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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Samstag, den 5. Dezember 2009, um 10:23 Uhr
Betrifft: erst heute wieder eingeloggt; Jesus vs. Religion

momentan ist sehr viel los auf der Arbeit, daher konnte ich erst jetzt wieder in das Forum schauen, um mal nachzusehen.

Wenn Du meine Beiträge "mit dem Geist" liest wird Dir vielleicht auffallen, dass meine Probleme eher aus dem Konflikt mit der Religion und dem, was sie aus den Menschen macht, entstehen. In meinem besonderen Fall ist es die mormonische Religion mit ihren Eigenheiten, die gute und schlechte und sonderbare Dinge in den Menschen und in meiner Familie hervor ruft.

Du stellst viele Fragen in Deinem Beitrag.
Insgesamt verstehe ich die Haltung, die diese Fragen hervor rufen. Du fragst, ’Nyu, wie willst Du, dass man als gläubiger HLT mit Dir umgeht’.

Erst mal will ich das eigentliche Problem aus meiner Sicht erklären.
Ich weiss nicht, ob Du mal den Film Malcolm X gesehen hast. Der Film beschreibt den Weg des gleichnamigen afro-amerikanischen muslimischen Bürgerrechtlers, der seinen eigenen Weg des Glaubens geht und letztlich von seinen Glaubensgenossen umgebracht wurde. Über viele Jahre betet er den Weg des "ehrwürdigen Elijah Mohammed" nach - als absolut loyaler Fußsoldat des Propheten (Elijah Mohammed in dem Fall).
Als er irgendwann fest stellt, dass sein Prophet nur ein Mensch ist (und ein sehr fehlbarer noch dazu) und dass die Religion sehr weltliche Dinge antreibt, emanzipiert er sich von seiner starken Bindung an seine "Religion" (der "Nation of Islam") und unternimmt die Hajj, die Pilgerfahrt nach Mekka. Er erkennt den Kern des Islam, sein Herz und sein Handeln öffnet sich anderen Menschen und Religionen und er bringt seine alte Religion gegen sich auf. Weil die sich nämlich selber vom wahren Kern des Islam abgewendet hatten und Sekte geworden waren. Schliesslich wird er von seinen ehemaligen Glaubensbrüdern ermordet.
Die Geschichte ist pathetisch und amerikanisch eben, aber wahr.

Ich treffe vereinzelt immer wieder auf gläubige Mormonen, die eine innige Liebes- und Lebensbeziehung zu Christus entwickelt haben. Meine Frau gehört dazu. Diese HLT behalten zwar, so wie Du, ihre religiöse Identität, aber die trennenden Themen stehen nicht mehr so stark im Vordergrund. Durch Jahrzehnte des intensiven Lebens in der Beziehung mit Gott und dem Reiben an den Herausforderungen des Lebens wurden ihnen religiöser Schrott und einfache Antworten abgerieben.

Mit diesen Menschen habe ich im Glauben unglaublich viel gemein. Sie haben selber die Erfahrungen gemacht, die nur der Heilige Geist geben kann (in Belehrung der Sonntagsschule, bei Besuchen, einer Ansprache, auf der Arbeit, zuhause usw) Du weisst, was ich meine.

Jetzt zu Deiner Frage, Du schreibst:

> Und es ist für mich schwierig, wenn jemand, den ich kenne, dieser gemeinsamen Grundlage abschwört. Deswegen interessiert es mich wirklich, wie eine für beide Seiten „gesunde“ Kommunikation zwischen überzeugten und zweifelnden bzw. „abgefallenen“ Mitgliedern Deiner Auffassung nach aussehen kann.

Die meisten, die Abfallen, mögen sich vielleicht von allem abwenden (Kategorie 1). Und viele werden humanistische Agnostiker oder einfach nur Abgeneigte. Aber dennoch nagt das, was am Mormonismus wahr war, weiterhin an vielen, die die Mormonen verlassen (Sven und andere vielleicht ausgenommen?).

Aber Andere (Kategorie 2), so wie dieser Malcolm X oder Shawn McCraney von bornagainmormon.com, oder Grant Palmer oder halt ich, haben wegen der Dinge, die Gott in ihrem Herzen bewegt hat, Gott dann um Hilfe angerufen und sich dann hin zu Gott entwickelt. Weg von der Religion und hin zu dem, wofür sie eigentlich da sein sollte.

Glaubst Du wirklich, dass Petrus sich im Mormonismus insgesamt wieder finden könnte? Das Problem ist ja, dass der Mormonismus selber das, was an ihm wahr ist, zuschüttet (!) Viele Vorwürfe aus der christlichen Ecke sind doch berechtigt.

Aber es gibt viele demütige aber verbindliche Gemeinden ausserhalb des Mormonismus aber bedingt gerne auch innerhalb, bei denen ich mir das schon vorstellen kann. Das Reich Gottes findest Du nicht in einer Religion aber vielleicht kannst Du es in einer Gemeinde finden. Und ich finde, wer das Reich Gottes in seinem Herzen hat, der weiss das.

nochmal Dein Zitat:
> Deswegen interessiert es mich wirklich, wie eine für beide Seiten „gesunde“ Kommunikation zwischen überzeugten und zweifelnden bzw. „abgefallenen“ Mitgliedern Deiner Auffassung nach aussehen kann.

Bei Leuten der Kategorie 1 wird Dir das wohl immer schwer fallen. Mir fällt das auch schwer.
Bei Leuten der Kategorie 2 wirst Du hoffentlich sehr viele Gemeinsamkeiten finden können. Wenn Du Reich Gottes nicht mit HLT Kirche gleichsetzt.

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