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Verfasser: abendrot
Datum: Freitag, den 12. Juni 2009, um 2:22 Uhr
Betrifft: Schlendrian

> >Ich finde, daß aus Gründen der Geistesfreiheit auch Religionen, die man als bedenklich oder gar gefährlich ansieht, eine Existenzberechtigung haben<
> Das kannst du ruhig finden, ich finde es überhaupt nicht. Das wäre ein Schlendrian, denn man in einer Demokratie nicht dulden dürfte. Du vergisst vielleicht, oder deine Kenntnis reicht nicht so weit, dass im Falle des Mormonismus der Schwindel von der Basis an nachweisbar ist. Für einen klaren Geist liegen die Beweise offen auf dem Tisch. Das gleiche gilt sicher auch für andere, wenn nicht alle Religionen, nur dass sich die Tonangebenden nicht kompetent fühlen, den Schwindel zu durchschauen und Massnahmen dagegen zu ergreifen. Also wird alles erst einmal unter den Deckmäntelchen von Glaubensfreiheit und Toleranz geduldet.

Anscheinend gehen da Deine und meine Ansicht, was in einer "Demokratie" geduldet werden darf, deutlich auseinander. Für mich ist unerheblich, ob der Mormonismus nachweislich ein Schwindel ist oder nicht; solange jemand nicht genötigt wird, Mitglied zu werden, ist das Werben der Mormonenkirche ebenso hinzunehmen wie etwa nervige Werbung im TV: wenn ich’s nicht sehen oder hören will, schalte ich eben um bzw. sage den Missionaren klar und deutlich, daß ich nicht interessiert bin.

Ich will gar nicht bestreiten, daß diejenigen, die in der Kirche aufwachsen, in einer meist mißlichen Situation sind, da ihnen kaum der Freiraum gelassen wird, sich wirklich frei für oder gegen den Kirchenbesuch bzw. die Mitgliedschaft zu entscheiden. Aber ich möchte hier dennoch nicht nach staatlicher Einmischung rufen, denn Religion hat Privatsache zu bleiben, in die sich auch ein "demokratischer" Staat nicht einzumischen hat. Mein Vertrauen auf die Zurückhaltung des Staates und die Respektierung der Privatsphäre der Bürger ist schon länger nicht mehr hoch. Und das in einem Staat die Regierung demokratisch gewählt wird, gewährleistet noch nicht zwangsläufig, daß auch die Menschenrechte gewahrt werden. Es kann auch in einem sogenannten "demokratischen Rechtsstaat" eine Unterdrückung von Minderheiten durch die Mehrheit geben. Wenn es da keine sorgfältig ausgearbeitete Verfassung gibt, in der die Achtung der Menschenrechte (und dazu gehört meines Erachtens auch die Religionsfreiheit) festgeschrieben ist und die von den staatlichen Akteuren auch respektiert wird, gibt es keinen Schutz vor Willkür und Unrecht.

Daher gilt meine Ansicht auch für so umstrittene Organisationen wie Scientology: solange sich eine (religiöse) Organisation nicht strafrechtlich relevant bzw. gegen die Verfassung betätigt, darf sie auch nicht verfolgt werden.

> >denn wer kann sich anmaßen, allgemeingültig darüber zu entscheiden?<
> Der Wissende.

Man kann sich natürlich aufgrund der einem vorliegenden Informationen dafür entscheiden, daß eine Religion wie etwa die der Mormonen für einen keine Existenzberechtigung hat, aber ich hoffe dann, daß dies in der Realität keine Auswirkung über die bloße Meinungsäußerung hinaus hat.

> >Ich wünsche mir auch, daß möglichst keiner auf fragwürdige Religionen hereinfällt<
> So, man kann sich auch wünschen, dass niemand auf die schiefe Bahn gerät. Kann man dann gleichzeitig diejenigen tolerieren, die Leute auf die schiefe Bahn führen?

Ja, man muß es sogar, solange sie nicht gegen Gesetz und Verfassung verstoßen, auch wenn es einem vielleicht nicht gefällt, denn es beinhaltet schließlich auch die Freiheit der Leute, sich "auf die schiefe Bahn führen" zu lassen, und sei es auch aus Naivität oder Arglosigkeit, wenn sie es denn wollen (Gerade in den heutigen Zeiten spreche ich mich vehement gegen jegliche staatliche Bevormundung oder Gängelung aus.)

> >weil ich so etwas prinzipiell für falsch halte und es außerdem die Vorbereitung einer Verfolgung bedeuten kann<
> Das ist eine politisch, taktische Frage, aber dies rechtfertigt nicht die Existenz falscher Dinge. Da aus den Gründen, die du anführst, eine Eliminierung oder Verhinderung von falschen Religionen nicht möglich erscheint, bleibt uns nur der Weg der massiven Aufklärung.

Aufklärung ja, allerdings macht auch sie nur Sinn bei denjenigen, die sie auch hören wollen, ansonsten kann auch sie schnell eine aufdringliche Missionierung darstellen.

abendrot

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