Beitrag 69 von 82 zum Thema Mäser Denkmal |
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Verfasser: Gunar Datum: Dienstag, den 19. Juni 2001, um 7:35 Uhr Betrifft: SZ: Schüleraustausch
Sächsische Zeitung
MEISSEN
16.06.01
Seite 10Schüleraustausch
Partnerschaft hängt nicht vom Streit um Mäser ab
21 junge Leute aus Provo (Utah) waren zwei Wochen im MeiÃner Franziskaneum zu Gast / Gegenbesuch in Amerika für Ende September geplant
Die Städtepartnerschaft zwischen MeiÃen und Provo war gerade erst eine Idee, da ergriff Stephen van Orden, Deutschlehrer an der Timpview High School im amerikanischen Provo, die Initiative. Er nahm Kontakt zum Gymnasium Franziskaneum auf und wurde - gemeinsam mit 21 Schülern - nach MeiÃen eingeladen.
Von Maja und Marc Mosch
Eigens für den Schüleraustausch mit Provo wurde im vergangenen September am Franziskaneum die AG "Exchange" ins Leben gerufen. Unter der Leitung von Englischlehrerin Kordula Hohenleitner planten 23 Schüler den Austausch und kümmerten sich um die Details. Sie selbst werden am 30. September geschlossen zu einem zweiwöchigen Gegenbesuch starten. Die Reise nach Amerika ist aber nicht an die AG-Mitgliedschaft gebunden. Jeder Franziskaner, der Interesse hat, kann mitfliegen - vorausgesetzt er bringt die 1 500 bis 1 600 Mark auf, die der dreiwöchige Aufenthalt in den Staaten kosten wird. Dabei haben es die deutschen Schüler noch einfacher als die amerikanischen. Die 14- bis 19-Jährigen aus Provo mussten nämlich saisonbedingt das Doppelte für die Reise zahlen. Auch bei ihnen war, abgesehen von den Kosten, das einzige Auswahlkriterium ihr Interesse. Und das scheint reichlich vorhanden zu sein. So zeigten sich die jungen Amis in MeiÃen nicht nur sehr aufgeschlossen, sondern auch ehrgeizig. Auf eine englisch gestellte Frage versuchten sie immer deutsch zu antworten. Um den Schülern das Erlernen der fremden Sprache im jeweils anderen Kulturkreis zu ermöglichen, soll der Austausch ab sofort jährlich stattfinden. Nach Stephen van Ordens Erfahrung ist das der beste Weg, eine fremde Sprache zu lernen. Von den Querelen um die Aufstellung des Mäser-Denkmals in MeiÃen sieht er die freundschaftliche Beziehung der beiden Schulen nicht gefährdet. Vorübergehend werde die Statue in Dresden aufgestellt. AuÃerdem sollen zwei Diplomarbeiten die Bedenken aus dem Weg räumen, die es momentan noch gegen Karl Gottfried Mäser in seiner Geburtsstadt MeiÃen gibt. Im Grunde kann van Orden den Trubel um das Denkmal nicht verstehen. Es sei schlieÃlich eine Statue wie jede andere, sagt er. Für so etwas brauche man sich doch nicht zu schämen. Auch Kordula Hohenleitner sieht die Partnerschaft mit der Timpview High School nicht von der Mäser-Debatte gefährdet. Viel wichtiger seien die zwischenmenschlichen Beziehungen, die geknüpft wurden. Zum Beispiel die zu den Gastfamilien, die die jungen Amerikaner mit Wärme und Herzlichkeit empfingen. Sie standen deshalb bei den jungen Amerikanern ganz oben auf der Liste der besten Erlebnisse - dicht gefolgt von der frischen sächsischen Küche. Bei dieser Gelegenheit wurden auch gleich die gängigen amerikanischen Klischees vom Sauerkraut und Bratwurst essenden Lederhosenträger widerlegt. Doch Stephen van Orden hatte sich schon im Vorfeld bemüht, dieses Bild dem groÃen, südlichen Bundesland zuzuordnen - dem mit der blau-weiÃ-gerauteten Nationalflagge. Dessen Sprache sei, so sagt er, sowieso schlechter zu verstehen, als der sächsischen Dialekt. Da kann Megan nur zustimmen. Sie hat sogar schon ein paar der wichtigsten sächsischen Vokabeln drauf: "Nu" und "immor". Die hat sie in den letzen zwei Wochen von ihren Gastgebern gelernt und amüsiert sich mit ihnen bei deren Aussprache jedes Mal köstlich.