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Beitrag 63 von 82
zum Thema Mäser Denkmal
Seite erstellt am 23.4.24 um 15:51 Uhr
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Verfasser: James
Datum: Donnerstag, den 14. Juni 2001, um 8:31 Uhr
Betrifft: Sie hassen und wählen ihn doch?

Auf das Teilzitat der SZ:

"Ich habe Ludwig Erhard vorgeschlagen, da er für den sozialen Ausgleich und für das Konzept des Dialoges zwischen Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik stand."

schrieb Peter:

>das dürfte doch wohl so nicht ganz richtig sein ... unterschwellig war erhard einer der meistgehassten politiker seiner zeit, denn er benahm sich despotisch und befahl mehr als er diskutierte. (m. Herv.)

Interessante Behauptung. "einer der meistgehassten politiker seiner Zeit ... despotisch und befahl mehr als er diskutierte."

Nun frage ich mich: Wie schaffte es Ludwig Erhard "einer der
meistgehassten Politiker seiner Zeit", mehr Despot und Befehlsgeber zu sein, und gleichzeitig z.B. (die folgenden biographischen Daten entstammen zum größten Teil der Website http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/ErhardLudwig/) :

- einen Dr. rer. pol. zu bauen.

- Wissenschaftlicher Assistent und später Stellvertretender Leiter des "Instituts für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware" in Nürnberg zu werden. Als Wissenschaftler wird abgeprüft, ob er disputieren und diskutieren kann.

- es 1944 wagt, es schriftlich niederzulegen, daß Deutschland den Krieg verliert

- unmittelbar vor dem Attentat vom 20. Juli gegen Hitler eine Denkschrift an Carl Friedrich Goerdeler schickt, der im Zentrum des zivilen Widerstandes gegen das NS-Regime steht. Noch auf der Flucht verfaßt Goerdeler ein Memorandum, in dem er seinen Freunden Erhard als Berater empfiehlt.

- 1945/46 Mitglied des bayerischen Kabinetts wird. Erhard wird
- 1947 Honorarprofessor für Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität München wird.

- 1949 erster Wirtschaftsminister im demokratischen Nachkriegsdeutschland wird. Peters These folgend, haben die Deutschen nichts gelernt und wählen wieder, und diese wiederholt sich ja in den kommenden Lebensjahren Erhards, einen "mehr" Despoten? Einen der "meistgehasst" ist?

- 1950 wird Honorarprofessor wieder Honorarprofessor.
hts- und Staatswissenschaften an der Universität Bonn.

- 1957 wird Erhard Vizekanzler und Wirtschaftsminister.

- 1961 wird Erhard erneut Vizekanzler und Wirtschaftsminister. Wieder wird der "einer der meistgehassten" Politiker in einem demokratischen Land mit dessen verfassunggemässen Organen nicht in die Wüste geschickt, sondern bestätigt?

- 1963 wird er Bundeskanzler

- 1964 lehnt das Bundeskabinett eine Verlängerung der Verjährungsfristen für NS-Verbrechen gegen die Stimme Erhards ab!!! Wahrlich ein Merkmal eines  meistgehassten Despoten der nicht diskutiert.

- 1965 verantwortlich für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel.

- Deutschland wählt seinen neuen Bundestag. Das deutsche Volk wehrt sich nicht (!) gegen den meistgehassten Despoten. Sie begreifen offensichtlich die Grundlagen der Demokratie noch nicht, oder? Erhard wird erneut Bundeskanzler.

- 1966 tritt Erhards als Bundeskanzler zurück. Despoten gehen von alleine?

- 1976 wählen die Deutschen ihn wieder in den Deutschen Bundestag. Etc. etc. etc.

Nur ein paar Witze ... Argumente für die Lebensleistung des Ludwig Erhard.

Folgen sachliche Fakten die Erhard zu einem "der meistgehassten Politiker seiner zeit ... denn er benahm sich despotisch und befahl mehr als er diskutierte," stempeln?

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