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Verfasser: Waldläufer
Datum: Freitag, den 3. Juli 2009, um 18:54 Uhr
Betrifft: Der Tempel Jahwes!

Liebe Sappho,

Du schreibst:

> Darauf bin ich echt gespannt, Waldläufer! Auch, ob du es wagst, etwas über den Ursprung Jahwes zu sagen, und, mit wem jahwe "seinen" Tempel lange teilen mußte/durfte?

Doch, das ist ein wirklich interessantes Thema!  Ich bin allerdings kein Bibelwissenschaftler, so möchte ich meine unvollständigen Kenntnisse über den "Ursprung Jahwes" hier nicht ausbreiten. Für mich ist "Jahwe, der Schöpfer Himmels und der Erde" einfach der absolute Anfang meines Denkes. Aber mit wem JHWH seinen Tempel zeitweise teilen musste, darüber weiß ich ganz gut Bescheid, steht das doch alles im AT, 2. Könige 22 und parallel dazu 2. Chronik 34 + 35. Falls Du den Vorgang nicht gegenwärtig hast: Ein Priester findet im Tempel bei Renovierungsarbeiten das "Gesetzbuch Jahwes", das Entsetzen auslöst, weil diese Gesetze weitgehend in Vergessenheit geraten waren. König Josia befragt Jahwe durch die Prophetin (!) Hulda, die ihm weitergibt:

"So spricht JHWH (Jahwe), der Elohim (hebr.: Gott) Israels: Alle Drohungen... werden erfüllt, zur Strafe dafür, dass sie mich verlassen und anderen Elohim geopfert haben".

Dann wird aufgezählt, welche fremden Götter sich im Tempel Jahwes getummelt haben: Kamos der Moabiter, Milkom  der Ammoniter, für Baal gab es Geräte, am Eingang zum Tempel standen die Rosse des Sonnengottes.... und im Tempel wurde natürlich auch Astarte/Aschera verehrt, dazu gab es auch noch die Separées der "Heiligtumsbuhler"! Ein munteres Treiben!

Es war üblich, dass man bei den umliegenden Völkern stets ganze Götterfamilien hatte. So war es bei den Ägyptern, später bei den Griechen und Römern, natürlich bei den Nordischen Völkern - es war stets ein ganzer Pantheon. Und natürlich auch in Israel/Juda. Nur, dass Elohim Jahwe sich stets als der Einzige, der Unsichtbare, der ganz Andere usw. bezeugt hat. Aber ehrlich, wer soll sich einen solchen Gott vorstellen! Echnaton, einer der ersten Monotheisten, ist auch übel gescheitert.

Wenn ich aber reflektiere, wie sich mein Bild von Gott im Laufe meines Lebens verändert hat, dann finde ich da Parallelen zum biblischen Bericht. Als Kind stellte ich mir  Gott selbstverständlich als relativ alten Mann mit Bart vor, der den Nikolaus, das Christkind und den Osterhasen schickt, um meine kindlichen Wünsche zu erfüllen. Später, zur Mormonenzeit erlebte ich Gott als den Bücher führenden "Vater", der mir seinen Segen entsprechend meinen Leistungen zuteilt.  Wenn ich seine Gebote halte (wie sie die HLT-Kirche versteht). fließt sein Segen - und Segen ist ja nur Gutes! Geht es mir schlecht, dann muss ich nachforschen, in wie weit ich da selbst schuld daran bin. Alle Gebote gehalten? Niemals! Gott als Buchhalter, der mein Plus und Minus genau registriert. Heute, nachdem ich die HLT-Kirche verlassen habe, verändert sich mein Gottesbild mehr und mehr in Richtung "Gott als der völlig Andere, Unvorstellbare"...

Warum ich von mir erzählt habe: Ich denke, in der Geschichte der Religionen ist das ganz ähnlich. Toll, sich einen Gott vorzustellen, der eine Frau, (unzählige) Kinder und dazu noch alle Macht hat.  Und wie gut lässt sich das weiter ausschmücken!  Viele Frauen (gibt mehr Kinder!), der Wohnsitz ist bekannt (Zeus auf dem Olymp) usw.   Diese Projektion, dieses total anthropomorphe Denken ist doch so gut nachvollziehbar!  Wie auf Erden so im Himmel! Und so erkläre ich mir auch die Vorstellung von JHWH und seiner "Gemahlin" Astarte. Die Israeliten wollten eben auch ein Götterpantheon haben!  Und da macht Elohim Jahwe wieder klar, dass er der Unvergleichliche, Einzige ist.
Kaum zu begreifen: Die HLT-Kirche knüpft an diese menschliche Sicht Gottes an! Gott, der einmal war wie wir! Der auch auf einer Erde gelebt hat... Sappho, Du kennst das ja alles. Dann "erfindet" JS  dazu noch im Tempelritual einen "Elohim", der den einzigen Gott Israels, Elohim Jahwe, mit einem Michael (= später Adam?) losschickt "eine Erde zu gründen".
Das ist dann das Thema, das ich nochmals mit Gipfelstürmer  ansprechen möchte.

Liebe Sappho, vermutlich habe ich Dir nicht die Antwort geliefert, die Du erwartet hast, aber ich sehe es eben durch die Brille der Bibel, die, wenn auch manchmal etwas getrübt, trotzdem für mich die beste ist!  Für mich!

Grüße vom Waldläufer

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