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Beitrag 32 von 51
zum Thema Die Bibel auf den Index
Seite erstellt am 26.4.24 um 0:36 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Samstag, den 24. November 2001, um 15:18 Uhr
Betrifft: Der Rest

Frank schrieb ursprünglich:

>... es kommt darauf an mit vernunft den wahren kern aus der bibel herauszuschälen. ... will damit sagen, daß die blutigen kriege israels nicht auf kosten gottes gehen, sondern stammesinteressen galten, und im nachhinein gott zum alibi genommen wurde, um sie zu rechtfertigen.meiner meinung nach wurden diese kriegs-passagen im nachhinein in die bibel eingefügt.ich bin also dafür,daß man diese passagen aus dem kanon streicht, aber nicht die ganze bibel verwirft.

Worauf ich schrieb:

"Tut man das, dann bleibt konsequenterweise von der "Bibel" nicht allzu viel übrig. Verkommt zu einem unterdurchschnitlichen Roman. Wobei, setzt man diesen Maßstab, Methode an, dann fliegen z.B. die gesamten "5 Bücher Mose" komplett raus (Gn bis Dtn inkl.). Denn wenn es "Berichte" gibt, die über "Stämme" und deren "Interessen" berichten, dann diese.

Worauf Frank nun erwidert:

>was von der bibel übrig bleibt? die genesis, das johannesevangelium, die bergpredigt, die psalmen, ist das nichts?

Frank ich schrieb ja nicht, daß "nichts" übrig bliebe, sondern "nicht allzu viel." Was Du ja nun mit Deiner Auflistung deutlich unterschreibst, denn, die von Dir erwähnten "genesis, das johannesevangelium, die bergpredigt, die psalmen bilden vom gesamten Bibelinhalt (AT + NT = 100%, bei z.B. 2152 Seiten meiner Einheitsübersetzung, ohne Anhänge, Indexe etc.) gerade mal schlappe 12%. Wie ich sagte: "... dann bleibt konsequenterweise von der "Bibel" nicht allzu viel übrig."

Wobei ... über Deine Vorschläge wäre auch noch zu diskutieren, denn:

Genesis ... strotzt nur so von Mythen, Märchen und Mirakeln. Angefangen bei der sog. "Schöpfungsgeschichte", dem Genozid per Sintflut, der Perversität des verlangten Kindsopfers von Abraham etc, etc, etc.

Psalmen ... die z.B. Ergüße eines gewissengeplagten Schlächters und Mörders, die Einblick in die Psyche Davids gewähren, der andere auf Bestellung und per Befehl in den Tod befiehlt, dem Machtpolitiker und brutalen Gewalttäter. Der von der Bibel heroisiert wird ("Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend"), der als Brautgeschenke Vorhäute erlegener Gegner präsentierte, der Raubzüge par excellence vollzog, und bei seinen Raubzügen "in das Land einfiel, ließ er weder Mann noch Frau leben .." Ließ besiegte Nachbarn zersägen und Ziegelöffen verbrennen, vollzog selektive Liquidationen. Von dem es z.B. heißt, er "vertilge" und "jage" nach seinen "Feinden", bis er sie "umbringt" und "zerschmettert ... zerstäubt und zertritt." David hat so viel Blut an seinen Händen ... es füllt ganze Seiten, Kapitel, oder eben z.B. die Samuelbücher des AT und die Psalmen. Seinen mustergültigen Umgang mit seiner Fraue, besser, Frauen in Vielehe ist auch "bemerkenswert." Die Psalmen selbst, wenn man sie alles (!) liest, und nicht mantraartig lediglich selektiv, ebenso vor Gewalt, Brutalität, Drohungen, Unterstellungen, Verunglimpfungen, Beleidigungen und Lobhudelei strotzt. Die absolute Krönung (worüber man natürlich diskutieren kann) der Psalmen sind m.E.n die letzten Verse des Psalm 137:9:

"Wohl dem, der deine Kinder packt und sie am Felsen zerschmettert!"

Man kann nur für jeden "wahren Gläubigen", lies "Fanatiker," dankbar sein, der diese Schriften nicht (!!!) eingehend liest, ihre "tiefere Bedeutung" meint zu verstehen, und sich genötigt sieht, dementsprechend zu handeln.

David wäre in heutigen Verhältnissen und Zeiten mit Sicherheit Patient auf einer Couch ...

Bergpredigt ... eine Bergpredigt, die nie eine Predigt war (eine typische "Christianisierung" eines jüdischen Textes), sondern eine Berglehre. Nichts von dem was "Jesus Christus", besser Jeschua ben Joseph, von sich gab, in seinem rabbinischen Lehrgespräch von sich gab, war neu! Sondern althergebracht, jüdischen Gelehrten, Rabbinern, Schriften etc. bekannt. Und Kopien zählen nicht. Dann sollte man eher zum Original greifen ... dem AT, Talmud etc.

Johannesevangelium ... dem "Evangelium", was am wenigsten historisch ist?  Das "pneumatischste" (geistige) Evangelium von allen? Für den, der es so braucht, so es drum.

>den katharern genügte das johannes-evangelium und sie fanden darin eine große fülle. ich bleibe dabei, daß obige teile der bibel eine esoterischen sinn haben, den aber nur z.b. kabbalisten oder theosophen herauslesen können. es gibt eine sichtbare und eine unsichtbare bibel. schon mal gedanken über  die zahlen der bibel gemacht?

Ob ich mir Gedanken über die "zahlen der bibel gemacht habe?" Welche?

Wenn Du vorher die "kabbalisten oder theosophen" erwähnst, meinst Du "zahlen" in diesem Zusammenhang? Wenn ein Semester "Kabbala, ihre Symbolik im Judentum" an der Uni, das Studium von ca. 15 Werken, Massen an Aufsätzen etc. seien ungezählt, vom Experten zum Thema "Kabbala", die, von manchen irreführend "jüdische Geheimlehre" genannt wird, Gerschom Scholem; Stapeln an Werken über die Kabbala, viel reines Abgeschreibsel, trivialer Schund und purer Phantasie: das mehrfacher Studium z.B. des Sohar; das jahrzehntelang Beschäftigen mit allen Themen der Judaistik; das Hebraicum, das Studium der Kabbala mit Juden; wenn das mich dafür qualifiziert, über Zahlen der Bibel Gedanken gemacht zu haben, dann kann ich antworten mit einem: Ja. Oder nicht?

Welche "Gedanken" hast Du Dir darüber gemacht?

Wobei, um ganz offen zu sein: Mit den "Zahlen" der Bibel etc, halte ich es ähnlich wie Scholem:

"Das zahlensymetrische Element, das nur ein Hilfsmittel der Kabbalisten bei ihren Spekulationen oder Untersuchungen war, habe ich nicht als wesentliches Element empfunden; es hatte, und hat noch heute keine Attraktion für mich. Seit vielen Jahren bekomme ichz Briefe von Menschen, die sich mit zahlensymetrischen Spekulationen beschäftigen, und denen muß ich immer ganz kühl antworten, daß mich diese Dinge nicht besonders faszinieren." (Gerschom Scholem, Und alles ist Kabbala: Gerschom Golem im Gespräch mit Jörg Drews, München, 1980, S. 35).

>mir ist natürlich bekannt, daß es auch schon in ägypten einen ähnlichen moralkodex wie in den 10 geboten gab(schließlich hat moses in ägypten gelernt), darum gehts nicht, sondern daß in allen heiligen schriften eine ur-weisheit liegt, oder gnosis, sichtbar oder unsichtbar, und diese haben sich die schreiber nicht ausgedacht, sondern sie wurden wirklich inspiriert, wie auch paulus sagt,ob von gott oder vom kosmisches bewußtsein , nicht dem liebem gott im himmel, sondern der gott, der sich inneren eines menschen über das unterbewußtsein offenbart. jesus:"das reich gottes ist in euch" wer sagt die bibel sei nur eine textsammlung, hat sie nicht verstanden, oder nicht alles gelesen.

Na, dann hab ich sie nicht verstanden. Denn gelesen und studiert häufig genug. Wozu frage ich mich nur, wenn dem so ist, das ganze Bla, Bla drumherum? Hatte Popper dann doch recht wenn er sagt, "Wer es nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann." Oder auch Goethe: "Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch was denken lassen."

Cheers, James

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