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Verfasser: Sappho
Datum: Mittwoch, den 16. September 2009, um 15:29 Uhr
Betrifft: Meine Quellen

Gipfelstürmer, es ist nie verkehrt, misstrauig zu sein. Meine Quellen waren neben den Aussagen alter MormonInnen vor allem das Dissertationskonzept von J. Dittberner, die er in Auszügen in den Betrachtungen, einer bis 1998 erschienenen liberalen Mormonenzeitschrift veröffentlichte. In diesem Artikel hatte es Bruder Dittberner leider öfters versäumt (damals war er noch Mormone), Quellen anzugeben, vielleicht, damit der Artikel lesbarer ist?
Das besagte Heft war übrigens Jahrgang 6, Heft 2 vom Januar 1998 (ab Seite 37 bis 38 wird die Nazizeit behandelt):

> Behauptung 1: Die Mormonen standen unter dem persönlichen Schutz von Heinrich Himmler.

Das habe ich NIE behauptet! ich schrieb nur, dass die kirche unter dem SCHUTZ DES REICHSSICHERHEITSHAUPTAMTES stand, deren Leiter Himmler war. die schützte die Mormonen sogar vor ihrer eigenen Reichskirchenleitung, wie ein Abschnitt in dem Artikel von Bruder Dittberner zeigt:

"Gründe für den Schutz der Kirche durch Parteistellen, insbesondere auch das REICHSSICHERHEITSHAUPTAMT, das sich bei zwei Vorstößen des Reichskirchenministeriums als "schwarze Schutzengel" der Kirche erwies, und die Anträge sang-und-klanglos abschmetterte, sind nicht direkt nachweisbar (so fehlt z.B. die betreffende Gestapoakte seit Kriegsende)." (S. 37, Hervorhebung von mir)

Es gab also diesen Schutz, aber warum der gewährt wurde, ist nicht klar belegbar.

> Behauptung 2: Das Verhältnis zwischen dem Reichssicherheitshauptamt und den Mormonen war so gut, dass dieses sogar für die Mormonen eine Broschüre druckten.

Das Titelblatt findest du, wenn ich mich nicht irre, hier im Bilderpool. Wenn nicht, schick ich es dir gerne zu. Hab es nämlich !
Aüßerdem wurde dieses Machwerk, dass dem damaligem Missionspräsident als Autor zugeschrieben wird (z.B. : http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0500_mormonen.htm), im "Völkischen Beobachter", der Nazipostille schlechthin, veröffentlicht.

> Behauptung 3: Die meisten Mitglieder der HLT-Kirche lebten nicht in ständiger Angst. Sie sahen Hitler sogar als die Erfüllung einer Prophezeiung, und die vereinigte Ordnung in greifbarer Nähe.

Dazu wieder Bruder Dittberner:

"Einige sahen gar Hitler als eine Art Messias zur Vorbereitung der Vereinigten Ordnung vor dem Zweiten Kommen Christi, und verwiesen dabei auf gewisse Parallelen zwischen mormonischem Priestertum und faschistischem Führungsprinzip (wie Max Zimmer aus der Westdeutschen Mission berichtet wurde)." (S. 37)

> Behauptung 4: Versammlungen wurden für Führerreden unterbrochen.

Auch hier wieder Bruder Dittberner:

"Einige höher gestellte Kirchenmitglieder insbesondere der Westdeutschen Mission, waren aktiv in der NSDAP, die allgemeine Mitgliedschaft war, der offiziellen Kirchenlinie nach 1918 folgend, obrigkeitstreu (. Unterbrechen von Kirchenversammlungen für "Führerreden", kein Widerstand ge´gen Verfolgung von juden, bzw. gegen Euthanasie, klagloser Dienst in der Wehrmacht)" (S. 37)

> Behauptung 5: Jüdische Mitglieder wurden an Nazischergen verraten.

Dazu hatte ich sinngemäß geschrieben, dass Mormonen sowohl Juden verraten als auch beschützt hätten (siehe mein Beispiel wegen der Auflösung der Versammlung in Bremen und Berlin).
Dazu Bruder Dittberner:

"Jüdische (oder halbjüdische) Mitglieder hatten in der Kirche sowohl Freunde,die sie deckten, als auch Feinde, die ihnen den Zutritt verwehrten, ODER SIE GAR ANZEIGTEN!" (S. 38, Hervorhebnung von mir)
Zudem weiß ich von einem Fall aus Ostpreussen, wo ein jüdisches Mitglied vom Gemeindepräsidenten verraten wurde, und gerettet wurde, weil der Ehemann (ein Nichtjude und Mormone) Eier in der Hose hatte, und sie versteckte. Sie überlebte (ihr Mann, der eingezogen wurde, nicht), und fand in Köln eine neue Heimat.

> Behauptung 6: Die Pfadfinderorganisation war die letzte Nichtnaziorganisation, die aufgelöst wurde.

Laut Bruder Dittberner, wurde die mormonische Pfadfinderorganisation im März 1934 als LETZTE Organisation aufgelöst (S. 37)

> Behauptung 7: Offenes Missionieren und Straßentreffen wurden nur für kurze Zeit untersagt. Danach gab es für die Mitglieder der HLT-Kirche in dieser Hinsicht keinerlei Einschränkungen.

Dazu Bruder Dittberner:

"Verbote der Straßenmissionsarbeit kamen vor, waren aber regional und zeitlich begrenzt (und wurden der alten Tradition folgend ohne weitere Folgen nicht beachtet!). (S. 37-38) (...) So ging die Missionsarbeit mit klar zunehmender tendenz bis in den Sommer 1939 weiter..." (S. 37)

> Behauptung 8: Dass die Konten der HLT-Kirche eingefroren wurden, ist Blödsinn und Ausdruck mormonischer Propaganda.

Bruder V. den ich damals in Köln kennenlernte, lebte als junger Mormone (damals qnfang 30)in Westpreussen, und er erzählte mir, dass sie regelmäßig Geld einsammelten, dieses weiterleiteten und auch Geld zurückbekamen, als durch ein Unglück das Gemeindehaus beschädigt wurde. Das war 1992.
Ich glaube nicht, dass ALLE Konten gesperrt wurden, sondern, wenn überhaupt, nur einzelne Missionskonnten.

> Behauptung 9: In Bremen und Berlin wurden Kirchenversammlungen nur deswegen aufgelöst, weil die dortigen Gemeindeleiter sich weigerten, Juden den Zutritt zu verwehren, und viele Mitglieder mit ihnen einer Meinung waren.

Hier muß ich dich leider enttäuschen, da ich dieses Wissen nur von alten Mitgliedern aus verschiedenen deutschen Städten habe, und keinen offiziellen Publikationen. Ob sie jedoch 100% glaubhaft sind, weiß ich nicht, nehme es aber an, weil auch ich mal etwas Positives über die LDS erzählen wollte.
Allerdings ist es auch, zumindest theoretisch möglich, dass diese Mitglieder ihre Erinnerungen geschönt haben, und sie in Wirklichkeit anders war.

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