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Beitrag 12 von 12
zum Thema Last call!
Seite erstellt am 16.4.24 um 16:12 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 9. September 2001, um 9:01 Uhr
Betrifft: Der HLT Mikrokosmos pur

Mormonische Erlebenswelt pur. Ein Musterbeispiel wie so mancher Mormone seine Umwelt in seinem Mikrokosmos erlebt bzw. wahrnimmt, zeigt sich im Bericht einer "Sea Trek 2001" Korrespondentin. Schreibt diese (Tawny Archibald) das Verhältnis der "Trainees" (der bezahlenden Überfahrer) zur Crew der Schiffe:

>"Was großartig ist, ist das die Facaden gefallen sind, es ermöglichen, daß einige wunderbare Freundschaften entstehen können und großartige Lern/Belehrungssituationen auf beiden Seiten entstehen."

Nun würde man solche "Situationen" im Bericht erwarten. Man wird auch nicht enttäuscht. Zuviel erwartet man, wenn man persönliche Lernerlebnisse erwartet die die Crew vermittel hat, stattdessen wird eine typisch mormonische "Lern/Belehrungssituation" beschrieben:

>"Letzten Sonntag z.B. setzten sich vier Crewmitglieder inunsere Fast- und Zeugnisversammlung. Sie haben nicht ihr Zeugnis gegeben, sie haben aber in den Schriften nachgeschlagen und versuchten in unserem Gesang einzustimmen."

Kommt einem mächtig bekannt vor, oder? Feundschaft = Lern/Belehrsituation = Kirche, Versammlung besuchen = Zeugnis = Mitglied. Bemerkenswert die, sicherlich z.T. unbewußten, Manipulationsmethoden, genau wie bei Verkaufsschulungen von Schneeballunternehmen (Amway, Tupperware etc.). Man wird animiert "mitzumachen", "Waren" anzufassen, zu begutachten, zu erzählen etc. Was bei den Verkäuferhorden das z.B. das Mitklatschen ist, entspricht u.a. bei den Mormonen das Amen. Bingo!

Die Woche hindurch wurden "Klassen" über "Kirchengeschichte" gelehrt, Crewmitglieder "unterbrachen ihre Arbeit" um "zuzuhören." Man stelle sich vor der Kapitän und der Koch würden es auch tun ... die Schiffe würden wahrscheinlich mit einem Haufen verhungerter Leichen in Australien ankommen

Quelle unter:

http://deseretnews.com/dn/view/0,1249,300008259,00.html

Nach Meldung der Deseret News vom Samstag stechen nun drei Schife in See in Richtung Bahamas. Es gibt noch immer Finanzierungsprobleme, aber einige Leute haben Geld gezahlt.

Organisator Sadleir verstieg sich sogar dazu, Sea Trek 2001 in einem Atemzug mit den Handkarrenkompanien zu vergleichen:

>"Wir sind wie die Willie Handkarren Kompanie (engl. Willie Handcart Company) die im Schnee gefangen sind. Wir können uns nicht auf Institutionen verlassen die uns helfen."

Quelle unter:
http://deseretnews.com/dn/view/0,1249,300008262,00.html

Ist schon ein starkes Stück beide Situationen miteinander vergleichen zu wollen: Auf der einen Seite Auswanderer die i.a.R. ihr letztes Hab und Gut, Heimat und persönliche Verbindungen aufgaben, oft genug "arme Schlucker", mit Leuten die zu viel Geld und Zeit haben und rumschippern, und wenn alles fehlschlägt mal den Jet nach New York und Salt Lake City buchen. Für mich eine Beleidigung und Mißachtung der wirklichen Opfer (Toten) unter den frühern Handkarren Auswanderern (von Historiker Wallace Stegner als "eines der schlimmsten Desaster der gesamten Geschichte der Besiedlung des (Wilden) Westens" beschrieben). Entweder ist Sadleir schlich ignorant, weil keine Ahnung über die wirklichen Hintergründe des Willie Handkarrendesasters habend, oder der Mensch ist einfach berechnend.

Es sei daran erinnert, daß im Jahre 1856 bei der Willie Handkarrenkompanie 50 Auswanderer im Schnee ums Leben kamen, in der nachfolgenden Martin Kompanie sogar 150. Übrigens ein Musterbeispiel nicht erfüllter mormonischer Prophezeiungen, denn die Verheißung und Prophezeiung vom verantwortlichen Apostel Franklin D. Richards, keine Unwetter würden die Handkarrenkompanien beeinträchtigen, erfüllten sich nicht. Ganz im Gegenteil. Richards brachte es sogar fertig in Kenntnis (!) der sich anbahnenden Katastrophe , den Zuhörern der Generalkonferenz (5.10.1856) von seinem Optimismus und dem Glauben der Hangkarrenkompanie zu berichten. Wie Gott die Unwetter abwenden würde. Richards hatte nach Eintritt der Katastrophe nichts besseres zu tun, als die Opfer des Unglaubens zu bezichtigen. Kritiker wie z.B. Levi Savage (zu später Aufbruch, falsche Planung, schlechtes Material, anstehende Unwetter) wurden des Abfalls und Unglaubens von Richards bezichtigt. Savage ging aus Loyalität mit und rettete viele Menschen ... und überlebte! Selbst Kirchenhistoriker B.H. Roberts schrieb: "Dem Übereifer, um nicht zu sagen dem Fanatismus seiner Brüder, stellte sich der gesunde Menschenverstand von Ältesten Savage und seine Kenntnis des Landes entgegen." (Brigham .H. Roberts, A Comprehensive History of the Church, Provo, 1965), 4:89)

Richards sollte später einen ordentlichen und öffentlichen Anschiß für seine prophetische Stupidität von Brigham Young höchstpersönlcih erhalten ... evtl. um Kritik an ihn selbst im Keime zu ersticken? Denn Young war der Begründer der Handkarrenidee. Die Vermutung liegt nahe, hat Young in deiser Rede nichts besseres zu tun als alle Schuld von sich zu weisen: "Sind diese Leute im Frost und im Schnee mein Werk? Nein, mein Rock ist rein von ihrem Blute, Gott weiß es. Hätte ein Vogel es ins Ohr von Bruder Richards in Florence (Nebraska) gezwitschert, und die Brüder hätten dort einen Rat abgehalten, dann hätte er die hinteren Kompanien angehalten ..." (Journal of Discourses 4:69, ein "Vogel" namens Levi Savage hat Richards und den "Brüdern" ins Ohr "gezwitschert", nur Mittels der Glaubenskeule zum Schweigen gebracht). Richards entschuldigte sich nie bei den Angehörigen der Opfer o.ä. Er blieb im Amt. Es wurde keine direkte Schuld zugewiesen. Folgen? Keine. Die Mitglieder lernten (?) mal wieder, daß die "Inspiration" eines Kirchenführers jederzeit die Expertise eines Mitgliedes aussticht ... mit allen Konsequenzen.

Wenn man mal von der "Drohung" von Young absieht ("Ich werde eine Verfügung und eine Strafe festlegen ..."), daß wenn in Zukunft ein "Älstester" Auswanderer zu "spät" starten läßt, Young diesen "von der Kirche abtrennen" wird. Wohl auch nur die typische Brigham Young Hyperbel (Ãœbertreibung, engl. Hyperbole) die HLT Apologeten gerne heranziehen. 

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