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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Freitag, den 31. Juli 2009, um 9:02 Uhr
Betrifft: Eine Lanze für die Misstrauischen

Hallo Timm1,

danke für Deine Reaktion. Zu einem von Dir angesprochenen Punkt möchte ich mich gerne äußern. Du schreibst:

> Aber wenn man pausenlos damit beschäftigt ist Mormonen auf jedwede Art und Weise anzugreifen ist es klar, dass man paranoid wird. Die Umgangsformen des Forums sollten eigentlich freundlich sein, die Möglichkeit an einer netten Partizipation ist aber nicht gegeben, wenn hier irgendjemand als Fake abgestempelt wird.

Jetzt muss ich schon mal eine Lanze für diejenigen brechen, die in diesem Forum auf Dich offenbar misstrauisch, zynisch oder gar feindselig wirken. Ich kenne persönlich viele Katholiken, die ihren Glauben mehr oder weniger ernst nehmen. Die meisten haben sicherlich keine Ahnung davon, in welchem Ausmaß die katholische Kirche direkt oder indirekt an der Hexenverfolgung beteiligt war, welche Kriegsverbrecher durch verschiedene Päpste schon alles selig gesprochen wurden und wie viele Finanzskandale es innerhalb des Caritas-Verbandes oder des Kolping-Werkes im Laufe der Jahre gegeben hat. Ich frage mich manchmal, was mich dazu veranlassen könnte, die katholischen Menschen in meinem Einflussbereich durch entsprechende Diskussionsbeiträge in Foren oder das Betreiben eigener Internetseiten über ihren Glauben aufzuklären. Warum sollte ich dafür Zeit und Mühe investieren, anstatt mich mit Freunden zu treffen, ein gutes Buch zu lesen oder ins Kino zu gehen? So lange katholische Menschen glücklich sind und niemandem schaden, kann es mir doch völlig egal sein, ob verschiedene Aspekte ihres Glaubens Blödsinn sind oder irgend ein Bischof ein uneheliches Kind gezeugt hat. Schattenseiten gibt es in allen Religionen. So lange das Strafrecht oder ethische Grundregeln nicht verletzt werden, kann doch jeder glauben, was er will. Warum sollte ich Aufklärungsarbeit betreiben und mich dabei mehr oder weniger offen zu meinem Ziel bekennen, Menschen von ihrer Religion abbringen zu wollen? Ein Grund könnte Nächstenliebe sein. Vielleicht bin ich der Überzeugung, katholischen Menschen außerhalb ihres Glaubens ein besseres, zufriedeneres und gesünderes Leben bieten zu können. Das wäre ein hehres Anliegen. Auch im Zusammenhang mit der Aufklärungsarbeit über den Mormonismus wäre das ein nachvollziehbares und ehrbares Motiv. Ich kann es allerdings oft nicht erkennen. Vielleicht liegt es an mir, aber aus den kirchenkritischen Beiträgen in diesem Forum und aus diversen Internetseiten lese ich persönlich nur höchst selten ehrlich wirkende Fürsorge heraus. Eigentlich kann ich mich im Moment nicht einmal an einen einzigen Beitrag in diesem Forum erinnern, bei dem die Sorge um das Wohl der Mitglieder im Vordergrund stand (vielleicht gibt es entsprechende Postings ja irgendwo, wenn mal lange genug sucht). Was ist dann aber der Kraftstoff, der dazu antreibt, über den Mormonismus aufzuklären und damit ein bestimmtes Ziel zu verfolgen? Ich will hier wirklich niemandem Unrecht tun. In meinem Leben gab es viele Situationen, in denen mein Glaube auf der Kippe stand. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre aus der HLT-Kirche ausgetreten. Ich halte mich weder für besser noch für schlechter als Menschen, die am Scheideweg eine andere Richtung eingeschlagen haben als ich. Viele der besonders aktiven und besonders kritischen Protagonisten in diesem Forum haben in ihren Beiträgen immer wieder anklingen lassen, welche persönlichen Verletzungen sie während ihrer Mitgliedschaft bei den Mormonen erleiden mussten. Oft wurde ihnen offenbar übel mitgespielt. Mir sind erwähnenswerte menschliche Enttäuschungen in meiner Glaubensgemeinschaft zum Glück bislang komplett erspart geblieben. Im Gegenteil. Die tiefsten und nachhaltigsten Freundschaften habe ich mit Menschen knüpfen können, die meine Glaubensgeschwister sind. Ich profitiere nach wie vor ungemein von der Zugehörigkeit zu meiner Konfession. Jede Woche freue mich aufs Neue auf den Kirchenbesuch. Ich will damit überhaupt nicht sagen, dass persönliche Verletzungen die einzigen Gründe für das Betreiben von zielgerichteter Aufklärungsarbeit und eine misstrauische Haltung sein können. Eine solche Einstellung meinerseits wäre gegenüber den Betroffenen sicherlich unfair. Ich will jedoch sagen, dass ich persönlich Verständnis für Menschen habe, die in diesem Forum bestimmte schlechte Erfahrungen angedeutet haben und jetzt hier bzw. andernorts über die dunklen Seiten ihrer früheren Kirche aufklären oder z.B. Dir gegenüber zu Recht oder zu Unrecht misstrauisch sind. Vielleicht würde ich mich ähnlich verhalten, wenn ich Vergleichbares erlebt hätte.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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