Beitrag 7 von 23 Beiträgen. |
Seite erstellt am 19.4.24 um 16:06 Uhr |
Verfasser: abendrot Datum: Freitag, den 22. Mai 2009, um 3:36 Uhr Betrifft: Zustimmung
Hallo Gipfelstürmer,
> Die Frage ist also nicht, ob man weltanschauliche Aussagen in den Medien durch Minderjährige zulässt, sondern welche man inhaltlich als legitim betrachtet. Mir graut vor einem von Dir propagierten internationalen Abkommen, das konsequenterweise eine Instanz erfordert, die letztendlich entscheidet, was in dieser Hinsicht erlaubt und was verboten ist. Mir ist eine Welt lieber, in der ich frei entscheiden kann, wie ich mit konkurrierenden Sichtweisen umgehe als eine Welt, in der nur Perspektiven propagiert werden dürfen, die mir persönlich in den Kram passen.
Hierin kann ich Dir nur zustimmen, denn der Ruf nach einer solchen Instanz ist auch meiner Meinung nach sehr gefährlich - gerade heutzutage, wo im Namen des Kinderschutzes allerhand für die Bürgerrechte gefährliche Entwicklungen geschehen (siehe die Internet-Zensurbestrebungen in Deutschland durch "Zensursula"). Man muà es in der Tat zu ertragen bereit sein, wenn Jugendliche in der Mormonenkirche oder sonstwo bei solchen Imagepflege-Videos mitmachen wollen oder eben überhaupt bei dieser Religion dabei sein wollen, auch wenn es einem nicht gefällt.
Das Gegenteil davon, nämlich jemanden zu "seinem Glück" (aus meiner Sicht also etwa einem Leben ohne/auÃerhalb der Kirche) zwingen oder auch nur den Eltern das Recht absprechen zu wollen, ihre Kinder in dieser Religion aktiv sein zu lassen, wäre in meinen Augen nicht akzeptabel. GleichermaÃen inakzeptabel wäre es natürlich auch, wenn Eltern ihre Kinder gegen deren Willen zwingen würden, in dieser Religion aktiv zu sein.
> Ob sich die Eltern der in dem Video gezeigten Kinder und Jugendlichen ganz besonders durch ihre Verantwortungslosigkeit und ihren Egoismus auszeichnen, kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne sie nicht persönlich. Auch fehlt mir die Grundlage für die Behauptung, dass alle gezeigten jungen Leute ausnahmslos zu hirnlosen Zombis mutieren, die keine gefestigte Persönlichkeit aufweisen. Ich teile im Hinblick auf derartige Urteile die Auffassung des Leipziger Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Hubert Seiwert, der in seinem Artikel âDer Staat als religiöser Parteigänger?â über Angehörige neuer religiöser Bewegungen (wie die der Mormonen) Folgendes schreibt: âDie Fiktion, bei den Mitgliedern [â¦] handele es sich um ihrer Willensfreiheit beraubte âOpferâ von Seelenfängern, widerspricht jedoch nicht nur den empirischen Erkenntnissen. Sie verletzt auch die Würde dieser Menschen, indem sie als unfähig zur selbstverantwortlichen Lebensführung angesehen werden. Sie als âOpferâ psychischer Manipulationen zu bezeichnen bedeutet eine Abwertung ihrer freien religiösen Entscheidung.â
Obwohl mich dieses Video durchaus nicht angesprochen hat, muà ich Dir auch in diesem Punkt rechtgeben; es ist notwendig, bei solchen Aussagen den von Dir angelegten strengen MaÃstab zu verwenden. Was den Satz "Sie als âOpferâ psychischer Manipulationen zu bezeichnen bedeutet eine Abwertung ihrer freien religiösen Entscheidung.â angeht, finde ich zwar schon, daà die Mormonenreligion ihre Mitglieder psychisch manipuliert, aber die Bezeichnung als Opfer ist natürlich problematisch.
> Ich habe aus der kurzen Videosequenz keine Anhaltspunkte dafür erkennen können, dass die alten Leute nur auf das Ende der Showeinlage warteten. Denn ich habe keine Ahnung, was die Gesamtheit der Senioren in dieser Situation dachte.
Ich hab mir den Clip zweimal aufmerksam angesehen und hatte auch nicht diesen Eindruck; das Publikum war gemischt (nicht überwiegend alt), der Gesichtsausdruck der Zuschauer war nach meinem Eindruck so gemischt wie bei jedem durchschnittlichen Publikum einer Showveranstaltung auch.
Was mir am wenigsten an dem Video gefallen hat, waren die unspontan bzw. standardisiert wirkenden Aussagen der Jugendlichen im ersten Teil; solche Sätze konnte ich in der Tat regelmäÃig bei Zeugnisversammlungen hören. Die Begeisterung oder der Elan der Jugendlichen könnte auch echt sein, aber natürlich freut es mich nicht, denn die Aussicht, daà diese Jugendlichen den Rest ihres Lebens in dieser Religion zubringen, wirkt auf mich deprimierend. Aber ich muà mich damit abfinden, denn man kann nur denjenigen Unterstützung geben, die sie auch wollen; und der Eindruck, man bemitleide die Mormonen, hilft sicherlich nicht dabei, daà sie anfangen, die Kirche kritisch zu betrachten.
abendrot