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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Samstag, den 7. November 2009, um 18:57 Uhr
Betrifft: Wem kann man Glauben schenken?

Hallo bigboy,

schön, Dich kennen zu lernen. Ich war schon länger nicht mehr im Forum. Nun habe ich allerdings mal nachgesehen, was es Neues gibt und bin auf Dein Posting gestoßen. Deine Zeilen haben mich tief bewegt. Und mit Deinen Gedanken hast Du mir z.T. sehr aus der Seele gesprochen. Wie Du offenbar weißt, bin ich ein gläubiges Kirchenmitglied. Ich beteilige mich schon seit längerer Zeit an den Diskussionen in diesem Forum, weil mich der Austausch mit Menschen interessiert, die anders denken als ich. Du sprichst den übergroßen missionarischen Eifer an, der Dir bei einigen Teilnehmern aufgefallen ist. Ich kann Deine Bemerkungen in dieser Sache nachvollziehen. Allerdings habe ich auch Verständnis für die betreffenden Menschen. Trzoska schrieb vor einiger Zeit in diesem Forum: „Ich würde noch heute zur Kirche gehen, aber es ist mir einfach unerträglich geworden, mir die gelogenen Zeugnisse anzuhören, mir den Unsinn anhören zu müssen, ohne etwas dazu sagen zu dürfen. Ich bin dann lange Zeit nur zu gesellschaftlichen Veranstaltungen gegangen, was jetzt auch nicht mehr möglich ist … Ich habe die HLT-Kirche nie verlassen, sie hat mich ausgespuckt“ (http://forum.mormonentum.de/23163.html?q=Jahre&f=red). Sappho schrieb vor einer Weile: „Weißt du, was es heißt, ausgegrenzt und von allen gehasst zu werden? Soll ich dir mal einige Briefe von gläubigen Mormonen und ihrer örtlichen Kirchenfuzzis zeigen, nachdem ich mich November 1991 in Lübeck als transsexuell outete?“ (http://forum.mormonentum.de/25020.html?q=geha%DFt&f=red). Ich befinde mich in der glücklichen Lage, dass ich tatsächlich nicht weiß, was es heißt, ausgespuckt, ausgegrenzt oder von allen gehasst zu werden. Aber wie gesagt kann ich den missionarischen Eifer mancher Forumsteilnehmer vor dem Hintergrund solcher Erfahrungen nachvollziehen. Leider gibt es auch in unserer Kirche Personen, die ihre Mitmenschen nicht mit dem gebotenen Respekt, der gebotenen Toleranz und der gebotenen Liebe behandeln. Aber da erzähle ich Dir sicher nichts Neues.

Schwierig wird ein Dialog mit vehementen Kirchenkritikern aus meiner Sicht v.a. dann, wenn die unschönen Erfahrungen und das oben angedeutete Sendungsbewusstsein in eine Einstellung münden, nach der ein bestimmter Zweck die Mittel heiligt. Sappho schilderte vor einiger Zeit, wie sie versucht, sich unter Teilnehmern von Foren Glaubwürdigkeit zu verschaffen: „Eine gute Anfangslegende erleichtert den Eintritt und somit die Glaubwürdigkeit. Nur, seine Geschichte war so voller Löcher, etwas, was mir als Profi sofort aufgefallen war, denn schließlich benutze ich diese Technik in christlichen Foren seit Jahren! Allerdings sind meine Legenden viel glaubhafter …“ (http://forum.mormonentum.de/54993.html).

Du sprichst in Deinen Ausführungen die Blutsühne an. Meinem Eindruck nach stammen die meisten Ausführungen hierzu leider von Menschen, die der Kirche sehr kritisch gegenüberstehen. Ich finde es in solchen Fällen oft schwer, diejenigen Aussagen und Interpretation in Texten zu erkennen, die nicht als objektive Darstellungen, sondern als Ausdruck des missionarischen Eifers des Verfassers zu werten sind. Besonders dann, wenn man es möglicherweise mit Menschen zu tun hat, die Profis im Erfinden von Legenden sind und große Übung darin besitzen, ihre Botschaften in einer Weise zu formulieren, dass sie sehr glaubwürdig wirken. Versteh mich nicht falsch. Viele Kritikpunkte an unserer Kirche sind meiner Ansicht nach absolut berechtigt. Auch möchte ich nochmals ausdrücklich betonen, dass ich Verständnis für die missionarische Emsigkeit von Menschen habe, die sehr schlechte Erfahrungen mit unserer Kirche gemacht haben und ausgespuckt, ausgegrenzt oder gehasst worden sind. Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) wäre ich bei einem so reißerischen und spektakulären Thema wie der Blutsühne besonders vorsichtig. Wer etwas gegen die Kirche hat, schlachtet natürlich gerade so einen Aspekt aus, und tut dies möglicherweise mit einem Eifer, der u.a. in einer Einstellung zu Tage tritt, dass der Zweck die Mittel heiligt. Aber man weiß es eben nicht – oft sind die Ausführungen ja recht glaubwürdig. Darf ich Dir einen Tipp geben? Wenn Dich das Thema wirklich interessiert und Du hierzu konkrete Fragen hast, dann stelle sie Van Hale. Der Typ ist klasse. Er ist in unserer Kirche ein Querdenker und moderiert seit knapp 30 Jahren eine wöchentliche Radiosendung mit dem Titel „Mormon Miscellaneous“ (sie ist auch über das Internet zu empfangen). Dort diskutiert er oft mit Kirchenkritikern, die meiner Auffassung nach extrem viel besser informiert sind als irgendjemand im deutschsprachigen Raum. Über 10 Jahre lang hat er jeden Tag mehrere Stunden in den geschichtlichen Archiven der Kirche verbracht und kann seine Behauptungen jedesmal mit vielen konkreten Quellen belegen. Du kannst ihn jederzeit eine Mail schreiben (van.hale@k-talk.com). Mit FAIR hat er übrigens nichts am Hut.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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