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zum Thema Prozess gegen mormonische Betrüger beginnt
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Verfasser: Gunar
Datum: Donnerstag, den 20. September 2001, um 23:50 Uhr
Betrifft: SZ: Ein Strafverfahren der Superlative

Süddeutsche Zeitung
Freitag, 21.9.2001

Auftakt im Wabag-Prozess: Vier Manager wegen Anlagebetrugs vor Gericht

Ein Strafverfahren der Superlative

6000 Geschädigte, 7000 Aktenordner, 731 Seiten Anklage – die Staatsanwälte stehen unter riesigem Stress

Von Robert Jaquet

Die nackten Zahlen versprechen – zumindest für hiesige Verhältnisse – einen Prozess der Superlative: 190 betrügerisch vernichtete Millionen, 6000 Geschädigte und ein Aktenbestand, der der Staatsanwaltschaft ein ungewöhnliches Eingeständnis abnötigte. Der Fall überschreite „die Grenzen der Belastbarkeit“, hieß es unter Anspielung auf 7000 Leitzordner, die in der Mc-Graw-Kaserne gleich einen eigenen Trakt füllen. Am Donnerstag, fast zwei Jahre nach Beginn der Untersuchungen, eröffnete das Landgericht München I den Prozess gegen vier des Anlagebetrugs Hauptverdächtige des dubiosen Anlageinstituts „Wirtschaftsanalyse und Beratung Aktiengesellschaft“, Oberhaching, kurz: Wabag.

Nach der enorm zeitintensiven Aktendurchsicht bewältigen zwei der drei ausschließlich mit diesem Fall betrauten Staatsanwälte seit Donnerstag abermals eine strapaziöse Aufgabe. In einer Mammut-Lesung bringen sie die auf 272 Seiten eingeschmolzene Fassung der Anklage zu Gehör. Das Original mit seinen 731 DIN-A4-Seiten zu verlesen, hätte den Rahmen der Hauptverhandlung auch nach Einschätzung der acht Verteidiger und der Wirtschaftsstrafkammer unter dem Vorsitz von Wolf-Stefan Wiegand gesprengt. Selbst die komprimierte Fassung wird die Vertreter der Anklage, Clemens Turkowski, und seinen Chef, Norbert Riedmann, auch den ganzen Freitag über beschäftigen.

Nach deren Einschätzung mutierte die vor zehn Jahren von Finanzberatern und -vermittlern gegründete Wabag Mitte der Neunziger Jahre zu einem reinen Emissionshaus für Kapitalanlagen auf dem Umweltsektor. Biokraftwerke, Wertstoffrückgewinnungsanlagen und Pflanzenölpresswerke – insgesamt zehn solcher Großprojekte versprachen die beiden Firmengründer, Erich D. (51) und Harald S. (60), und ihre mitangeklagten Vorstände, Michael B. (40) und Axel F. (53), zu finanzieren. Das Kapital stammt aus dem Verkauf von stillen Beteiligungen und Aktien, aus öffentlichen Fördermitteln und Krediten. Die Kapitalgeber ließen sich mit Renditeaussichten locken, die aus Sicht der Staatsanwälte einen bemerkenswerten Nachteil hatten: Sie seien mit den ökonomischen Rahmendaten nicht in Einklang zu bringen gewesen. Die Ermittler Riedmann und Turkowski wollen den Nachweis führen, dass die Angeklagten zudem ganz bewusst ein Drittel des Kapitals zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts und zweckfremder Privatfirmen abgezweigt haben.

Ob und wann mit ihrer Verurteilung zu rechnen ist, wagt derzeit niemand abzuschätzen. „Das Ende ist nicht absehbar“, sagte Chef-Ermittler Manfred Wick. Der Terminplan reicht jedenfalls bis ins nächste Jahr. Außerdem dürfte sich erst Anfang Oktober abzeichnen, ob und wie sich die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern. Bisher war nur einer von ihnen zu Angaben bereit. Mit Ãœberraschungen darf gerechnet werden – schon deshalb, weil die Rolle des früheren Wabag-Rechtsberaters Max Strauß noch immer nicht geklärt ist. Dem Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten gilt ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Beihilfe zum Betrug. Er soll sich als Aushängeschild für die Wabag-Geschäfte hergegeben haben und muss mit einer Zeugenladung rechnen.

http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel79891.php

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