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Beitrag 3 von 15
zum Thema Wer glaubt noch an Gott???
Seite erstellt am 29.3.24 um 14:04 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Freitag, den 12. Oktober 2001, um 10:22 Uhr
Betrifft: Glauben-Gott-Götter ...


>Mich bewegt manchmal beim Lesen eurer Zeilen folgende Frage. Wer von euch, die von der Mormonenkirche ausgetreten sind, glaubt weiterhin an Gott, und welche Erfahrungen hat sie/er damit in der Zwischenzeit gemacht, sozusagen außerhalb der Kirche? Und meine neugierige zweite Frage: Wer glaubt nicht mehr an Gott und warum und wie geht es ihr/ihm nun dabei?

Könnte es ein, dass du dich davor fürchtest, mit dem Glauben an die HLT-Kirche auch Gott zu verlieren? Ich bemerke immer wieder, dass diese Angst viele Aussteiger bewegt.

Okay, meine Meinung zu diesem Thema:

Da bastelt jemand ein Gottesbild, macht es anderen schmackhaft und gewinnt dadurch mehr oder weniger Gleichgesinnte. Solange sich die einigermaßen in diesem Glauben wohlfühlen, funktioniert das auch bestens, denn so ein fix und fertiger Glaube bietet scheinbare Sicherheit, man glaubt eine Antwort auf alle die ewigen Fragen der Menschheit erhalten zu haben:

Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu existiere ich?

So weit so gut. Wenn man sich aber so in der Welt umsieht, muss man erkennen, dass es viele dieser Glaubensgemeinschaften gibt, die alle davon überzeugt sind, die wahre Antwort auf diese Fragen zu kennen und genau so davon überzeugt sind, alle anderen seien im Irrtum. Jede besitzt ein etwas anderes Gottesbild, jede fühlt sich auserwählt und jede fühlt sich berufen andere von ihrem Irrtum zu "erretten" indem sie sie voll Eifer und in bester Absicht missionieren. Und wenn wir noch weiterforschen, erkennen wir, dass es so schon immer gewesen ist, seit Menschen begonnen haben sich ein Bild von Gott zu machen. Wir können es in der Bibel erkennen und auch in all den anderen - nichtchristlichen - Religionen ebenso. Solange es nur dabei bleibt ist es auch nicht weiter schlimm, doch manche versuchen ihren Glauben den Andersgläubigen oder Nichtgläubigen mit Gewalt aufzudrängen. Das beginnt mit versteckter subtiler Drohung bis hin zum Mord in Gottes Namen. Das ist die eine Seite, die andere ist der Druck, der innerhalb dieser Gemeinschaften auf die eigenen Mitglieder ausgeübt wird und zwar in völlig gleicher Weise, von subtiler Drohung bei Gehorsamsverweigerung, bis hin zum Mord, und wieder alles im Namen Gottes.

Ich denke, prinzipiell ist der Ausgangspunkt dieser Entwicklung eigentlich nur das Unvermögen auf diese Fragen nach Sinn und Sein eine Antwort zu finden. Was sagt mir das? Wenn der Mensch diese Fragen nicht beantworten kann, dann ist er in seiner Entwicklung eben noch nicht soweit. Das bedeutet aber nicht, dass er diese Antworten niemals finden wird. Wäre es daher nicht viel klüger, in dieser Richtung weiterzuforschen, abzuwarten, sich in Geduld zu üben, als eine märchenhafte Erklärung zu erfinden, die man dann auch noch anderen aufzudrängen versucht? Durch die man so ganz nebenbei viel Leid über die Menschen bringt, so geschehen in all den vergangen tausenden Jahren und auch noch heute? Sollten wir nicht langsam erkennen, wie  intolerant, heuchlerisch arrogant und zeitverschwendent das ist?

Und noch eine kleine logische Anmerkung: Gäbe es diesen Gott, den die Menschen zur Zeit so geformt haben, tatsächlich, weshalb sollte er, der doch angeblich alle Menschen erschaffen hat, sich nur eine winzige kleine Gruppe zur Errettung ausgesucht haben, die ausserdem noch so willkürlich auserwählt wurde, nur aufgrund ihres Gehorsams? Welche Material- und Zeitverschwendung von Gottes Seite. Er, der allmächtig, nach seinem Willen gehandelt hatte, sollte so unlogisch vorgegangen sein? Wenn er gehorsame Sklaven hätte haben wollen, weshalb hat er dann nicht gleich seine Menschen so erschaffen? Wozu der ganze Aufwand? Von wegen Entscheidungsfreiheit und Loyalität, die er angeblich dadurch testen will: Wo bleibt die Entscheidnungsfreiheit eines Geschöpfes, dem der Schöpfer sagt: Entweder du bist mir gehorsam, dann wirst du reichlich belohnt werden und ewig leben, oder du bist ungehorsam und du wirst leiden und von mir vernichtet werden! Welche Wahl hat man da tatsächlich?

Und zuletzt noch diese Frage:
>Wer glaubt nicht mehr an Gott und warum und wie geht es ihr/ihm nun dabei?

Ich glaube nicht an irgendeinen der vielen erfundenen Götter der Menschheit. Es kommen immer wieder neue dazu, oder anders gesehen: Gott bekommt immer wieder neue Eigenschaften zugeordnet. Ich benutze den Begriff Gott überhaupt nicht gern, weil er so oft missbraucht wurde und wird. Ich fühle mich sehr wohl dabei, einfach abzuwarten, was ich an Erkenntnis und Wissen noch erreichen werde, bevor ich mich irgndwie festlege, eigentlich halte ich es überhaupt für falsch sich dabei festzulegen. Das gesamte Universum, mit allem was darin enthalten ist, ist ununterbrochen in Evolution begriffen, es gibt keinen Stillstand, alles ist Entwicklung, und ich finde es spannend zu forschen und an der Forschung anderer teilzuhaben. Das ist viel interessanter, als stumpfsinnig dumme Gebote eines selbsternannten Propheten, Offenbarers, Religionsführers, oder was auch immer, zu befolgen.

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