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Beitrag 5 von 23
zum Thema Missionare vom Gegenteil überzeugen? Was glauben Exmos?
Seite erstellt am 25.4.24 um 11:10 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Mittwoch, den 31. Oktober 2001, um 7:07 Uhr
Betrifft: Schwer, aber nicht unmöglich

Yolanda schrieb u.a.:

>vor einiger Zeit hatte ich eher durch Zufall Kontakt mit mormonischen Missionarinnen. ... Da ich aber inzwischen auch freundschaftliche Gefühle zu den beiden Missionarinnen entwickelt hatte, hat dieser Kontakt doch sichtliche Spuren bei mir hinterlassen, so daß mich der Mormonismus mit all seinen guten und schlechten Eigenschaften nicht mehr losläßt.

Hallo Yolanda, die typische Missionierungsmethode der Mormonenmissionare bzw. Missionarinnen zeigt bei Dir Deine bezweckte Wirkung. Ihre Schulungsunterlagen und Trockentrainung (eingepaukt i.a.R. in 2 Monaten in ihren "Missionary Trainings Centre(s))  ist darauf angelegt den "Untersucher" zu "verpflichten" (commitment) und zu "befreunden" (friendshipping, wunderbar nachzulesen (sofern man/frau es nicht aus eigener Erfahrung erlebt oder angewandt (!) hat) z.B. im "Missionary Trainings Manual". Die Emotionen werden direkt angesprochen, der Sack wird langsam zugezurrt. Bereits während des ersten Kontaktes, versuchen sie einfachste, aber höchste wirksame Manipulationsmethoden anzuwenden. Einmal darauf eingegangen, wird es zusehend schwieriger sich daraus emotional (!) daraus zu befreien. So ensteht kein wirklicher Dialog, sondern ein vorher festgelegtes Rede-Antwort-Ritual. Das Ziel steht von vornherein fest: Deine Taufe. Im ersten Gespräch versucht man/frau Dich zum Beten zu kriegen. Zeigt sogar auf wie man "richtig" betet. Ganz eifrige bringen Dich dazu auf Knien zu beten (a la "Die Distanz zwischen Deinen Knien und dem Fußboden ist der Gradmesser Deiner Demut" ... so einfach, wer will schon in Gegenwart von zwei netten, süßen Leuten unhöflich, borniert und nicht demütig wirken?). Die Technik ist selbige wie auf Verkaufsveranstaltungen von z.B. Schneeballsystem "Firmen". Claquere und verstreute "Teilnehmer" klatschen vor Begeisterung, streuen ihre begeisterten Kommentare ein, geben ihre "Zeugnisse" ("Seitdem ich "Schmarotz" verkaufe, hat sich mein Leben verändert. Ich denke positiv, meine Familie ist glücklich über das Geld auf der Bank und dem neuen BMW vor der Tür"). Einmal mitgeklatscht, die suggestive Frage des Redners (lies Verkäufers, Missionare tun auch nichts anderes als ihre "Ware" anzupreisen) beantwortet ("Wollen sie nicht auch Glück und Zufriedenheit in ihrem Leben?" ... "Eh ... ja, klar." Bingo). So einfach funktioniert. Diese Leute sind darauf trainiert dem Gegenüber emotional einzuwickeln.

Ob bewußt oder unbewußt vom missionarischen Anwender, sie benutzen grundlegende Methoden, die auf die Motive des menschlichen Handelns zielen. Eine behutsame, liebevolle und schleichende Gefahr, da die meißten Menschen die Zusammenhänge zwischen dem rationalem Denken und emotionalen Impulsen kennen, die uns beide (!) motivieren zu handeln. Sie sind beide ineinander verwoben. Unsere Emotionen sind unser ureigenes, biologisches Erbe. Oft müssen wir feststellen, daß wir sogar reflexartig auf sie reagieren. Es gehört zum Reifungsprozeß sich dessen bewußt zu werden und mit seinen Emotionen ungehen zu lernen. Mein Glückwunsch also wenn Du oben schreibst:

>Nachdenken und auf meine wahren Gefühle hören brachte mich jedoch zu der Überzeugung, daß die Mormonen doch nicht recht haben

Weiter hast Du geschrieben:

>1. Hat man irgendeine realistische Chance, Missionare davon zu überzeugen, daß sie nicht das richtige predigen? Wie macht man das?

Hat man/frau. Frage wäre was Du unter realitisch verstehst. Die Chancen sind gering. Ich kenne selbst Fälle wo ich es erlebt habe, sogar daran beteiligt war. Das heißt nicht, daß der betreffende Missionar dann unbedingt "sofort" aussteigt. Dazu gleich mehr. Frage wäre auch was das "Richtige" wäre, wenn sie jedenfalls "nicht das richtige predigen." Wenn Du Dich mit dem Mormonismus nicht wirklich auskennst, wird es Dir schwerfallen einen Missionat "zu bekehren." Zu was eigentlich? Wäre eine "Entkehrung" nicht sinnvoller.

Ich gebe zu bedenken welchen Stress ein Missionar sich aussetzt, der seine ihm bekannte emotionale Heimat, Kultur, Erziehung, Komfortzone, verläßt. Es verlangt schon fast übermenschlichen Mut und Integrität während seiner Mission, eben diese zu verlassen. I.d.R. werden Mormonen von Kindesbeinen an auf ihre Mission hin "motiviert." Familienabend, Familiengebet, Vater-Kind Interview, Gruppendruck, Ansprachen, Sparschwein mit Missionsgroschen und die Primarvereinigung (PV, Kindergruppe) trichtern den Kiddies ein: "Ich möchte einmal auf Mission gehen, wenn ich ein Ende größer bin ..." Sie können garnicht anders. Ich erinner mich noch heute mit Schaudern an PV Besuche in meiner Eigenschaft als Mitglied der Bischofschaft, wo ich alle Kinder im Chor obiges Lied quaken hörte ... die Kinder als Entlohnung Klebebilder, Sternchen und Bonbons erhielten. Indoktrination pur. Für manche Jugendliche ist es später ein immenser Druck dem Gruppendruck, der "Erwartungserhaltung§ der Eltern, Kirchenführer, der Freunde (!) und oft genug sogar der eigenen, leiblichen Geschwister, ausgesetzt zu sein. Wer ein deutliches "Nein" zur Mission von sich gibt wird zum Paria, bekommt Anfangs viel Zuwendung, kostenlose Interviews etc. Man muß z.B. nur erlebt haben wie in typischen Abschiedsabendmahlsversammlungen für Missionare, die Tränen kullern, wie Horden von Mormonen ihre "Missionare" auf Flugplätzen und/oder Bahnhöfen verabschieden (in einem Maße, daß gerade erst vor Monaten die Flughafengesellschaft von Salt Lake City, Mormonen gebeten hat, ihre Missionare nicht am Flugplatz zu verabschieden ... brinst natürlich erst i.d.R. etwas, wenn die Kirche "offiziell" sich dagegen ausspricht ... was sie auch tat. Und selbige "Veranstaltung" erwartet den Missionar, wenn er/sie zurückkehrt. Nun stelle Dir vor, was erwartet einen aussteigenden Missionar wenn er zurückkehrt? Sich abwendende Blicke, Tränen (nicht der Rührung, sondern der Enttäuschung) , verletzte Gefühle, Schmach und Entäuschung bei z.B. den Eltern ("Haben wir ihm nicht alles gegeben und gelehrt ... und jetzt das") ...

>2. Was glauben Ex-Mormonen?

Alles mögliche: Vom Atheisten, Wiccaglauben, Moslem, bis hin zum fundamentalistischen Christen ist alles dabei.

>Kann man nach den Erfahrungen in dieser "Kirche" jemals wieder irgendeiner Glaubensgemeinschaft vertrauen?

Manche können es.

>Sind sie nicht alle abhängig von irgendwelchen Schriften und Propheten, die behaupten oder behauptet haben, mit Gott in Kontakt zu stehen oder von ihm inspiriert worden zu sein und verpflichten sie nicht alle in gewisser Weise dazu, irgendwo irgendwem einfach zu glauben, ohne selbst jemals die Wahrheit erfahren zu können?

Frage wäre wer "sie" in diesem Zusammenhang ist. Wenn ich Deinen Gedanken richtig verstehe, dann kann ich ihn aus meiner Sicht nur mit "ja" benatworten. Anders ausgedrückt: Wer einen bestimmten Maßstab an den Mormonismus anlegt, Raster anlegt, an dem müßten ebenso alle (?) anderen "Schriften, Propheten", Behauptungen (lies Glauben), Götter und Glaubenswahrheiten durch eben jenes Raster fallen.

>Über Kommentare und Antworten würde ich mich sehr freuen.

My pleasure.

Cheers, James

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