Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 1 von 3
zum Thema Und jeder legt für sich aus
Seite erstellt am 20.4.24 um 12:48 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Holger
Datum: Donnerstag, den 11. Oktober 2001, um 16:41 Uhr
Betrifft: Und jeder legt für sich aus

Es scheint in jeder Religion das Phänomen zu geben, die Schriften immer so auszulegen, wie es gerade passt. Und es scheint auch immer welche zu geben, die das Ausgelegte dann ohne Widerspruch glauben.

Aus: Die Welt - vom 11.Oktober 2001
Bin Laden hat kein Recht, den Heiligen Krieg auszurufen

Der Koran als Argumentationshilfe für Al Qaida

Berlin - Der Heilige Krieg gegen die USA werde fortgesetzt, hat der Sprecher der Organisation von Osama Bin Laden, Suleiman Abu Gheith, gesagt. Um die Kraft seiner Worte zu untermauern, verwendete er zwei Koranzitate. Das erste ist aus der Sure 5 "Der Tisch", Vers 51.
Militante Islamisten legen Koransprüche gern besonders eng aus und interpretieren sie selektiv, um ihren Zielen eine höhere, göttliche Legitimation zu verleihen. Das Zitat soll alle Moslems dieser Welt davor warnen, mit den "Ungläubigen", die Afghanistan angreifen, zu paktieren. Die Strafe sei der Ausschluss aus der wahren, der moslemischen Glaubensgemeinschaft. Der Koranvers in Sure 2, Vers 62 jedoch - und es gibt mehrere derartige Belege im Koran - spricht eine andere Sprache: "Diejenigen, die glauben (Moslems), und diejenigen, die dem Judentum angehören und die Christen und die Sabäer, alle die, die an Gott und den jüngsten Tag glauben und tun, was recht ist, denen steht bei ihrem Herrn ihr Lohn zu, und sie brauchen keine Angst zu haben, und sie werden (nach der Abrechnung am jüngsten Tag) nicht traurig sein."

Die Ideologen von Al Qaida unterschlagen die Tatsache, dass die "Träger der Buchreligionen", also Christen und Juden, keine Ungläubigen im islamischen Sinne sind.

Das zweite Zitat ist aus der Sure 4, "Die Frauen", Vers 84. Es soll den Ruf an alle Moslems stützen, am Heiligen Krieg gegen die USA teilzunehmen. Doch weder Abu Gheith noch Bin Laden, der gar keine religiöse Ausbildung vorzuweisen hat, ist legitimiert, den Heiligen Krieg auszurufen. Das kann nur der Kalif, der "rechtgeleitete" Nachfolger des Propheten Mohammed. Doch eine solche Institution gibt es nicht mehr, seit Mustafa Kemal "Atatürk" 1924 das Kalifat abgeschafft hat. Seitdem gibt es im sunnitischen Islam keine von allen Gläubigen anerkannte religiöse Autorität mehr. al

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da es sich um einen Legacy-Beitrag handelt

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de