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Beitrag 3 von 5
zum Thema mormonen missionieren?
Seite erstellt am 28.3.24 um 20:57 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Donnerstag, den 5. Juli 2001, um 7:02 Uhr
Betrifft: Seit wann Mormonen missionieren (Heinz)

Heinz mailte als Reaktion auf »Mäser Denkmal die 2.« eine Anfrage unter "seit wann missionieren mormonen"?, die offensichtlich versackt ist???:

>hi leute

>ich lebe in der dominikanischen republik und bin erstaunt das junge  männer aus usa hier missionieren. bin sehr liberal, aber das versteh  ich absolut nicht. bitte um aufklärung cu heinz

Seit wann Mormonen missionieren? Die erste "missionarische" Tätigkeit der "Mormonen" begann schon vor (!) der Gründung der Kirche (06.04.1830) und vor der der Herausgabe des sog. "Buch Mormon", ebenfalls 1830 (26.03.). Was, nebenbei bemerkt zeigt, daß die Motive der Bekehrten der ersten Jahre des Mormonismus, nicht dieselben waren (Smiths sog. "Erste Vision", das "Buch Mormon" etc.) wie heutzutage, sondern andere. Die werden z.B. deutlich beschrieben in Lehre und Bündnisse 29:9f.: "Denn die Stunde ist nahe, und der tag steht bald bevor, da die Erde reif ist, und alle Stolzen und die Schlechtes tun werden wie Stoppeln sein, und ich werde sie verbrennen, spricht der Herr ... Denn die Stunde ist nah, und was von meinen Aposteln gesprochen worden ist, muß sich erfüllen; denn wie sie gesprochen haben, so wird es sich begeben." Es begab sich bis zum heutigen Tage nicht. Die allte Angstmache vom Kommen des Herren (Parousie) die sich ja schon bei den frühen Christen in Luft auflöste ... und zu jener Zeit wieder ganz populär in Amerika war.

Der spätere Kirchengründer Joseph Smith, begann seine eigene Familie zu missionieren, danach Nachbarn und Freunde (1829). Diese ersten Anhänger erhielten dann jeweils "persönliche" Offenbarungen Gottes (Juni 1829), mittels dem Sprachrohr, dem "Propheten" Joseph Smith, wo ihnen gesagt wurdem sie hätten nun auch den göttlichen Auftrag, ihre "Sichel" einzuschlagen, "Zeuge" zu sein, "Umkehr zur verkünden, damit du Seelen zu mir bringst" etc. (siehe Lehre und Bündnisse, engl. Doctrines and Covenants, Abschnitte 14-16). Der Lohn? "Ewiges Leben" (14:7), geistiger und zeitlicher Segen (14:11), "Ruhe" zu finden im Reiche Gottes. Auch andere (der Vater von Smith, Schreiber Cowdery, Bruder Hyrum etc.) erhileten ähnliche "Offenbarungen." Ein weiterer Bruder von Smith, Samuel, kriegte im Sommer 1830 den Auftrag in die Gegend umherzuziehen und das Buch Mormon zu verkaufen.

Die ersten "richtigen", berufenen Missionare (im Herbst 1830), die in Weltgeschichte "ausgesandt" wurden, waren ... Missionare, die zu den "Lamaniten" gehen sollten, sie zu bekehren. Mormonen betrachten die "Indianer" als Überrest des Hauses Israel. Ihr Buch Mormon bezeichnet Lamaniten als Menschen mit "unrichtig(en) ... Überlieferungen ihrer Väter." (z.B. Alma 9:17). Sie sind schlicht "unwissend." Eine typisch rassistische Sicht des "weißen Mannes", die den "roten Mann" ja an den Rand der völligen Vernichtung brachte. Der "weiße Mann" als Beglücker des "Indianers." Die ersten Missionare zogen an "die Grenze bei den Lamaniten" (28:9), die westliche Grenze des Bundesstaates Missouri. Hier hatte die "Amerikaner" (was für ein Witz!) die Ureinwohnen des Ostens in Reservate abgeschoben. Andere Stämme hatten dort ihre Stammesgebiete (noch). Die ersten Indianer die in den Genuß der "wahren" Botschaft ihrer angeblichen Vorfahren kamen, waren die Seneca (Cattaraugus Reservat), die auf der Wegstrecke nach Westen lagen. Später würden sie den Wyandot und den Delaware predigen. Dort versprach der Wortführer, Oliver Cowdery, dem "Roten Mann" als Lohn für die Annahme des Buches Mormon und seiner Lehren, daß ... "ihr "Großer Vater" sie wieder wohlhabend machen und zu ihrer früheren Größe zurückkehren lassen werde." Weisse Denke pur.

Natürlich hatten die Missionare "vergessen", die erforderliche Erlaubnis von den staatlichen Organen sich einzuholen, die Reservate betreten zu dürfen. Eine Gesetzesübertretung. (siehe z.B. Parley P. Pratt, Autobiography of Parley Pratt, Salt Lake City, 1985). Wieder schafften sie es, wie später des öfteren, sich einen Dreck um geltende Gesetze zu kümmern und sorgten für Unruhe ... die unterschwellig ihre politische Brisanz hatte. Die "Indianermission" brachte keinen Erfolg. Unter den "Indianern." Unter den am Rande aufgesammelten "weißen Männern" schon.

Ein ganz anderes Motiv der "Missionsarbeit" unter den "Indianern" war eines, welches die Kirche heutzutage heute nicht so gerne öffentlich macht, widerspricht es doch dem naiven Missionseifer:

In einer "Offenbarung" vom 17.07.1831 verkündete "Prophet" Joseph Smith den "Indianermissionaren", daß es der "Wille" des Herrn sei, daß die Missionare sich Ehefrauen von den "Indianern" nehmen sollten, unabhängig davon, daß die Missionare verheiratet waren! Die ersten Anflüge der sog. "Vielehe." Interessant die Begründung von Smith, denn a) wären "Indianerfrauen" nunmal "tugendhafter" wie "Nichtjuden" (engl. gentiles, "Ungläubige") und b) (jetzt wird es ganz wild und stupide), durch die Heirat es zu einer Vermischung kommt, und der laut Buch Mormon "schmutzige" und mit einem die Hautfarbe betreffende Fluch belegte Lamanite (bzw. dessen Nachkommen), wieder "weiß, angenehm (erfreulich) und gerecht" wird. Laut Buch Mormon, z.B. nach 2.Nephi 30:5f., sollen die Lamaniten eines Tages, natürlich wenn sie "das Evangelium Jesu Christi" annehmen und "die Finsternis ... ihnen wie Schuppen von den Augen zu fallen anfangen ... wieder ein weißes und angenehmes Volk sein." So übrigens noch in der deutschen Buch Mormon Ausgabe von 1980, in der 1981 Ausgabe heißt es plötzlich "rein und angenehm." Man wundert sich. Um so mehr, wenn man weiter recherchiert und feststellt, daß in der ursprünglichen, englischsprachigen Buch Mormon Ausabe es von 1830 heißt "white and delightsome", auch in der 1837 Ausgabe. 1840 Ausgabe plötzlich "pure (rein) and delightsome", in den Ausaben danach wieder ein Salto rückwärts (white & delightsome) und schließlich USA Ausgabe 1981, dementsprechend in der dt. 81er Ausgabe, wieder ein Salto vorwärts (pure & delightsome). Spannend die Turnerei, nur im künstlerischen Wert gibt es Punktabzüge.

Obige "Offenbarung" im Original:

"For it is my will that in time, ye should take unto you wives of the Lamanites and Nephites that their posterity may become white, delightsome and just, for even now their females are more virtuous than the gentiles." (William W. Phelps Brief an Brigham Young vom 12. August 1861, Church Historical Department)

Phelps berichtet übrigens im selbigen Brief, daß er später Smith fragte, wie er denn als damaliger Missionar eine "Eingeborene" als Frau nehmen sollte, wo doch alle Missionare bereits verheiratet waren. Smiths Antwort:

"In the same manner that Abraham took Hagar and Keturah; and Jacob took Rachel, Bilhah and Zilpha, by Revelation."

Und dieses Thema, schon im Kopf von Smith spätestens im Jahre 1831, sollte Smith bis zum Jahre 1844 beschäftigen und maßgeblichen Einfluß auf sein Leben und seinen Tod haben. Denn noch 1843 ruft er die Mitmormonen auf, dem Vorbild des Abraham zu folgen, dessen "Werke" zu tun (LuB 132:32). Diese Werke und die seiner Nachfahren werden dort explizit beschrieben (Verse 28-66 inkl. dem sog. "Gesetz der Sara").

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