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Beitrag 52 von 78
zum Thema Der Vorteil und der Segen der Kirche... 		Seite erstellt am 19.4.24 um 17:13 Uhr
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Verfasser: Sven
Datum: Mittwoch, den 1. November 2000, um 10:08 Uhr
Betrifft: Fakten & Glauben

Hi Joe (oder wie auch immer Du heißt - ist ja auch egal)!

Zu Deinem ersten Punkt:
Ja, beide Konstellationen sind möglich, jedoch bewegst Du Dich damit auf gefährlichem Boden, denn bei Deinem System steht es dann bei diesem Thema 1:1 - und wenn wir jetzt anfangen würden zu rechnen, d. h. wir versehen alle uns bekannten interessanten Fakten (ob nun für oder gegen die Kirche) mit Prioritäten, würdest Du in starke Bedrängnis kommen und an einem gewissen Punkt müsstest Du Deinen Glauben einschalten und ich würde locker weiter zweifeln. Diese These stelle ich nur auf, weil Du im Forum gerne von Beweisen sprichst. Du weißt selbst, dass bei Deinem Glauben (und meinem nicht-glauben) nicht alles bewiesen werden kann - dann wäre "Glauben" ja auch gar nicht so interessant - denn ohne Mysthik wäre das ganze  langweilig.
Nochmal zu den Facts: Du kennst bestimmt das Buch "Book of Mormon Studies" von B.H. Robert, hier werden sehr genau die Zusammenhänge der HLT-Gründerzeit besprochen. Die Fakten und Parallelen, die zu einer solchen Kirchengründung geführt haben könnten sind schon fast erschlagend.
Natürlich kannst Du jetzt sagen, dass es nicht so gewesen sein muss - natürlich nicht - wenn ich glauben will finde ich fast für jede Schwierigkeit eine Argumentation, ebenso wie umgedreht. So muss jeder selbst wissen wie man die Fakten verarbeitet.

Zum 2ten Punkt:
Ja, einige Szenen von der Geschichte Hiram Abifs wurden in das Freimaurer Ritual eingebunden, Hiram hat ja der Legende nach, dass Meisterwort nicht verraten und wurde deshalb ermordet. Er gilt als Baumeister des Tempels Salomon. Nun könnte man noch spekulieren, wer denn der wahre Baumeister des Tempels war ... ok aber das ist ein anderes Thema.

Das Argument, dass die Freimauerer das abgefallene Endowment benützen ist eine Behauptung, die ich durchaus akzeptiere, weil sie aus theologischer Sicht Sinn macht.

Glauben muss ich sie jedoch nicht, weil die Faktenlage (zeitliche Abläufe) die Ansicht nahe legt, dass Joseph Smith sie von den Freimaurern abgeschaut und verändert hat. Ebenso muß man bedenken, wie weit ein Profet sinken muss, wissentlich das abgefallene Endowment bei den Freimaureren mitzumachen (und wahrscheinlich sogar noch einen Meistergrad zu erlangen), nur der guten Beziehungen und des Geldes wegen.

Ebenso auffällig ist die seltene Erwähnung des Tempels im neuen Testament (oder BM) und ebenso wenige Hinweise auf ein derartiges Ritual - außerdem die große Nähe zum alten Testament. Auch ist die Geheimhaltung kritischer Fakten bis in die heutige Zeit ein weiteres Indiz dafür, dass die Kirchenführung so einige Probleme mit dem Thema hat.

Das kulturelle Änderungen eine Änderung des Rituals bewirken dürfen ist mir völlig neu (wobei es natürlich schon längst Fakt ist, auch ohne Brief der GAs). Ich habe noch gelernt, dass das Ritual ist ewig - aber in Zeiten der Flexibilität ändert sich eben auch ewiges.

Warum nun gerade die unangenehmen Zeichen (Strafen) herausgenommen wurden, kann sich jeder selbst beantworten.

Außerdem: Was sind denn kulturelle Änderungen? Seit wann gibt es denn plötzlich eine gleichschaltung der weltweiten Kulturen. Trotz Fernsehen, gibt es immer noch erhebliche Unterschiede und Wertvorstellungen auf der Welt. Das ein Gott ein so wichtiges Ritual 1800 Jahre ruhen lässt, um es dann nur 170 Jahre gelten zu lassen, um es dann nochmal abzuändern ist völliger Unsinn. Die Frage ist doch, wenn es stimmt, dass kulturelle Änderungen eine Änderung zulassen, was wäre denn passiert, wenn schon damals das Endowment in der heutigen Form durchgeführt worden wäre? Wären die Mormonen dann weniger Gehorsam gewesen, weil die Strafen fehlten? Und wenn alles nur Lithurgie ist, hat Brigham Y. Fehler gemacht? Und wenn das so ist, warum hat BY nur zusammengestückelt, er hatte doch die gleiche Vollmacht wie Joseph Smith? Eigenartig, dass immer nur die Gründer für kontinuierlichen Informationsfluss sorgen.
Ich will jetzt aber nicht zu sehr vom Thema abkommen, dies sind nur Besipiele, für Schlussfolgerungen, die aus so einem Argument enststehen können.

Dass einem bei bei nichteinhaltung von Versprechen, der körperliche Tod droht, ist schon vor 1990 eine unmenschlichkeit gewesen (auch wenn Du es mir jetzt als geistigen Tod verkaufen willst, das Zeichen machte nicht den Eindruck eines geistigen Todes (ich habe es selbst noch erlebt) - und die Daniten nutzten diese Bündnisse schamlos aus und ermordeten Verräter mit diesem Argument).

Zum letzten Punkt:
Hierzu möchte ich gar nicht so viel schreiben, weil ich die orthodoxen Ansichten, sowie die eher protestantischen gut verstehen kann (siehe auch das Dilemma der evangelischen Kirche: SZ von gestern Interview mit einem Bischof).

Ich hatte auch nie ein Problem damit, dass aus Menschen Götter werden können, eine interessante Lehre, die nicht gegen das Christentum verstößt. Auch die Vollmachts-Lehre ist interessant und glaubhaft.

Mein Problem mit dem Erlösungsplan der Mormonen ist eher in der mangelnden Effektivität und der eingeschränkten Weltsicht und dem nachhängen an alttestamentlichen Denkens begründet. Die Äüßerlichkeiten werden in der Kirche so stark betont, dass die wichtigen Dinge oft untergehen (siehe z. B. Tempelinterviews oder verschieden Vorschriften und Vorgänge im "Handbuch Allgemeine Anweisungen" - da findest Du wirklich heraus, in welcher Kirche Du Dich befindest).

Zum Punkt "Hart arbeiten":
Was würden wir ohne die Mormonen machen: Milliarden von Menschenseelen warten darauf, dass sich ein Mormone stellvertretend für sie taufen lässt und durch den Tempel geht ... das bedeutet im Klartext: das Leben von Menschen ist nicht viel wert, bis sie endlich von braven HLTs erlöst werden!

Nicht nur, dass Mormonen so automatisch zu einer Eliteinheit werden, nein man kann sich ganz einfach das Leben auch schwer machen ... in Ostdeutschland gibt´s auch noch ABM-Maßnahmen ...;-)

Sven.
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