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Verfasser: Gunar
Datum: Mittwoch, den 14. November 2001, um 1:19 Uhr
Betrifft: Hohlmeier: taube Ohren, unqualifizierte Mitarbeiter, Dallinger war HLT-Bischof

Süddeutsche Zeitung
Mittwoch, 14.11.2001

Prozess um den Millionen-Betrug der Wabag
Zeuge Strauß verweigert die Aussage
Der frühere Rechtsberater der Firmengruppe schweigt – sein Schwager Michael Hohlmeier redet um so mehr

Von Alexander Krug

Max Strauß kam mit der U-Bahn. In Begleitung seines Anwaltes Andreas von Mariassy betrat er gestern den Sitzungssaal B166 im Justizgebäude in der Nymphenburger Straße und nahm auf dem Zeugenstuhl Platz. „Es ist erschienen der Zeuge Strauß“, begrüßte ihn Richter Wolf-Stefan Wiegand förmlich. Auf Vorlage seines Personalausweises verzichtete das Gericht. Schließlich sei er ja „amtsbekannt“. Danach ging alles sehr schnell. Strauß, 42, berief sich auf sein Auskunftsverweigerungsrecht und war nach wenigen Minuten wieder auf dem Weg zur U-Bahn. Am Nachmittag wiederholte sich die Prozedur mit Michael Hohlmeier. Ãœberraschend erklärte sich der Ehemann der Schulministerin Monika Hohlmeier zu einer Aussage bereit.

Den Zeugenaufritt hat Strauß seiner Verwicklung in die Affäre um die Wirtschaftsanalyse und Beratung AG (Wabag) zu verdanken. Die Wabag hatte jahrelang Tausende von privaten Investoren für prestigeträchtige Umweltprojekte vorzugsweise in den Neuen Bundesländern geworben. Rund 245 Millionen Mark wurden von Kapitalanlegern und der Öffentlichen Hand akquiriert, von dem Geld allerdings sollen nur 55 Millionen Mark tatsächlich investiert worden sein. Der Rest ist bis heute in dubiosen Kanälen versickert. Vor dem Münchner Landgericht sind derzeit die beiden ehemaligen Wabag-Vorstände Erich D., 51, und Harald St., 50, wegen Betruges in jeweils 4926 Fällen angeklagt. Zwei weitere Angeklagte sind bereits zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Strauß war von 1995 an Rechtsberater der Wabag. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit wegen des Verdachts der Beihilfe zum Betrug. Als Beschuldigter genießt Strauß damit das Recht auf Auskunftsverweigerung. Zusätzlich kann er sich auch auf seine Verschwiegenheitspflicht als Anwalt der Wabag berufen. „Damit ist die Sache aus unserer Sicht erledigt“, meinte Richter Wiegand und entließ Strauß, der auf eine Erstattung seiner Auslagen verzichtet.

Die Affäre Wabag hat indes auch Strauß-Schwager Hohlmeier in Schwierigkeiten gebracht. Der 46-jährige gelernte Diplom-Kaufmann war im September 1997 auf Vermittlung von Strauß in die Firma eingetreten. Bis zu seinem Ausscheiden 1999 war er als so genannter Controller für die Ãœberwachung von Verträgen und Geldflüssen zuständig. Hohlmeier, der ein Jahresgehalt von 250000 Mark kassierte, stieß schon bald auf „Ungereimtheiten“, die ihn zu zahlreichen Aktenvermerken veranlassten. So seien beispielsweise für eine Werkstoffrückgewinnungsanlage alleine 5,8 Millionen Mark an eine Firma geflossen, die dafür „nur ein paar Striche“ als Bauzeichnung geliefert habe.

Seine „Bedenken“ habe er wiederholt den Vorständen Harald St. und Erich D. vorgetragen, schriftlich und mündlich. Dort jedoch sei er nur auf taube Ohren gestoßen. Auch seien Mitarbeiter eingestellt worden, an deren Qualifikation man zweifeln musste. „Loyalität ist wichtiger als Berufserfahrung“, habe Erich D. dazu verkündet. Wohl deshalb gehörten auch viele Mitarbeiter der Glaubensgemeinschaft der Mormonen an. Erich D. selbst soll laut Hohlmeier einmal „Bischof“ der Mormonen gewesen sein.

Hohlmeier verließ die Wabag im Mai 1999 – offenbar gerade noch rechtzeitig, um strafrechtlichen Ermittlungen in eigener Person zu entgehen. „Ich nahm schon an, dass der Staatsanwalt irgendwann bei der Wabag vorbeischaut“, räumte er ein. Wohin die Millionen verschwunden sind, das wisse auch er nicht. „Ich denke darüber seit Monaten nach“, sagte er. Richter Wiegand hat da einen eigenen Verdacht: Die Schweiz sei doch in diesen Kreisen immer beliebt als „Rückversicherung“ für die alten Tage.

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel95738.php

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