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zum Thema Wenn Missionare den Mund aufmachen ...
Seite erstellt am 23.4.24 um 17:41 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Samstag, den 16. Juni 2001, um 15:42 Uhr
Betrifft: Monsieur Missionar Maillard

Gunar schrieb u.a., Monsieur Missionar Maillard zitierend:

>"Verbote gibt es für uns auf der Mission nicht ... sagt Maillard."

Dazu kommentierend:

>Der gute Elder Maillard hätte vielleicht mal einen Blick in sein "Handbuch für Missionare" werfen sollen, das er ja ohnehin immer bei sich tragen muss.Dann wären ihm vielleicht solche Wortwendungen aufgefallen wie: "Sie dürfen nicht ...", "... werden nicht geduldet", "Rufen Sie ... nicht an", "Schreiben Sie nicht ...", "... sind nicht gestattet" oder "... sind unzulässig." Für Maillard eben keine Verbote.

Eben. Für ihn nicht. Denke es zeigt seine Denke und Fühle. Und das ist erschreckend. Es zeigt wie er mit Worten spielt, verdreht, um sich und seine Taten zu rechtfertigen. Gehört nicht nur in die Kategorie "Für den Herrn lügen", sondern in die noch schädlichere: "Sich selbst anlügen." Er kann einem schon leid tun.

>"Verkaufen wollen sie nichts, auch nicht bekehren ... erklärt Missionar Maillard." ... Durch Ihre Bekehrungsarbeit können Sie den Menschen helfen [dass] ... sie zur Bekehrung und damit zur Taufe geführt werden ... fordern
Sie sie auf, sich dazu zu verpflichten ... sich schließlich taufen [zu] lassen."

Gunar dazu:

>Für Maillard garantiert keine Bekehrungsabsicht.

Wir haben ja beide den gleichen "Nichtverkauf" bzw. "Nichbekehrung" selbst am eigenen Körper erlebt. Der arme Kerl kann garnicht anders reden. Es ist schon bemerkenswert, wenn man liest, wenn man es schon nicht selbst erlebt hat, wie Missionare "trainiert" werden.

So kann man obige Denke wunderbar vorgekaut finden im 252-seitigen Missionarsleitfaden "Missionary Guide. Training für Missionaries." Bereits auf der ersten Seite, erster Absatz, wird die Marschrichtung definiert (jeweils meine Übersetzung):

"Einleitung

Lernender

Ihre Absicht als Missionar ist es, Menschen zu helfen, durch die Verordnungen  der Taufe und Konfirmation, zu Christus zu kommen. Während die Menschen die sie belehren ihre Herzen öffnen, ihrer Botschaft zuhören, und den Geboten Gottes gehorchen, werden sie den Geist Gottes verspüren. Sie werden bekehrt werden, wenn sie den Geist verspüren und entsprechend der Eingebungen die sie erhalten handeln.

Sie können Leute helfen bekehrt zu werden indem sie ein Verfahren benutzen, welches Verpflichtungsmuster genannt wird" (engl. You can help people become converted by using a process called the commitment pattern). (S.1)

Unterschwellig schwingt mit, auch an anderen Stellen des Trainingsleitfadens, daß nicht der Missionar "bekehrt", sondern der "Geist" bzw. der "Untersucher" selbst. So einfach. Der Missionar ist lediglich "Werkzeug Gottes."

So wird Monsieur Missionar Maillard auch bereits im zweiten Kapitel schnell das Training aufgesogen haben, daß er nicht einfach Werkzeug Gottes ist, sondern zur Elite der Geistheit und Menschheit gehört, erfährt er dort bereits im zweiten Absatz, nachdem ihm im ersten erklärt wird, er müsse sich auf seine große Missionsaufgabe vorbereiten:

"Ihre Vorbereitung begann lange vor ihrer Mission - sogar vor ihrer Geburt (gemeint ist selbstverständlich das sog. vorirdische Dasein, Geisterwelt etc.). Mit großer Wahrscheinlichkeit waren sie "unter den Edlen und Großen ... , die am Anfang ausgewählt worden waren, Herrscher in der Kirche Gottes zu sein. Schon ehe sie geboren wurden, erhielten sie mit vielen anderen in der Geisterwelt ihre erste Unterweisung und wurden darauf vorbereitet, zu der vom Herrn bestimmten Zeit hervorzukommen und in seinem Weingarten für die Errettung der Menschenseelen zu arbeiten." (LuB 138:55f., S. 4).

Wer kann sich dieser Verlockung und herrlichen Lehre entziehen, vor der Geburt und nach der Geburt "berufen zu sein?" Berufen ein "Edler und Großer" zu sein, zu "herrschen" und andere zu "erretten?" Elite zu sein? Suggestion pur? Akzeptiert er die Suggestion zur Elite zu gehören, verhält er sich auch elitär. Die normalen Regeln der menschlichen, wissenschaftlichen Beweisführung und Erkenntnis gelten nicht. Es gelten ureigne, der "Geist" zählt nur noch (S.9):

"Präsident Ezra Taft Benson hat gesagt: "Wenn es eine Botschaft gibt, die ich den Zwölfen (gemeint ist der Rat der Zwölf, m. Zusatz) wiederholt habe, dann ist es die, daß der Geist zählt. Es ist der Geist der wichtig ist. Ich weiß nicht wie oft ich dies gesagt habe, aber ich werde dessen nicht müde - es ist der Geist der am wichtigsten ist (Seminar für Missionspräsidenten, 3. April 1985, S. 9)

Anders ausgedrückt, steter Tropfen höhlt das Hirn.

Wer zur Elite der Menschheit gehört, dies auch bei anderen Gelegenheiten verstärkt bekommt von den eigenen "Mundstücken" Gottes, so z.B. vom Präsidenten der Zwölf und späteren Präsidenten der Kirche, Joseph Fielding Smith:

"Trotz unserer Schwächen sind wir das beste Volk der Welt. Ich sage dies nicht, um zu prahlen, denn ich glaube, daß diese Tatsache für alle offenkundig ist, die bereit sind, sich selbst ein Urteil zu bilden. Wir führen ein reines Leben und sind untereinander in jeder Hinsicht gleich und allen anderen Menschen auf vielen Gebieten überlegen." (in:  "Lehren der Erlösung", Bd.1., S. 236),

oder Brigham Young:

"Wir sind die klügsten Menschen dieser Welt." (JD 6:176 (engl. "smartest people", auch "gescheitesten, intelligentesten" etc.).

So geht er voller Begeisterung an die Arbeit, insbesondere nach der Lektüre des Trainingsleitfadens, Kapitel "A Missionary’s Purpose - Convert Baptisms" (Die Missionarsabsicht - Bekehrtentaufen, oder Bekehrte taufen ... je nach Lesart).

Und im Laufe der Zeit denkt Monsieur Missionar Maillard wie ein Elitemissionar, fühlt , redet und handelt so. Und wie er elitär zu reden hat, selbstverständlich nur als "Empfehlung", da lsernt er innerhalb von 252 Seiten. Das für ihn besondere Regeln der Kommunikation gelten auch. So z.B. ein Beispiel unter Hunderten, Kapitel "Die Botschaft präsentieren", S. 88:

"Um eine Botschaft mit Glauben zu präsentieren, präsentieren sie die Lehren als Tatsachen, und vermeiden sie negative Ausdrücke. Betrachten sie die folgenden Beispiele:

Weniger effektiv ...

Wir denken, daß die Taufe sehr wichtig ist.

Effektiv

Um in das himmlische Reich zu kommen, müssen wir getauft und Mitglieder der Kriche Jesu Christi werden..

Weniger effektiv

Ich bin ein Mitglied der Kirche seit nun seit fast vier Jahren. Das Evangelium ist das beste was mir bisher passiert ist.

Effektiv

Der Herr hat Zeugnis davon gegeben, daß dies "die einzig wahre und lebendige Kirche auf dem ganzen Erdboden" (LuB 1:30) ist. Ich weiß, daß dies wahr ist.

Die weniger effektiven Beispiele enthalten Worte die Zweifel zeigen, solche wie "ziemlich sicher," "denke, " und "beste was mir bisher passiert ist." Die effektiven Beispiele enthalten Worte die Vertrauen in den Lehren zeigen, wie "ich weiß" und "wir müssen." Dies sind vielmehr Aussagen über Tatsachen antelle einer Meinung."

Und am Schluß der Seite diese unglaublich Aussage. Beispiel der Indoktrination von Missionaren, daß für sie im Umgang mit ihren Mitmenschen eine besondere Art der Moral zu gelten hat. Der Missionar braucht sich nicht dafür zu entschuldigenm daß er das "Evangelium" lehrt:

"Weniger effektiv

Es tut mir wirklich leid daß ich so viel ihrer Zeit benutzt habe. Wir haben nicht auf die Uhr gesehen. Ich hoffe sie vergeben uns.

Effektiv

Wir schätzen es, daß  sie uns die Zeit haben nehmen lassen diese Botschaft mit ihnen zu teilen. Ich fühle, daß sie erkennen, wieviel uns dies bedeutet." (ebd.)

Man beachte:

Ein Beispiel ist nach meiner Meinung ein Beispiel von guter Erziehung, Integrität und Ehrlichkeit. Ein anderes von elitärem Denken, wo dem Missionar noch mit auf dem Weg gegeben wird, was er zu fühlen hat, bzw. sein Gegenüber "erkannt" wird und dies ihm suggeriert wird.

Unser Monsieur Missionar Maillard, unser Mobot, kann irgendwo nix dafür. Oder doch?

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