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Seite erstellt am 29.3.24 um 13:59 Uhr
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Verfasser: Gipfelstürmer
Datum: Montag, den 11. Mai 2009, um 7:36 Uhr
Betrifft: Johannes 1

Lieber Waldläufer,

Deine Ausführungen kommentiere ich gerne:

> ... will Dich nur kurz auf Deinen Einwand
> > Die Passage aus dem Johannesevangelium, die Du zitierst, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Johannes, sondern wurde erst später hinzugefügt (vermutlich von einem unbekannten Autor aus Alexandrien). Der poetische Schreibstil dieser ersten 18 Verse unterscheidet sich krass vom Rest der Ausführungen. Auch wird Jesus an keiner anderen Stelle in der Bibel „das Wort“ genannt. Entsprechend ordne ich diese Schriftstelle ein.
> auf Offb. 19, 13 hinweisen. Hier wird Jesus nochmals "das Wort Gottes" genannt, ebenfalls von Johannes, was auf die Authentizität von Joh. 1 schließen lässt.

Oh ja, da hast Du Recht. Ich habe hier nicht gut genug recherchiert. In dem Buch „Misquoting Jesus“ von Bart Ehrman heißt es hierzu auf Seite 61: „Thus, Jesus is portrayed throughout the narrative as the one who came from above, but never is he called the Word elsewhere in the Gospel.“ Jesus wird zwar nirgendwo sonst im Johannesevangelium „das Wort“ genannt, wohl aber in der Offenbarung. Dein Einwand ist also absolut berechtigt. Dass dies jedoch ein Beleg für die Authentizität von Johannes 1 darstellt, bezweifle ich. Es gibt in den verschiedenen Bibelversionen des Mittelalters sehr viele Beispiele für Veränderungen, die gezielt vorgenommen wurden, um vorherige nachträglich eingefügte Textpassagen stimmig erscheinen zu lassen. In Anbetracht des Umstandes, dass es sich bei den ersten 18 Versen des Johannesevangeliums aller Wahrscheinlichkeit nach um Ausführungen handelt, die nicht von Johannes selbst stammen, sondern von einem anderen Autoren später hinzugefügt wurden, erscheint mir eine Angleichung des Verses in Offenbarung 19: 13 durchaus plausibel.

> Zur Vorstellung, dass die HLT-Lehre den "Himmlischen Vater" als Gott des NT bezeichnet während Jesus Christus der Gott des AT sein soll, muss ich - wenn ich etwas mehr Zeit habe - noch einiges fragen. Die Lehre von Jesus als Gott des AT war mir bekannt, Gott Vater im NT dagegen nicht. Das Ganze kommt mir abenteuerlich vor. Ist so auch nicht in der Bibel des AT/NT zu finden.

Ja, die Sache ist v.a. dann sehr abenteuerlich, wenn man vom heutigen Christentum ausgeht und nicht vom ursprünglichen zur Zeit der ersten Apostel. Du schreibst, dass die von mir angesprochene Lehre nicht in der Bibel zu finden ist. Dem würde ich mit Einschränkungen zustimmen. Würdest Du Deiner Deutung die vermutlich erste Bibel zugrunde legen (die von Marcion), könntest Du Deine Schlussfolgerung wohl so nicht aufrechterhalten. Stützt Du Dich hingegen auf eine Bibel, die im Laufe der Jahrhunderte mehr Änderungen erfahren hat als sie Worte enthält (z. B. die Einheitsübersetzung), so magst Du Recht haben. Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass in der HLT-Kirche diejenigen Lehren besonders betont werden, die für unsere christliche Lebensführung besonders relevant sind. Auf die genauen Hintergründe der von mir angesprochenen Lehre trifft dies offenbar nicht zu. Wenn wir also über diesen Punkt diskutieren wollen, kann ich oft nur spekulieren, anstatt mich auf fundierte Aussagen von neuzeitlichen Aposteln und Propheten zu berufen.

> Die Schriftstellen über  ".... wer ein anderes Evangelium verkündet..." kennst Du sicher.

Ja, ich kenne die Passage in Galater 1: 6-11, nach der ein Mensch verflucht ist, wenn er ein anderes Evangelium verkündet als das, welches die frühen Christen empfangen haben. Ich frage mich hierbei, in welchem Kontext dieser Ausspruch von Paulus gemacht wurde. Auch frage ich mich, welche Implikationen er beinhaltet. Ist ein Mensch beispielsweise verflucht, wenn er bestimmte Passagen in der sehr schwer verständlichen Offenbarung falsch interpretiert? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Meine Einstellung hierzu ist folgende: Es ist weniger wichtig, was jemand im Detail glaubt. Wichtiger ist, wie ein Mensch ist. Ich bin nicht der Auffassung, dass ein korrekter Glaube an Gott wichtiger ist als die Hilfeleistung für Bedürftige. Für mich ist die Umsetzung der lebenspraktischen Weisheiten Jesu im Hinblick auf Liebe, Mitleid und Demut (die er z.B. bei seiner Bergpredigt verkündet hat) viel bedeutender als die richtige Antwort auf die Frage, ob Jesus der Elohim des Alten Testaments war. Ein Gott, der mich verflucht, wenn ich mich nach bestem Wissen und Gewissen bemühe, ihm nachzufolgen, aber unwissentlich in manchen Glaubensfragen irre, ist nicht mein Gott.

Viele Grüße

Gipfelstürmer

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