamie war in Illinois illegal. Die Missouri Executive Order 44 war dennoch eine verwerfliche Gesetzesbasis und derartige Rechtgrundlagen dürfen meiner Ansicht nach nicht als Maßstäbe herangezogen werden, um zu sagen: „Tja, wer sich daran nicht hält, ist selbst schuld, wenn er umgebracht wird. Wer als Sklave flieht oder sich als Mormone in Missouri aufhält, wird halt getötet. Das ist doch völlig in Ordnung, wenn es das Gesetz zulässt oder sogar vorschreibt. Beachte einfach die Regeln, dann Dir passiert nichts.“ Eine solche Auffassung lehne ich ab und ich hoffe, dass meine Meinung von den meisten Leuten hier im Forum geteilt wird.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de