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Beitrag 19 von 114
zum Thema was habt ihr eigentlich gegen mormonen?
Seite erstellt am 20.4.24 um 15:02 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 30. September 2001, um 9:56 Uhr
Betrifft: Der Drang "rein" zu sein

Omar schrieb:

>ich bin kein opfer. ich hab schon viel mit drogen durchgemacht und war wirklich nicht mehr ein aktives mitglied, aber ich hab einfach die kirchenbesuche vermisst, habe es vermisst "rein" zu sein. die kirche gab mir alles! ich bin ihr so dankbar.

Lieber Omar, umso mehr ich Deine Zeilen lese, desto besorgter bin ich. Denke es ist für alle Leser hier nur allzu offensichtlich, daß die Kirche Dir "alles" gab. Du sie brauchst, die Besuche vermißt hast, es gebraucht hast "rein" zu sein etc. etc. etc. Besorgt u.a. , weil sie so erschreckend zu den Gedanken von Eric Hoffer passen. Dieser beschreibt zuerst die Art von Menschen die typisch für die Rekrutierung sind in Massenbewegungen:

"a) Arme, b) Asoziale, c) Ausgestoßene, d) Minderheiten, e) Jugendliche, f) Ehrgeizige (entweder vor unüberwindlichen Hindernissen oder vor unbegrenzten Möglichkeiten), g) von einem Laster oder Wahn Besessene, h) Unfähige (körperlich wie geistig), i) unnatürlich Selbstsüchtige, j) Gelangweilte, k) Sünder." ("Der Fanatiker. Eine Pathologie des Parteigängers," Frankfurt a. M., 1999, engl. "The True Believer. Thoughts on the Nature of Mass Movements," New York, 1951, S.37)

Hoffer stellt sodann die Frage, ob die sog. "Enttäuschten" leichter zu einer Lehre zu bekehren sind wie die Nichtenttäuschten. Ob sie eher zu glauben bereit sind:

"Pascal war der Meinung, daß man besonders geeignet sei, die Heilige Schrift zu verstehen, wenn man sich selbst hasse. Es gibt offenbar eine Beziehung zwischen der Unzufriedenheit mit sich selbst und der Leichgläubigkeit. Die Nötigung, dem wirklichen Ich zu entfliehen, ist in gleicher Weise die Nötigung, dem Rationalen und Offensichtlichen zu entfliehen. Die Ablehnung, uns selbst zu sehen, wie wir sind, mündet in einen Ekel vor Tatsachen und nüchterner Logik. ... Die Erlösung kann uns nur aus dem Mysteriösen, dem Wunderbaren kommen ... Sie wollen getäuscht sein. Was Stresemann von den Deutschen sagt, gilt von Enttäuschten allgemein: »(Sie) beten nicht nur um ihr tägliches Brot, sondern auch um ihre tägliche Illusion.« (Demiashkevich, Michael: The National Mind, New York, 1938, S.353). Es scheint die Regel zu sein, daß die, die keine Schwierigkeiten haben, sich selbst zu täuschen, sich auch leicht von anderen täuschen lassen. Es ist leicht, sie zu überreden und zu führen." (S.104)

Der wahre Gläubige, der später zum Fanatiker wird, ist anschließend Gegenstand der Betrachtung. Was zeichnet diesen aus und warum haben Massenbewegungen auf manche Menschen keinen Zugriff?:

"Der Hauptpunkt ist dabei der, daß sich die Selbstentfremdung, die eine Vorbedingung für Formbarkeit und Konversion ist, fast immer in einer mit Leidenschaft geladenen Atmosphäre vollzieht. Denn das Entfesseln von Leidenschaften ist nicht nur ein wirksames Mittel, ein bestehendes Gleichgewicht zwischen einem Menschen und seinem Ich zu stören, sondern es ist auch das unvermeidliche Nebenprodukt einer solchen Störung.
...
Nur der Mensch, der mit sich seinem Ich auf gutem Fuße steht, kann eine leidenschaftslose Haltung gegenüber der Welt einnehmen.
...
Indem die Massenbewegungen in den Herzen ihrer Anhänger heftige Leidenschaften entfachen und wachhalten, verhindern sie das Zustandekommen eines inneren Gleichgewichts. ... Sie stellen eine autonome, selbstgenügsame Existenz nicht nur als unfruchtbar und bedeutungslos, sondern auch als entartet und böse hin. Der auf sich selbst gestellte Mensch ist eine hilflose, erbärmliche und sündige Kreatur. Seine einzige Erlösung besteht darin, sein Ich aufzugeben und ein neues Leben in einer kollektiven Körperschaft zu finden, sei es eine Kirche, ein Volk oder eine Partei ...
...
ist ständig unfertig und unsicher. Aus seinen persönlichen Quellen - aus seinem abgelehnten Ich - kann er keine Selbstsicherheit entwickeln, sondern er findet sie allein dadurch, daß er sich leidenschaftlich an irgendeinen Halt klammert ... Diese leidenschaftliche Bindung ist der Wesenskern seiner blinden Ergebenheit und Religiosität, und er sieht in ihr die Quelle aller Tugend und Kraft. ... betrachtet (er) sich doch gern als Träger und Verteidiger dieser heiligen Sache, an der er sich festhält.
...
Es muß nicht hervorgehoben werden, daß ... (er) überzeugt ist, die heilige Sache, die ihm Halt gibt, sei unerschütterlich und ewig - ein Felsen, der der Zeit trotzt. Sein Gefühl der Sicherheit leitet sich jedoch her aus der Leidenschaft seiner Hingabe und nicht aus der Qualität der Sache. ... Er klammert sich an seine Sache in erster Linie nicht deswegen, weil sie gerecht und heilig ist, sondern aus verzweifelten Verlangen nach irgendeinem Halt.
...
kann seiner heiligen Sache nicht dadurch entfremdet werden, daß an seine Vernunft oder sein moralisches Bewußtsein appelliert wird. Er fürchtet den Kompromiß, kann aber auch nicht dazu überredet werden, die Gewißheit und Rechtmäßigkeit seiner heiligen Sache zu prüfen.
...
Er hungert nach dem tiefen Sicherheitsgefühl, das mit der vollständigen Selbstaufgabe eintritt - wenn er sich mit ganzem Herzen einem Glauben und einer heiligen Sache verschreibt. Was für ihn zählt, ist nicht der Inhalt der Sache, sondern die völlige Hingabe und die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten." (S.105ff.)

Deine Abhängigkeit hier wahrzunehmen ist schon bedenklich. Man könnte sagen: Get yourself a life! An own life!

> ich möchte wirklich nicht, dass menschen so über mormonen denken. was ist euer ziel? ich begreiffe es wirklich nicht.

Offensichtlich. Aber wie bereits an anderer Stelle schon gefragt: Wer ist "euer"?

Und wenn wir schon dabei sind: Was ist denn Dein Ziel bzw. Ziele?

- Eine "Mission" zu erfüllen, wie es von jedem jungen Mann in den Kirchenreihen erwartet wird? Bist ein potentieller Kandidat mit Deinen 20 Jahren.

- Im Tempel des Herrn eine zukünftige Mutter in Israel zu heiraten?

- Ein Gott zu werden?

- Welten ohne Ende zu schaffen?

- Eine ewige Nachkommenschaft durch alle Generationen der Zeit und in alle Ewigkeit zu erschaffen, sprich, zu zeugen?

- Mit Deinen zukünftigen, celestialen Ehegattinen?

Bin nach Beantwortung und Darlegung Deines Zieles (Ziele) gerne bereit mein Ziel zu beschreiben, wobei, der Weg eher das Ziel ist.

Liebe Grüße

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