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zum Thema Das Echo
Seite erstellt am 18.4.24 um 5:58 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: James
Datum: Sonntag, den 10. Juni 2001, um 8:04 Uhr
Betrifft: Das Echo

Artikel in der Salt Lake Tribune ("SLOC’s Romney Criticizes Critics, Says Keep It Private"), Samstag, den 09.06.2001.

Mitt Romney, Chef des Salt Lake Organisationskomitees (Winterolympiade 2002, Salt Lake City), bat die anwesenden Führungskräfte der Gemeinden und Wirtschaft bei einem "Seminar", die Olympia Organisatoren nicht in der Öffentlichkeit zu kritisieren. Dies würde den Zynismus der Spiele umgibt fördern.
Romney hat nichts dagegen wenn Leute auf Fehler hinweisen, so lange sie dies "privately" tun würden. Dies würde dazu führen, daß die Menschen weniger enthusiastisch wären. Für Salt Lake City Ratsherrn Keith Christensen, waren die Kommentare von Romney "daneben." :

"Ich hatte ein Lächeln als er das sagte, denn es ist grundsätzlich unsere Aufgabe die Aufsicht zu wahren und Offenheit zu gewährleisten."

Romney gab den Teilnehmern noch den Tip, eine der teilnehmenden 80 Olympiamannschaften (40 bei den Paralympics) zu "adoptieren." Diese anzufeuern (stelle mir gerade vor wie Utah-Amis die Russen beim Eishockey gegen die USA anfeuern ... Tschai-bu ... Tschai-bu). Ob er schon mal erlebt hat, daß Zuschauer Sportler vor Ort und spontan "adoptieren", ohne Hinweis. Das Tausende einen "Eddy the Eagle" fliegen lassen, Bob Jamaica 1 wie bekloppt anfeuern?

Egal,  der Direktor für indianische Angelegenheiten, Forrest Cuch (nicht Gump! ;-)), gab den Anwesenden den Ratschlag, daß bevor Utah die Welt empfangen kann, es einen bessern Job darin tun sollte, die eigene Mannigfaltigkeit vor Ort aufzunehmen. Man sollte erst von den ethnischen Gruppen im eigenen Hinterhof lernen und Input suchen. Indianer (für Mormonen lies: "Lamaniten") können schon nerven ...

Cuch: ""If we can come together, if Utah can become a microcosm of the world, then these Games will be very special," Cuch said."

Weiser, intelligenter und mutiger Mann der Forrest. Mormonen leben ja bereits in ihrem Mikrokosmos.

Ãœbrigens: Keine Preise welch Geistes Kind, sprich welcher Religion Romney zugehörig ist. Welcher Kultur er entstammt, ihn prägt. Sie läßt sich nicht verleugen. ... don’t rock the boat ... keine Kritik bitte, wir sind Mormonen ... Bruder, haben sie ein Problem? ... kristisieren sie nicht die Brüder.

Übrigens, noch so ganz nebenbei: Leitfaden der Kirche: "Lehren, die größte Berufung. Nachschlagewerk für die Unterweisung im Evangelium, KJCdHdLT, o.O., 2000). Es handelt sich bei diesem Leitfaden, um den offiziellen "Leitfaden", Lehrbuch und Nachschlagewerk, für "Lehrer" innerhalb der Kirche. Es es zu beachten, dass neubekehrte Mitlieder durchaus nach einigen Wochen bereits als Lehrer "berufen" werden. Dies kann in allen Organisationen geschehen, vom Mitglied wird sodann erwartet, dass es regelmäßig Klassen belehrt ((Sonntagsschule (Jugendliche und Erwachsene), der Primarvereinigung (Kinder), Frauenhilfsvereinigung, Priestertumsversammlung, etc.). Diese "Berufung" geschieht oftmals ohne Schulung und weitere Vorbereitung. Im Idealfall durchläuft das Mitglied einen Lehrerschulungs-Grundkurs, einen Kurs bestehend aus zwölf Lektionen, enthalten im obigen Leitfaden. Dies bedeutet konkret, dass bereits von Neubekehrten erwartet wird, dass sie ein Zeugnis, also ein Wissen über ihren Lehrstoff haben, der übrigens jeweils mittels Leitfäden vorgegeben ist. Die Lehrer sind in diesem Moment die "Beauftragten des Herren, daher sind (sie) nur ermächtigt, das zu sagen, was er gesagt haben möchte." (Bruce R. McConkie, ebd. S.8)

Für McConkie ist ein Zeugnis unanfechtbar. Tatsächliches, verifizierbares Wissen, wird dem mormonischen Zeugnis untergeordnet, von besonderem Interesse die Rechtfertigung McConkies, aber auch die Methodik, wie Zuhörer ebenfalls von der "Wahrheit" der Lehre wissen können. Ein in sich geschlossenes System:

"Wer kann gegen ein Zeugnis streiten? Ungläubige mögen über unsere Lehre streiten. Sie mögen die heilige Schrift zu ihrem eigenen Verderben verdrehen. Sie mögen das eine oder das andere von einem rein intellektuellen Standpunkt aus wegdiskutieren, aber gegen ein Zeugnis sind sie machtlos.
Wenn ich sage, diese oder jene messianische Prophezeiung Jesajas habe sich durch dieses oder jenes Ereignis im Leben unseres Herren erfüllt, werden gleich viele Stimmen laut, die darüber diskutieren und aufzeigen wollen, dass die klugen Männer der Welt das anders sehen. Sage ich: Weil der Heilige Geist es meiner Seele offenbart hat, weiß ich, dass die messianischen Äußerungen sich auf Jesus aus Nazaret beziehen, den Sohn Gottes - was gibt es dann zu diskutieren? Ich habe das, was gelehrt wird, bezeugt, und jedem Zuhörer, der mit diesem Geist im Einklang ist, weiß im Herzen, dass das, was ich gesagt habe, wahr ist Bruce R. McConkie, S. 10, meine Herv.)

Wie man "im Einklang ist" ist, damit man "im Herzen (weiß) ... was ... wahr ist"? Selbiger Leitfaden beschreibt explizit, wie ein Mormone "rein vor Gott" stehen kann, um den "den Geist auch wirklich bei (sich) zu haben." Man muss:

... bei allem, was wir tun, an den Erretter denken ... immer wie wahre Jünger verhalten ... von unseren Sünden umkehren ... danach trachten was tugendhaft oder liebenswert ist ... guten Klang oder lobenswert ist ... müssen täglich mit festem Vorsatz in der heiligen Schrift lesen ... gute Bücher lesen und erbauliche Musik hören ... an heiligen Stätten stehen ... indem wir zur Kirche gehen, vom Abendmahl nehmen und so oft wie möglich in den Tempel gehen ... Gespräche und Vergnügen meiden, die unpassend oder leichtfertig sind ... Kleidung darf nicht unschicklich sein ... niemals einen anderen verletzen, auch nicht durch müßiges Geschwätz ... den Namen des Herrn nicht missbrauchen ... keiner unanständigen, derben Ausdrucksweise bedienen. dürfen uns nicht gegen die erwählten des Herrn  auflehnen oder Kritik an ihnen üben. (Lehren, die grösste Berufung, ebd., S. 13, meine Herv.)

In diesem geschlossenen System kann es daher nur folgerichtig sein, dass bei den Mitgliedern, das "Zeugnis immer stärker wird, wenn sie oft Zeugnis geben" (ebd., S.44). McConkie handelte also lediglich entsprechend seiner eigenen Überzeugungen, wenn er 1980 in einem Brief, an einen "HLT Intelektuellen", bemerkte, "Es ist mein Aufgabenbereich der Kirche zu lehren, was die Lehre ist. Es ist ihr Aufgabenbereich zu wiederholen (engl. to echo) was ich sage, oder zu schweigen." (in: Buerger, David J., Speaking with Auhority. The Theological Influence of Elder Bruce R. McConkie, in: Sunstone, Nr. 10:3, 1985, S. 12)

Mormonen werden über diese "Grundsätze" ständig belehrt. Wer "aufrichtig" ist, "Vergebung" sucht, dieser wird bekehrt werden und wird ein "Zeugnis" erhalten. So z.B. Apostel Marion G. Romney in einer öffentlichen Rede:

"Bekehrung wird durch göttliche Vergebung bewirkt, wodurch Sünden erlassen werden. Das läuft so ab: Ein aufrichtig Suchender hört die Botschaft. Er fragt den Herrn im Gebet, ob sie wahr ist. Der Heilige Geist gibt ihm die Gewißheit -- ein Zeugnis. Wenn das Zeugnis stark genug ist, tut er Umkehr und befolgt die Gebote. Durch diesen Gehorsam wird ihm Vergebung von Gott zuteil, und die Sünden werden ihm erlassen. So wird er zu einem neuen Leben bekehrt -- sein Geist ist geheilt." (Generalkonferenz, Oktober 1963, in: Dich zum Diener und Zeugen erwählen, Anleitung für das persönliche Studium (Nr.2), Melchisedekisches Priestertum, Frankfurt a.M., 1990, S.20)

So ist das ... und nicht anders ... wobei, eigentlich ist es ja auch nur die rein private Meinung eines Apostels. Oder nicht? Oder doch?

Kompletter Tribune Artikel unter:

http://www.sltrib.com/06092001/utah/104272.htm

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