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Verfasser: Sappho
Datum: Donnerstag, den 17. September 2009, um 17:22 Uhr
Betrifft: Meine Gedanken dazu

> Deine Behauptungen im Hinblick auf die Stellung der HLT-Kirche im 3. Reich haben auf mich etwas befremdlich gewirkt. Sie passen natürlich wunderbar ins Bild einer totalitär geführten Sekte, in der kein Platz für freies Denken bleibt. Die Frage ist nur, ob die Aussagen auch tatsächlich stimmen. Durch die Offenlegung Deiner Quellen ist meine Skepsis nicht gewichen – im Gegenteil. Ein nicht erfolgreich umgesetztes Konzept für eine Dissertation ohne jegliche Literaturhinweise wirkt auf mich zunächst einmal wenig vertrauenserweckend. Einige der nicht belegten Behauptungen kann ich anderweitig überprüfen, andere nicht. J. Dittberner hat beispielsweise in den Raum gestellt, dass die Pfadfinderorganisation der HLT-Kirche die allerletzte Nichtnaziorganisation war, die aufgelöst wurde. Diese Angabe lässt sich leicht kontrollieren. Und siehe da, die Behauptung erweist sich als haltlos. Einige vergleichbare Verbände (wie der Bund Katholischer Pfadfinderinnen) wurden nachweislich erst später verboten.

Ich denke, Jörg Dittbrner hatte als liberaler Mormone die Quellen, die ihm damals zur Verfügung standen, ausgewertet und auch bewertet. Ich hatte ihn damals in Berlin kennen gelernt, und ihn als aufrichtigen jungen Mann kennengelernt, der sehr verstört war über das, was er über die Kirche erfuhr. Nicht bezogen auf die Nazizeit, denn das war damals nicht sein Thema, als er in Greifswald studierte, sondern es war das Buch Mormon, über das wir uns lange unterhielten.
Warum er zu der Bemerkung kam, dass die LDS Scouts die LETZTE Jugendorganisation war, weiß ich nicht, habe nur Vermutungen.
Aber andere Punkte, wie etwa das mit dem Schutz des Reichssicherheitshauptamtes, konntest auch DU nicht wiederlegen.
In einem Artikel über Helmuth Hübener fand ich übrigens diese interessante Aussage:

"Ich möchte betonen, dass die politischen Ansichten der Mormonen in Deutschland im III. Reich über die ganze Bandbreite verstreut waren. An dem einen Ende der Skala finden wir Helmuth, Rudi und Karl, hervorragende Musterbeispiele von mormonischen  Antifaschisten. Sie machen uns stolz, Mormonen zu sein. Es gab auch welche wie Distriktspräsidenten Otto Berndt, der von der Gestapo verhaftet wurde, weil man Verdacht hegte, er sei die graue Eminenz hinter den Jungen gewesen. Es gab welche wie die Familie Sommerfeldt, die ganz klar Hitler nicht mochten (deren Urenkel John heute hier anwesend ist).
Bruder Heinrich Worbs von der St. Georger Gemeinde wurde verhaftet, gefoltert und litt einen verfrühten Tod wegen seiner öffentlichen abschätzigen Bemerkungen über die Nazis. Salomon Schwarz, ein Mitglied der Kirche, der als jüdisch galt (weil er wie die Juden im Stürmer ein bisschen aussah) starb in Auschwitz. Seine Schwester Annemarie litt ihr ganzes Leben lang furchtbare seelische Angststörungen weil sie glaubte - höchstwahrscheinlich mit Recht - dass ein Glaubensgenosse ihren Bruder der Gestapo denunziert haben könnte.
Jawohl: es gab leider auf dem anderen Ende der Skala auch Mormonen, welche fanatische Nazis waren. Einige gehörten sogar der SS an (darunter einer, der junge Bruno S., der bald darauf der SS den Rücken kehrte, selber verhaftet wurde und den Krieg im Arbeitslager verbrachte). Es gab dann eine Menge in der Mitte, darunter der Gemeindevorsteher Arthur Zander, ein sehr netter und unermüdlicher Kirchendiener, der nur zufällig auch ein unerschütterlicher Gläubiger an Hitler war.
Als Helmuths Verhaftung in der Gemeinde bekannt gemacht wurde, soll einer der passioniertesten Brüder - Bruder Jacobi - aufgestanden sein und gesagt haben, dass es gut sei, Helmuth wurde verhaftet; wenn er von Helmuths Treiben gewusst hätte, hätte er ihn selber erschossen."

Quelle: http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0500_mormonen.htm

Bei derselben Quelle fand ich auch diese Aussage, die mich überraschte, aber ein sehr bezeichnendes Bild auf die Mormonen der damaligen Zeit warf:

Und es waren ja nicht nur die deutschen Mormonen, die sich Anfangs von der Romantik der Nationalsozialisten einfangen ließen, besonders in den frühen Stadien der Diktatur. Aussagen von enthusiastischen aber nicht gut informierten amerikanischen Kirchenmitgliedern über die Lage in Deutschland (der brisant antisemitischer J. Reuben Clark, Jr. ist ein abschreckendes Beispiel) fanden den Weg nach Deutschland. Es war auch damals in Deutschland bekannt, was in einem anonymen Leitartikel in der britischen Kirchenzeitung The Millennial Star stand, der für Hitler und das neue Deutschland schwärmte, weil der die Welt auf das Millennium vorbereite. All das trug dazu bei, dass unter deutschen Heiligen der letzten Tage das Gefühl heranwuchs, dass Hitler von Gott gesandt wurde, Deutschland und die Welt vor dem Übel der Epoche zu retten: Kommunismus, Sozialismus, Judentum und Homosexualität."

Nicht nur deutsche Mormonen sahen Hitler nicht als Monster, sondern auch amerikanische Mormonen. Wo blieb da die offenbarung von Gott, der mormonen vor dem Monster warnte?

Zusammengefasst:

Im 3.Reich gab es unter den Mormonen sowohl Helden, Mitläufer und Schurken. Und vieles, was falsch gelaufen ist. was in der "wahren" Kirche Christi nie hätte geschehen dürfen! denn, Wenn Gott mit dieser Kirche wäre, hätte er zumindest seinem "Sprachrohr" gesagt, was in "Good Old Germany" abläuft.

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