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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Donnerstag, den 21. Mai 2009, um 21:07 Uhr
Betrifft: Der Spot ist gar nicht so schlecht

Hallo Gunar,

nimm es mir nicht übel, aber ich erachte Deine Beurteilung als etwas überzogen und nicht gut begründet.

> Mich machen solche Aussagen einfach nur noch traurig. Es sollte ein internationales Abkommen geben, dass Minderjährige für weltanschauliche Aussagen nicht missbraucht werden dürfen, ...

Von Paul Watzlawick stammt der bekannte Satz: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Ich denke, dass es sich mit Äußerungen, in denen weltanschauliche Ansichten zum Ausdruck kommen, ähnlich verhält: Es ist im Grunde unmöglich, den Mund aufzumachen, ohne dabei sehr schnell Dinge zu sagen, die in irgend einer Weise ein nihilistisches, kapitalistisches, atheistisches, demokratisches, konservatives, humanistisches, nationalistisches, christliches, darwinistisches, liberales, postmodernes, sozialistisches oder sonst irgend ein Weltbild widerspiegeln. Jeder Spielfilm und jede Serie vermittelt in irgendeiner Form eine Botschaft. Kürzlich ist in diesem Forum über die Sichtweisen diskutiert worden, die über den Film „Twilight“ (basierend auf den Büchern der Mormonin Stephenie Meyer) transportiert werden. Man kann überall weltanschauliche Aussagen herauslesen. Die Frage ist also nicht, ob man weltanschauliche Aussagen in den Medien durch Minderjährige zulässt, sondern welche man inhaltlich als legitim betrachtet. Mir graut vor einem von Dir propagierten internationalen Abkommen, das konsequenterweise eine Instanz erfordert, die letztendlich entscheidet, was in dieser Hinsicht erlaubt und was verboten ist. Mir ist eine Welt lieber, in der ich frei entscheiden kann, wie ich mit konkurrierenden Sichtweisen umgehe als eine Welt, in der nur Perspektiven propagiert werden dürfen, die mir persönlich in den Kram passen.

> Das Einzige, was ich daraus lesen kann, ist Verantwortungslosigkeit und Egoismus der Eltern. Vernebelt von der Sekte produzieren sie nur hirnlose Zombies, aber keine gefestigten Persönlichkeiten.

Ob sich die Eltern der in dem Video gezeigten Kinder und Jugendlichen ganz besonders durch ihre Verantwortungslosigkeit und ihren Egoismus auszeichnen, kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne sie nicht persönlich. Auch fehlt mir die Grundlage für die Behauptung, dass alle gezeigten jungen Leute ausnahmslos zu hirnlosen Zombis mutieren, die keine gefestigte Persönlichkeit aufweisen. Ich teile im Hinblick auf derartige Urteile die Auffassung des Leipziger Religionswissenschaftlers Prof. Dr. Hubert Seiwert, der in seinem Artikel „Der Staat als religiöser Parteigänger?“ über Angehörige neuer religiöser Bewegungen (wie die der Mormonen) Folgendes schreibt: „Die Fiktion, bei den Mitgliedern […] handele es sich um ihrer Willensfreiheit beraubte ‚Opfer‘ von Seelenfängern, widerspricht jedoch nicht nur den empirischen Erkenntnissen. Sie verletzt auch die Würde dieser Menschen, indem sie als unfähig zur selbstverantwortlichen Lebensführung angesehen werden. Sie als ‚Opfer‘ psychischer Manipulationen zu bezeichnen bedeutet eine Abwertung ihrer freien religiösen Entscheidung.“

> Mir fielen da besonders die alten Leute auf, die den größten Teil der Audienz bildeten, regungslos, mit versteinerter Mine, warten sie nur, dass diese Showeinlage ein Ende hat, während die Regie krampfhaft versucht, die Kameras um eben diese herum zu schwenken und nur Jugendliche zu zeigen.

Ich habe aus der kurzen Videosequenz keine Anhaltspunkte dafür erkennen können, dass die alten Leute nur auf das Ende der Showeinlage warteten. Denn ich habe keine Ahnung, was die Gesamtheit der Senioren in dieser Situation dachte. Ich finde den Spot jedenfalls ganz okay und auf keinen Fall deutlich schlechter als die Werbevideos, die ich für Jugendveranstaltungen am Rande der Katholiken- oder evangelischen Kirchentage gesehen habe. In den nächsten Tagen kommen wieder einige Reportagen vom evangelischen Kirchentag im Fernsehen. Ich bin mir sicher, dass man im Publikum problemlos viele „regungslose“ Menschen „mit versteinerter Mine“ finden kann, wenn man nur danach sucht. Vielleicht denken sie gerade über ihr Leben nach und nehmen sich vor, sich mit ihrem Nachbarn zu versöhnen – keine Ahnung. Jedenfalls bin ich mir auch sicher, dass man unter dem Einfluss einer positiven Grundeinstellung dort nicht nur „versteinerte Minen“ finden, sondern auch einige inspirierende Anregungen entdecken und neuen Mut schöpfen kann. Ich glaube sogar, dass manche Leute in der Lage sind, in Videoclips und sonstigen Materialien, die von der HLT-Kirche produziert werden, etwas Positives zu finden.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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