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Verfasser: abendrot
Datum: Donnerstag, den 16. Juli 2009, um 3:20 Uhr
Betrifft: Elitäres Denken

> Die meisten Eltern wollen, daß ihre Kinder alkohol- und nikotinfrei aufwachsen. Es ist wirklich so! Es gibt eine ganze Menge unterschiedlicher Leute: da sind die vielen Familien anderer christlicher Kirchen und Gemeinschaften, Menschen mit ökologischer Gesinnung, vernünftige Leute unterschiedlichster politischer Überzeugungen usw.

Naja, also daß es wirklich erstrebenswert ist, daß Kinder alkohol- und tabakfrei aufwachsen, wage ich zu bezweifeln. So fehlt ihnen schließlich die Möglichkeit, einen sinnvollen Umgang mit diesen Genußmitteln zu erlernen und nicht erst unter einem Gruppendruck Gleichaltriger bzw. später als Erwachsene evtl. auch auf unangenehme Weise. Das WdW stammt ja auch aus einer Zeit, in der puritanische Genußfeindlichkeit in den USA auf dem Vormarsch war (siehe Temperance-Movements).

Es hat sich in den letzten Jahren anscheinend die Tendenz verschärft, sich als Mensch besser oder überlegen zu fühlen, wenn bestimmte weitgehend anerkannte "Tugenden" gepflegt werden (sei es Nichtraucher zu sein, Alkoholabstinenz, ökologisch bewußt zu handeln, politisch korrekt zu sein). Darin liegt auch eine Gefahr der Überbewertung dieser "Tugenden" und der Verzerrung der Wahrnehmung, was die wirklich wichtigen Themen unserer Zeit sind, wenn nicht sogar eine Fanatisierungsgefahr, wenn man etwa an die "Passivrauch"-Hysterie denkt.

Als Mormone konnte man sich durchaus Nichtmitgliedern überlegen fühlen, weil man nicht rauchte oder Alkohol trank etc., wenn auch nur im Kreise der anderen Mitglieder; außerhalb war das ja eher eine Belastung, wenn man dadurch auffiel und sich erklären mußte, gerade als Jugendlicher.

> Sind Raucher generell schlechte Menschen? Natürlich nicht, würdest Du und ich da sagen. Aber die Kinder? Was haben sie denn gelernt in PV usw?

Also daß Raucher regelrecht schlechte Menschen seien, lernen die Kinder in der PV wohl kaum, aber es reicht ja schon, daß sie sich in einer falschen Ãœberlegenheit wähnen, das zu tun, "was Gott gefällt", wenn sie das WdW beachten. Ich könnte mir vorstellen, daß sich z. B. Moslems auch etwas darauf einbilden, daß sie kein Schweinefleisch essen im Gegensatz zu Nichtmoslems und das als Erkenntnisvorsprung bzw. "Tugend" ansehen, oder Juden und ihr koscheres Essen. Sowas ist ziemlich gut geeignet, um ein elitäres Bewußtsein  zu pflegen. Oder auch sich etwas drauf einzubilden, keinen Sex vor der Ehe zu haben.

> Bei den Gemeindefesten gibt es so viele ungesunde Sachen zu essen, Hauptsache, billig! Ich merkte bei 95 % dieser Gelegenheiten, wie stark die Geschwister sparen mußten.

Ich denke mal, daß das je nach Gemeinde unterschiedlich ausfällt: ich habe an solche Buffets durchaus gute Erinnerungen, weil es da meist durchaus leckeres und abwechslungsreiches Essen gab...;-) . Da waren auch meist viel Vollkorn-Sachen dabei von Mitgliedern, die das Selber-Brot-Backen etc. praktizierten. Fleisch war da in der Tat meist auch nicht knapp, aber das Bewußtsein dafür hatte die Mitglieder anscheinend einfach nicht. Der Teil des WdW über den Fleischkonsum wird ja auch in der Tat nicht ernstgenommenn im Gegensatz zu dem Teil über die Genußmittel.

abendrot

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