Beitrag 5 von 5 zum Thema astronomische Frage |
Seite erstellt am 25.4.24 um 22:42 Uhr |
Verfasser: James Datum: Dienstag, den 8. Januar 2002, um 11:18 Uhr Betrifft: Grösser
Kai (_vanraschs) schrieb u.a.:
>Habe bei Liahona.de eine Frage gestellt, da die dort wahrscheinlich noch im Urlaub sind ...
Berichte mal beizeiten über ihre Reaktion.
>... Buch Abraham ... Ich habe eine Vorliebe für Science-Fiction, deshalb gefällt mir auch das Buch Abraham.
Amüsante Begründung. Gefällt. Stellenweise, besser Kapitelweise, etnspricht es natürlich auch dem Genre "Fantasy" oder einen Gemisch aus beidem.
>Hier die besagte Schriftstelle: Abraham 3:5. Und der Herr sprach zu mir: Der Planet, der das geringere Licht ist, geringer als das , das den Tag beherrscht, der aber die Nacht beherrscht, steht hinsichtlich der Zeitrechnung über (1)dem, auf dem du dich befindetst, ist also grösser (2) als dieser; denn er bewegt sich in einer langsameren Ordnung (3). Das entspricht der Ordnung weil er über(1) der Erde steht, auf der du dich befindest, und darum hat seine Zeitrechnung nicht so viele Tage und Monate (4) und Jahre (3). Ich zog daraus folgende Schlüsse: 1. Der Mond ist der Erde übergeordnet ,also "regiert" der Mond die Erde. 2. Der Mond ist grösser als die Erde 3. Ein "Mondjahr" (= eine Umkreisung um den Planeten Erde) dauert länger als ein Erdjahr. 4. Der Mond hat auch noch einen Mond, da seine Zeitrechnung auch Monate aufweist. Diese Schlüsse beissen sich aber mit der allgemeinen Schulweisheit. Könnte mir jemand ein bisschen Licht ins Dunkel bringen?
Wenn es denn schon die Sonne, Mond, Sterne und das "Licht" der Erleuchtung des Heiligen Geistes nicht tun ....
Edgar hat ja schon eigentlich alles klar gemacht. Ergänzend dazu nur vier Bemerkungen:
1) Betrachtet man ernsthaft z.B. die "astronomischen" Aussagen bzw. "Lehren" des Buches Abraham, dabei im Hinterkopf habend, daà Abraham ja z.B. lt. Faksimile 3, FuÃnote 1 & 6, "auf dem Thron des Pharao (sitzt)" und "am königlichen Hof über die Grundsätze des Astronomie (spricht)", so fällt auf: Es handelt sich um Platitüden, allgemeinen, nichtssagenden Aussagen etc. Keine wissenschaftlich fundierten oder neuen "astronomischen Wahrheiten." Keine, die damals wie heute die Wissenschaft der Astronomie voranbringen ... auÃer der Phantasie von einigen HLT.
2) Smith läÃt sich offensichtlich von Genesis 11, 12 (Abrahams Wanderungen) und der Aussage von Josephus:
"Deshalb wurde er (Abraham, Abram, meine Hinzuf.) von ihnen (die "Aegyptier", sic, meine H.) bewundert , und für höchst weise gehalten, weil er mit scharfem Verstande und mächtiger Ãberzeugungsgabe ausgestattet sei. Er unterrichtete sie in Arithmetik und der Sterkunde, Wissenschaften, die vor seiner Ankunft ihnen völlig fremd waren ..." Flavius Josephus, Jüdische Altertümer, Wiesbaden. o.J., S. 40)
inspirieren.
Fakt ist, daà weder in der Bibel, Buch Abraham etc. die groÃen "Unterrichtungen" des Abraham in den Wissenschaften der "Arithmetik" oder "Astronomie" auftauchen. Warum nicht? Da Abraham den Ãgyptern nichts neues zu verkünden hatte, was sie nicht eh schon wuÃten? Die Ãgyptologie hat dies hinreichend belegt. Wer heute an einem ägyptologischen Seminar, Institut oder Fakultät verkünden würde, die alten Ãgypter hätten ihre Grundkenntnisse der Mathematik und Astronomie von Meister Pharao erlernt ... der erntet bestenfalls eine mitleidvolles Lächeln.
3) Vielmehr Ahnlichkeit hat der gesammelte Schwachsinn mit Aussagen und Publikationen zur Lebenszeit von Joseph Smith! Bemerkenswert ist es schon (wir erinnern: Smith "arbeitete" am "Buch Abraham (den Papyri) seit 1835, veröffentlichte es jedoch erst 1842), wenn man die "Lehren" Abrahams, die angeblich den ägyptischen Hof so tief beeindruckten, daà sie ihn auf Pharaos Thron sitzen lieÃen (!), jedoch kurz vor dem öffentlichen Auftreten von Joe Smith und der Kirchengründung, in nichtmormonischen Werken beschrieben wurden. Die Parallelen sind frappierend.
So veröffentlichte z.B. "Thomas Dick in seinem Philosophy of a Future State", 2. Ausg., 1830 bemerkenswerte, nicht unter den Teppich zu kehrende Parallelen. Nun lieben es HLT-Apologetenmit dem fadenscheinigen Argument stets zu kommen (als letzte Wagenburg, die letzte Bastion vor der Verunglimpfung oder dem ultimativen Tilt, dem nichtssagenden "Zeugnis"), die Verfügbarkeit einer Publikation beweise nicht, Smith hätte sie daher auch gekannt, gelesen und "kopiert." Wäre in diesem Fall jedoch ein Witz, da z.B. selbst Oliver Cowdery das Werk 1836 im Messenger und Advocate zitiert! Weiterhin erschien 1816 "The Six Books of Proclus, the Platonic Successor, on the Theology of Plato", von Thomas Taylor, London. Die damalige Lieferung von englischen Büchern in die alten "Kolonien", war damals eine Selbstverständlichkeit. Kurios dabei ist, daà es ursprünglich 7 "Books" des Proclus waren. Eins war verloren gegangen, Taylor hat daher eins "erfunden" und dazu addiert. Ausgerechnet diese weist frappierende Ãhnlichkeiten mit Smithâs "Kosmologie" auf. Auszüge:
Taylor schreibt z.B. von "Planeten die Regierer der Welt genannt werden (engl. Governers) ... ist eine der groÃen Schlüssel ... gibt es sieben körperliche Welten, von der (eine) herrschend (engl. empyrian) und die erste
ist, danach sind drei ätherische; und dann drei materielle Welten ... es zwei solare Welten gibt ... (S. 140ff.)Nun vergleiche man mit z.B. Abraham, Faksimile 2, FuÃnote 5:
"dies ist einer der regierenden Planeten, und die Ãgypter sagen, es sei die Sonne, und sie erhalte ihr Licht von Kolob, und zwar mittels Ka-i-vanrasch, des groÃen Schlüssels, oder mit anderen Worten der regierenden Kraft, die fünfzehn weitere feststehende Planeten oder Sterne regiert..."
Dieses Spiel setzt sich dann munter fort. Dick und Taylor beschreiben z.B. das herrschende Zentrum, welches auch "der Thron Gottes genannt" werden könnte, der regierenden Haupstadt des Universums, wo ein Tag beim "Herrn" gleich tausend Jahre sind (was ja bereits bei 2.Pet. 3:8 auftaucht), es gäbe eine "Herrlichkeit der Sonne, eine andere Herrlichkeit des Mondes und eine weitere Herrlichkeit der Sterne, schreiben von den verschiedenen "Graden der Intelligenz, den verschiedenen Ordnungen der Intelligenzen etc. etc. etc. Exmos erkennen Joe Smiths angeblich revolutionäre, offenbarte Lehren, die sich z.B. im Buch Abraham finden. Und mal wieder wenig innovativ sind.
4) Nur um einem möglichem MiÃverständnis Deinerseits zu klären, Du zitierst (Abr. 3:5) richtig:
>steht hinsichtlich der Zeitrechnung über ... dem, auf dem du dich befindetst, ist also grösser ... als dieser;
und vermutest dann:
>Der Mond ist grösser als die Erde.
Könnte man so vermuten. Nur ist hier mal wieder die Ãb-ersetzung im Wege. In engl. Original heiÃt es:
"is above or greater than that upon which thou standest in point of reckoning, for it ..."
Engl. "greater" kann "groÃ" (betreffs der GröÃe) bedeuten, aber auch z.B. beträchtlich, bedeutend, groÃartig, erhaben, wunderbar. "Larger" wird eher bei GröÃenvergleichen benutzt. Es scheint also nicht gemeint zu sein, daà der Mond "gröÃer" (an Volumen etc.) sei, als die Erde. Wohl eher bedeutender, wichtiger etc. Wobei, wen kümmertâs was Joe in seiner Phantasie sich ausmalte, welche Städte, Kirchen, Planeten und Universen er meinte noch alle verstehen und schlieÃlich regieren zu wollen ...
Cheers, James