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Verfasser: abendrot
Datum: Samstag, den 14. Februar 2009, um 4:06 Uhr
Betrifft: ach wo...

> Die Bezwichnung als erzreaktionäre Sekte  klingt sehr effektvoll, aber sie ist ein Zeichen von Schwäche Ihrerseits, weil es nur ein dummes Schlagwort ist. Ihre Annahme meiner Ansichten und deren Ursprung auf ’drastische Weise’ hier zur Kirche zurückzuverfolgen und so weiter, ist ein Zeichen für Ihre Doktrin und Ihre religionsfeindliche einstellung, die auch meiner Meinung nach demokratiefeindlich ist, wo Sie doch so sehr auf die US constitution appellieren.

... Effekthascherei habe ich bei meiner Wortwahl nicht im Sinn, und in der Sache ("erzreaktionäre Sekte") hast Du mir nicht widersprochen.

Ich will gern einräumen, daß derart homophobe Ansichten auch bei Menschen ohne mormonische Prägung entstehen können; ich bin aufgrund des bisher von Dir Gelesenen eben davon ausgegangen, daß bei Dir eine mormonische Prägung gegeben ist. Ist dies nicht der Fall bzw. denkst Du, daß bei Dir eine solche mormonische Prägung bezüglich der Homosexualität oder Sexualität im Allgemeinen folgenlos geblieben ist?

Ich würde nicht sagen, daß ich eine grundsätzlich religionsfeindliche Einstellung habe, aber mit meiner (begründbaren) Ablehnung des Mormonismus halte ich nicht hinterm Berg. Ich gestehe allen Religionen ein Existenzrecht zu, solange sie die Menschenrechte respektieren und sich nicht dagegen betätigen.

> In einem hermetisch abgeschotteten (kommt das nicht aus U-Booten?) Utah wissen wir nicht, was geschehen wäre. Aber die ganze Welt ist auch abgeschottet vom Universum, und ist alles gut gelaufen? Civil War in the US, First World War, Second World War, Atomic Bomb on Hiroshima and another japanese city, War in Indochina and Vietnam, Civil Wars in Cambochia an Africa and and and - and french a-bomb tests in the pacific area and and and ...

Dieser Vergleich hinkt nun doch sehr. Die von Dir genannten Ereignisse haben nicht in einer Art historischem "Vakuum" stattgefunden, sondern aufgrund der Entscheidungen der jeweiligen Herrscher der damaligen Zeit, mit katastrophalen Auswirkungen auf den Rest der Menschheit; Religion war hier wohl meist kein Faktor. Im Falle eines isolierten und theokratisch regierten Mormonenstaates Utah wäre dies aber der Fall und angesichts der verheerenden Auswirkungen von Religionen in der Geschichte und angesichts der vorhandenen Kenntnisse über die Mormonenreligion sind die Spekulationen, wie sie Trzoska in diesem Thread angestellt hat, auch sehr naheliegend.

Neben Religionen können auch politische Strömungen wie Faschismus/Totalitarismus solche Zustände hervorrufen bzw. es kann sich das mit Religion überschneiden. Solange Religionen in der Lage sind, daß Denken und Handeln der Menschen maßgeblich zu bestimmen, haben sie auch eine Verantwortung für die Folgen. Die Mormonenkirche ähnelt da der katholischen Kirche, die früher, als sie noch konnte, auch noch viel derber mit den Menschen verfahren ist als sie es heute kann bzw. wohl gern würde, wenn sie könnte.

> Und zu dem DSM der APA: es sind aber andere persönlichkeitsstörende Krankheitsdefinitionen hinzugekommen, die es früher auch so nicht gab. Selbst wenn implizit nicht von homosexueller Störung mehr die Rede ist, so lassen die sich mit Homosexualität in Erscheinung tretenden Persönlichkeitsstörungen doch in Bezug auf die Homosexualität bringen. Sie verlaufen dann parallell, wie es bei psychischen Krankheiten oftmals der Weg ist. Beispiel: schizoaffektive psychosis, wo eine schizophrenformer Verlauf da ist und parallel eine affektive Störung, die eine Persönlichkeitsstörung sein kann. Homosexualität wäre dann die Symptomatik, und die Ursache wäre eine parallel verlaufende schwere Persönlichkeitsstörung ohne sozial defizitäre Erkennbarkeit. Ja, meine schlechte Ausbildung ist wohl Schuld. Zufällig habe ich das aber einmal studiert, selbst wenn es lange her ist.

Wenn bei Homosexuellen in dem DSM definierte Krankheiten diagnostiziert werden (wie bei anderen Patienten eben auch), ist das nicht unbedingt verwunderlich angesichts der Anfeindungen, denen Homosexuelle nach wie vor seitens der Gesellschaft ausgesetzt sind. Das Problem liegt in der Intoleranz, einem Menschen vorschreiben zu wollen, wie er/sie zu lieben hat und dafür dann angebliche Schädigungen seiner/ihrer selbst bzw. anderer oder der Gesellschaft ins Feld zu führen. Solange diese Anmaßung nicht überwunden ist, wird sich an der Situation von (hier sexuellen) Minderheiten nichts ändern.

abendrot

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