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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Donnerstag, den 20. August 2009, um 9:07 Uhr
Betrifft: Der Dyno

Hallo MagRog,

der Tipp, sich mit so einer wichtigen Entscheidung wie der Taufe Zeit zu lassen, ist sicherlich gut. Normalerweise würde ich hier differenzieren. Ich bin der Ansicht, dass sich die Angelegenheit in Glaubens- oder Liebesfragen anders verhält als etwa beim Kauf einer Waschmaschine oder eines Autos. Wenn ich eine größere Anschaffung machen wollte, dann würde ich mich vorher genau erkundigen, Testberichte lesen, mir lange Zeit lassen und mit vielen Leuten darüber sprechen. Bevor ich meine Frau geheiratet habe, sind mir andere Gedanken durch den Kopf gegangen. Ich war über beide Ohren verliebt (und bin es heute noch mehr als früher). Ich habe damals nicht jeden Vor- und Nachteil einer Ehe abgewogen. Auch habe ich keine Befragung unter Leute vorgenommen, die in ihren bisherigen Beziehungen vornehmlich Frust und Ernüchterung erfahren haben. Nicht einmal meine Eltern habe ich in meine Wahl mit einbezogen. Wenn ich heute noch einmal vor der damaligen Entscheidung stünde und mir die Ansichten von bewi (aus diesem Forum) zu Herzen nehmen würde, gäbe es wohl keine Hochzeit. Als es später darum ging, ob wir Kinder haben wollten, habe ich nicht als erstes den Taschenrechner gezückt und hochgerechnet, was uns die Sache evtl. kosten und was ich mit dem Geld ansonsten an Gutem tun könnte. Bei Liebes- und Glaubensentscheidungen handelt es sich meiner Ansicht nach immer um einen Dyno. Das ist der gefährlichste „Move“ für Freeclimber. Man hängt an einer Felswand, nicht abgesichert, stößt sich mit den Füßen ab und versucht, mit einer Hand oder beiden Händen einen neuen Halt zu finden. Dazwischen hängt man ein paar Sekunden in der Luft. Den Dyno traut mach sich, wenn die Liebe oder das Gottvertrauen stark genug sind. In Glaubensfragen, in denen ich einen (symbolischen) Dyno gewagt habe, hat mich Gott jedesmal aufgefangen und ich befand mich danach ein paar Meter weiter oben in der Felswand. Die Bibel ist voll von solchen Geschichten. Die Jünger haben nicht vorher alle möglichen fanatischen Pharisäer oder heidnischen Römer um deren Meinung gebeten, bevor sie Jesus nachgefolgt sind. Es war eine Herzensentscheidung. Der Glaube war stark genug und sie haben den Dyno gewagt. Wesentlich ist hierbei das persönliche Verhältnis zu Gott. Man kann auch der HLT-Kirche beitreten, ohne sich auf seinen Schöpfer zu verlassen. Wenn man kein inniges Verhältnis zu Gott pflegt, sieht man die Dinge aus anderen Perspektiven als wenn man im Glauben wandelt. Das war zu biblischen Zeiten so, das ist heute so.

Aber gut, in Deinem Fall solltest Du Dir vielleicht schon länger Zeit lassen. Lerne die Mitglieder in Deiner Gemeinde ausgiebig kennen und finde heraus, was ihr Glaube in ihnen bewirkt. Überprüfe, inwieweit verschiedene seltsame Lehren, die u.a. auf dieser Internetseite beschrieben werden, für Mitglieder der HLT-Kirche tatsächlich eine Rolle spielen oder inwieweit es sich hierbei um nebensächliche und verfälscht dargestellte Aspekte handelt, die oftmals auf persönlichen Meinungsäußerungen Einzelner beruhen. Lerne die Mitglieder nicht nur oberflächlich, sondern besser kennen. Der frühere evangelische Bischof von Stockholm, Krister Stendahl, hat Folgendes vorgeschlagen: „Wenn Du eine Religion wirklich kennenlernen willst, dann prüfe, wie aktive Mitglieder ihren Glauben leben.“ Dann siehst Du, was er bewirkt. Irgendwann wird es für Dich keine Frage mehr sein, ob Mormonen lediglich hinter dem Geld der Leute her sind. Wenn man einmal Einblick in das Wohlfahrtswesen der Kirche und die dortigen Dimensionen Einblick genommen hat, erübrigt sich dieses Thema.

Der Rat, mal Abstand von den Mitglieder der HLT-Kirche zu nehmen, ist aus meiner Sicht vergleichbar mit dem Vorschlag, ein bestimmtes Müsli ohne Milch zu probieren, damit man sehen kann, ob es auch dann noch schmeckt. Müsli und Milch gehören genauso zusammen wie Kirche und Gläubige. Das war zu biblischen Zeiten so, das ist auch heute so.

Viele Grüße

Gipfelstürmer
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